[Hörbuch] Dreh Dich nicht um von Karin Slaughter – Grant County #3

gekürzte Lesung,

5 CDs,

374 Minuten,

gelesen von Iris Böhm.

Darum geht’s:

Es spricht alles für einen Selbstmord des Studenten, der sich von der Brücke in den Tod gestürzt hat. Doch noch während Ärztin Sara Linton und ihr Exmann, Polizeichef Jeffrey Tolliver, den Fall vor Ort untersuchen, wird Saras Schwester Tessa, die sich in der Nähe aufhält, niedergestochen und schwer verletzt. Das kann kein Zufall sein, doch eine Verbindung zwischen den beiden Fällen ist nicht zu finden.

Nach kurzer Zeit gerät dann die ehemalige Polizistin Lena, die inzwischen zur Campuspolizei des örtlichen College gehört, in den Mittelpunkt von Jeffreys Ermittlungen. Verschiedene Indizien sprechen gegen sie, sie verhält sich unkooperativ, hat offensichtlich schwere psychische Probleme und ihr neuer Freund scheint auch nicht ganz astrein zu sein. Doch was hat sie mit dem Tod von Student Andy und dem Angriff auf Tessa zu tun?

So fand ich’s:

Es gab so einige Gründe, wieso ich dieses Hörbuch nicht wirklich gern gehört habe. Teilweise lag es an meinen persönlichen Vorlieben, teilweise am Buch und einen großen Anteil an meinem Unmut hatte auch (wieder) die Sprecherin des Hörbuchs.

Was mich z. B. störte, war die beliebte Variante der umgeleiteten Schuldzuweisung. Sara wird von ihren Eltern dafür verantwortlich gemacht, dass ihre Schwester Tessa angegriffen und schwer verletzt wurde. Nicht, weil sie sie in Gefahr gebracht oder sie gar selbst verletzt hatte, sondern weil sie nicht voraus ahnte, dass es an diesem Tag ausnahmsweise nicht sicher war, in einem durch Fußgänger und Jogger und jeder Menge Polizisten gut besuchten Waldstück zum Pinkeln ein Stück von der Straße weg in die Büsche zu gehen. Und weil Sara sie nicht in Sekundenschnelle auf dem Waldboden wieder heilen konnte. Und weil Sara nicht Minuten später den geständigen Täter präsentierte. Sich dafür anklagen zu lassen und auch tatsächlich selbst ein schlechtes Gewissen deswegen zu entwickeln, bringt mich immer dermaßen auf die Palme, dass ich auch hier eine ganze Weile brauchte, bis sich mein Ärger darüber wieder gelegt hatte.

Die Polizistin Lena ist mir auch Jahre, nachdem ich die Bücher gelesen habe, noch negativ in Erinnerung. Ich finde diese Figur einfach so extrem unsympathisch, dass ich auch beim Hören wieder neu enormen Widerwillen gegen sie entwickelte. Sie ist unbeherrscht, lässt sich treiben, gibt Versuchungen und schlechten Einflüssen sofort nach und in diesem Band lässt sie sich noch dazu auf ganz ungesunde Macht- und Gewaltspielchen mit ihrem zwielichtigen neuen Freund Ethan ein. Der passt perfekt zu ihr, zumindest ist er mir genauso unsympathisch wie sie. Man muss trotzdem sagen, dass die Charakterisierung der beiden gut gelungen ist. Vielleicht sogar zu gut, denn in ihrer anstrengenden Art sind mir die beiden so intensiv präsent vor dem inneren Auge, dass ich einfach keine (Lese- oder Hörbuch-)zeit mit ihnen verbringen will.

Die Sprecherin hatte auch diesmal wieder ihre Betonungsfehler (lesen sich die Sprecher die Abschnitte nicht vorher mal durch, bevor sie sie aufnehmen?) und auch die sowieso schon sehr sparsam gelebte Dramatik in der Sprache war nicht immer auf den Punkt (Die Sprecherin sagte mit sexy-provokanter Stimme: „Jeffrey?“ und fügte dann hinzu „Sara klang wütend.“). Die Namen der Personen wurden zwischendurch immer mal in hartem Deutsch ausgesprochen, was mich besonders bei Jeffrey (genannt “Tscheffri”) und Sara (genannt “Serra”) aus dem Konzept brachte. Manche Männer, allen voran Polizist Frank, wurden so gesprochen, als wären sie grenzdebile Idioten. Mit Iris Böhm werde ich also sicher nicht mehr warm werden. Dieser dritte Band ist aber der letzte, der von ihr gesprochen wird. Die Folgebände wurden von anderen Sprechern eingelesen.

Die Krimistory an sich war blutig und brutal, einigermaßen spannend und durch die hörbuchtypischen Komprimierungen auch nicht zu sehr verkürzt. Doch die vielen Dinge, die mir am Inhalt und der akustischen Umsetzung nicht gefallen haben, konnten dadurch nicht wieder ausgeglichen werden, so dass dieser dritte Band der Reihe mich nicht überzeugen konnte.

Ich habe mit “Schattenblume” und “Gottlos” noch zwei weitere Hörbücher aus der Reihe hier liegen und werde diese auf jeden Fall noch hören. Ob ich danach mit der Printausgabe von “Zerstört” diese Reihe abschließe und mit der Will-Trent-Reihe (in der auch irgendwann Sara Linton ihre Rolle findet) weitermache, entscheide ich dann. Möglicherweise habe ich bei den ungekürzten, selbstgelesenen Papierbüchern einen ganz anderen Eindruck und ohne die Figur Lena (die hoffentlich in der Will-Trent-Reihe nicht vorkommt) auch mehr Spaß an Karin Slaughters Krimis. Wir werden sehen.

Die Grant County Serie in der richtigen Reihenfolge:

Belladonna (Original: Blindsighted)

Vergiss mein nicht (Original: Kisscut)

Dreh dich nicht um (Original: A faint cold fear)

Schattenblume (Original: Undelible)

Gottlos (Original: Faithless)

Zerstört (Original: Beyond reach)

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