Kurzbeschreibung:
Eigentlich wollte Paul Ondragon in der berühmten Klinik von Dr. Arthur nur seine außergewöhnliche Phobie behandeln lassen. Doch spätestens beim Fund eines unbekannten Toten in den Wäldern Minnesotas wird ihm klar, dass an dem abgelegenen Zufluchtsort der Schönen und Reichen Hollywoods etwas ganz und gar nicht stimmt. Ondragon stellt Nachforschungen an und stößt dabei auf ein grauenhaftes Geheimnis, das seine schlimmsten Ahnungen übersteigt …
So fand ich’s:
Anfangs war ich noch ziemlich angetan vom Helden dieses Buches, Paul Ondragon, weil ich ja schon vor einiger Zeit meine Vorliebe für Anti-Helden entdeckt habe und welchgespülte Gutmenschen a la Alex Cross schon lange nicht mehr mag. Da habe ich es hingenommen, dass sich die Story für meinen Geschmack zu gemächlich und ein bisschen langatmig entwickelte. Vieles blieb im Dunkeln, was die Person Paul Ondragon angeht und das Problem, das er behandeln lassen will, und ich musste mich in Geduld üben, was ebenfalls nicht ganz nach meinem Geschmack ist.
Die Story wurde spannender, actionreicher, doch Ondragon selbst wurde mir immer unsympathischer. Den Angestellten Peter nannte er ständig nur „den Hillbilly“ oder zur Abwechslung „den Kofferjungen“, was mich im Laufe der Zeit nervte, weil beide Bezeichnungen abfällig klingen und zeigen, wie wenig Respekt Ondragon vor seinen Mitmenschen hat.
Als es ernst wurde, zählte nur sein eigenes Leben. Er war sehr schnell bereit, Menschen als „Kollateralschäden“ einzustufen und zu opfern, um sich selbst zu retten. Noch eine Charaktereigenschaft, die mir an ihm nicht gefiel. Ein gewisses Ehrgefühl, Moral, oder auch nur einen persönlichen Ehrenkodex scheint es für ihn nicht zu geben. Ein Opportunist wie er im Buche steht.
Die professionelle Kälte, die er sich selbst attestiert, spiegelte sich leider nicht in seinen Handlungen wieder – da war er eher ein aufbrausender Choleriker. Weil er beleidigt wurde, brach er z. B. kurzerhand seinem verhassten Gegenüber mal schnell die Nase. Für einen Fachmann in psychologischem Nahkampf, wie er sich selbst einschätzt, ein Armutszeugnis.
Er ist kleinlich, rachsüchtig, egoistisch und hat grunsätzlich keine gute Meinung von seinen Mitmenschen.
Im Grunde lebte Ondragons Ermittlung hauptsächlich von Zufällen und den Fähigkeiten seiner Mitarbeiter, er selbst stolperte ziemlich dilettantisch durch die Handlung.
Das Buch hat sich im Großen und Ganzen aber doch recht unterhaltsam lesen lassen, die Grundidee mit dem Einschlag ins Mystische hat mir gefallen. Man ist hin und her gerissen, ob es nun eine natürliche und rationale Erklärung gibt, oder ob doch unbekannte Mächte ihre Finger im Spiel haben. Besonders die Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen und deren Storys, die am Ende sehr passend zusammen finden, fand ich lesenswert. Wenn man bedenkt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, sehe ich durchaus das Potential und werde Mr. Ondragon und Frau Strohmeyer mit dem zweiten Band „Totenernte“ noch eine Gelegenheit geben, mich zu überzeugen.
Mehr dazu:
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Menschenhunger
Totenernte
Nullpunkt
Seelenflut