Darum geht's:
Peter, Johannes und Annemarie sind schon seit ihrer Kindheit Freunde, seit Annemarie und ihre Mutter mit einem Flüchtlingstreck vor der Gartenlauben-Siedlung strandeten. Auch als junge Erwachsene sind sie noch sehr eng miteinander, auch wenn ihr Verhältnis um einiges komplizierter geworden ist. Und als 1962 die große Sturmflut auch die Deiche der Gartenlauben-Siedlung brechen lässt, geschieht ein Drama.
So fand ich's:
"Als die Flut kam" ist kein gewöhnlicher Krimi, denn wir haben nicht das Verbrechen am Anfang der Erzählung und ein Ermittlerteam, das sich im Laufe des Buches an die Aufklärung macht, sondern wir erleben erst einmal mit, was im Kreis der drei Freunde Johannes, Peter und Annemarie und ihrer Lieben alles passiert. Denn es gibt so einige Geheimnisse in ihren Leben. Johannes hat zum Beispiel seine Liebe für Annemarie ganz für sich behalten. Johannes' verheiratete Schwester hat ein Auge auf Peter geworfen und dieser ist kein Kostverächter und kann eine Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, auch wenn er verlobt ist. Und noch einiges mehr. Nach und nach entrollt sich ein Bild gutbürgerlicher Idylle vom Anfang der 1960er Jahre und parallel dazu das, was unter der Oberfläche an Lust, Laster und Geheimnissen, Zu- und Abneigung so schlummert.
Während der Sturmflut, die über Nacht und völlig unerwartet hereinbricht, spitzen sich die Ereignisse zu. Peter aus dem Freunde-Trio ist Polizist und sein Bauchgefühl sagt ihm, dass ein Verbrechen geschehen ist. Doch weil er bzw. seine Freunde betroffen sind, meldet er seinen Verdacht nicht bei seiner Dienststelle, sondern beginnt erst einmal, auf eigene Faust zu stöbern.
Dem offiziellen Klappentext kann man schon entnehmen, wer das Opfer ist. Ich habe meinen Text hier absichtlich vage formuliert, denn ich war mir nicht darüber klar, wer stirbt, als ich das Buch begonnen habe. Und empfand die Erzählung deshalb nochmal zusätzlich spannend, weil ich Vermutungen anstellen konnte, nicht nur wer warum der Täter, sondern auch wer das Opfer ist. Gerade die Mischung mit dem bürgerlichen Sittengemälde der "kleinen Leute" aus den 1960er Jahren und dem, was unter der Oberfläche in den Köpfen und hinter verschlossenen Türen abgeht, fand ich atmosphärisch interessant und es machte Spaß, die Familien, um die es hier geht, zu beobachten.
Nervenzerfetzenden Thrill gab es zuerst nicht wirklich, aber eine schön lesbare Familiengeschichte, in der das Leben nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und dies gewinnbringend eingesetzt, denn es kam vor, dass ich eine Figur nicht mochte, als sie aus der Perspektive eines anderen geschildert war. Als man aber aus ihrer Sicht erzählt bekam, änderte sich das und ich hatte viel mehr Verständnis für sie. Es ist Kathrin Hanke hervorrangend gelungen, genau diesen "menschlichen Faktor" einzufangen und ihren LeserInnen nahezubringen.
Und als die Flut kommt ... sterben Menschen, alles steht Kopf, und die heftigen Gefühle lassen sich nicht mehr zurückhalten. Das Ende war schlüssig und logisch, für meinen Geschmack allerdings ein bisschen zu abrupt. Ich hätte speziell eine Szenen gerne miterlebt, von der nur im Nachhinein erzählt wurde und das hat im ersten Moment eine kleine Enttäuschung hinterlassen. Ich habe aber Hoffnung, dass Peter Lüders auch künftig weiter ermitteln darf, denn das Ende machte auf mich den Eindruck, als wäre seine persönliche Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Ich würde mich darüber freuen, wenn da noch mehr käme.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
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Titel: Als die Flut kam
Autor/in: Kathrin Hanke
ISBN / ASIN: B09476X5L3
Sprache: Deutsch
Genre: Krimi
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr: 2021
Medium: eBook
Seitenzahl: 268
Autorenhomepage: Kathrin Hanke
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite