Darum geht's:
Es ist Winter, als der Strom ausfällt. Erst in Italien und Schweden, dann in immer mehr Teilen Europas. Der italienische Hacker Piero Manzano entdeckt, woran es liegen könnte, doch ohne funktionierendes Telefon und mit überlaufenen Polizeistationen wird er seine irre anmutende Geschichte nicht los. Als er dann doch Gehör findet, gerät er selbst in Verdacht, zu den Verursachern zu gehören.
Während dessen kämpft die Bevölkerung um Essen, Wärme, einen Weg nach hause und irgendwann sogar ums nackte Überleben, denn der Stromausfall dauert und dauert.
So fand ich das Buch, als ich es 2012 zum ersten Mal gelesen habe:
Die Folgen eines europaweiten Stromausfalles werden einem hier in realistischen und nachvollziehbaren Szenarien aus verschiedenen Standorten und Blickwinkeln vor Augen geführt. Natürlich geht jeder erst einmal davon aus, dass das Problem in wenigen Stunden behoben sein wird. Als das dann immer länger auf sich warten lässt, passieren nach und nach Dinge, die auf den ersten Blick unfassbar sind. Aber sie werden so glaubhaft und realitätsnah mit Anspielungen und Bezügen auf tatsächliche Ereignisse aus der jüngeren Vergangenheit geschildert, dass man als Leser bei jeder Zeile überzeugt ist, genau so könnte es passieren, und im Stillen den einen oder anderen Vergleich mit dem täglichen Leben anstellt. Was wäre wenn jetzt der Strom ausfiele …
Gleichzeitig wird die packende Geschichte von Piero Manzano eingeflochten, der versucht, die Ursachen des Stromausfalls herauszufinden und sich so unwissentlich in höchste Gefahr begibt. Sogar sein Leben ist bedroht, als er seinem Gegner zu nahe kommt und die Umstände immer unmenschlicher werden.
So schnell hatte ich selten knapp 800 Seiten gelesen. Man merkt deutlich, dass der Autor sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt und ausgiebig recherchiert hat. Trotzdem wird das Buch an keiner Stelle langatmig oder zu wissenschaftlich, ist auch für Leser verständlich, die nicht so technisch interessiert sind. Diese Kombination ist sehr gelungen – neben hervorragender Unterhaltung bleibt der eine oder andere nachdenkliche Gedanke hängen.
So fand ich den aktuellen Re-Read und die Premiumausgabe:
Bei vielen Thrillern merkt man, wenn sie 10 Jahre auf dem Buckel haben. Die Technik entwickelt sich weiter, die Ermittlungsmethoden werden raffinierter und die Menschen lernen dazu. Schaut man sich "Blackout" an, ist die Handlung immer noch erschreckend realistisch und wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft und der Kohle und des gestiegenen Strombedarfs eher noch aktueller geworden. Gleichzeitig machen uns Hacker regelmäßig vor, dass nichts und niemand - keine Regierung, kein Großkonzern, nicht einmal die kritische Atomenergie - vor Angriffen über das Internet sicher ist. Und angesichts der erbitterten Kämpfe um einen Zehnerpack Klopapier, die wir letztes Jahr wegen Corona erstaunt über alle Medien beobachten konnten, hat sich auch wieder einmal bestätigt, dass der Autor mit seiner Einschätzung darüber, wie der Durchschnittsmensch in so einer Mangelsituation verhalten wird, absolut richtig lag und liegt.
Wer das Buch noch nicht gelesen hat, dem lege ich es wärmstens ans Herz. Selten schafft ein Thriller so intensiv, die Brücke zum richtigen Leben zu schlagen und mit Fakten so fesselnd zu unterhalten.
Ich habe das Buch in den letzten 10 Jahren mehrmals gelesen und auch die ungekürzte Hörbuchversion gehört. Es wird nie langweilig und weil es so dicht gepackt ist mit unterschiedlichen Handlungessträngen, kann man es immer wieder neu lesen und weitere Nuancen entdecken.
Die Premiumausgabe enthält neben dem Roman noch ca. 100 Seiten zusätzliche Extras. Eine sehr gelungene Kurzgeschichte, die den Bogen schlägt von der Romanhandlung zu heute, begleitende Worte von Fachleuten und Prominenten, eine Notfalliste zur Vorbereitung auf den nächsten Stromausfall, ein Gespräch Marc Elsbergs mit Drehbuchautor, Regisseur und Produzentin der Miniserie, die interessante Einblicke bieten und einige Fotos aus der Verfilmung, die spätestens beim Durchblättern den Appetit auf die Miniserie wecken.
Optisch gefällt mir die Premiumausgabe sehr gut, die Farben Rot und Schwarz passen zu einem Thriller und der schwarze Buchschnitt rundet das Ganze ab.
So fand ich die Miniserie:
Manche Bücher müssen einfach verfilmt werden, obwohl man doch ein etwas grummeliges Gefühl im Bauch hat, ob das gut geht und ein Film diesem Buch gerecht werden kann.
Sat 1 und Joyn + habe sich zusammengetan und aus der Romanvorlage ein Miniserie mit 6 Teile zu jeweils gut 45 Minuten gemacht. Schon als ich das hörte, war ich etwas beruhigter, denn mit einem Spielfilm von 90 bis 120 Minuten hätte man die Story niemals auch nur annähernd ausreichend erzählen können. Sehen kann man die Miniserie bisher nur auf Joyn +, aber für Frühling 2022 ist eine Ausstrahlung auf Sat 1 geplant. Ich rate Euch, das nicht zu verpassen. Denn obwohl ich normalerweise keine große Freundin von Buchverfilmungen bin, war ich mit der Serienversion von Blackout ziemlich zufrieden.
Die Besetzung ist mit Moritz Bleibtreu, Jessica Schwarz, Heiner Lauterbach, Marie Leuenberger, Francis Fulton-Smith, Herbert Knaup usw. ziemlich prominent.
Wie meistens wird die Handlung bei der Verfilmung etwas abgeändert. Ich war allerdings ganz glücklich damit, wie Handlungsstränge zusammengeschmolzen und auf weniger Personen konzentriert wurden. Die Idee, die dahinter steckt und der Kern dessen, was erzählt werden soll, kommt auf jeden Fall gut rüber. Ich muss sagen, dass ich eine Wendung der Serie tatsächlich besser fand als im Buch. Und ich als Fan der klassischen Katastrophenfilme kam voll auf meine Kosten und habe alle 6 Teile hinter einander weg geschaut.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar
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Titel: Blackout - Premiumausgabe
Autor/in: Marc Elsberg
ISBN / ASIN: 978-3-7645-0794-7
Sprache: Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Blanvalet
Erscheinungsjahr: 2021
Medium: Hardcover
Seitenzahl: 896
Autorenhomepage: Marc Elsberg
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite