Je ungemütlicher es draußen wird, desto lieber kuschelt man sich zuhause ein und liest ein gutes Buch. Das tun natürlich auch wir Mädels vom Club LiterAUTur, die ich wieder mal bei mir im Laberladen begrüßen darf. Als einzige Nicht-Österreicherin habe ich fränkische Gemütlichkeit vorbereitet und serviere Nürnberger Lebkuchen, Nürnberger Bratwürstchen und diverse Heißgetränke – mit und ohne Alkohol – und mein Hund legt sich abwechselnd auf die Füße von Nicole, Lisa und Ascari, um die kalten Zehen zu wärmen.
Wir tauschen uns heute darüber aus, welche Bücher nicht nur für uns selbst lesenswert, sondern auch als Geschenk unterm Weihnachtsbaum eine absolute Empfehlung sind. Natürlich ganz getreu dem Club-Motto mit Österreich-Bezug.
Lisa hat ihren Wunschzettel an das Christkind ein bisschen umfunktioniert und stattdessen eine Leseempfehlung für die christkindliche Sommerpause abgegeben, die ich selbst aus vollem Herzen unterstützen kann. Und über diese Buchreihe unterm Weihnachtsbaum wird sich sicher nicht nur das Christkind freuen!
Lisas Buchempfehlung:
Liebes Christkind,
schon seit ein paar Jahren wünsch ich mir jedes Jahr Bücher von dir. Diesmal dreh ich den Spieß um und empfehle dir eine Buchreihe, mit der du über den Sommer kommst. Alles begann 2018 als der Goldmann Verlag Rachesommer von Andreas Gruber rausgebracht hat. Weißt du, eigentlich war es als Standalone gedacht, jedoch waren viele, unter anderem ich, sehr angetan und Andreas hat deshalb dann den Racheherbst und den Rachewinter geschrieben. Zu guter Letzt kam vor zwei Monaten der letzte Band raus Rachefrühling.
Du fragst dich sicher, worum es geht. Ich verrat’s dir.
Martin Kilian ist True-Crime Podcaster und ausgerechnet der wird verdächtigt, die Wiener Chirurgin Aleyna Al-Rashid auf grausame Weise getötet zu haben. Er bittet Evelyn Meyers ihn zu verteidigen, denn er sei unschuldig. Um das zu beweisen, bekommt sie Unterstützung von Walter Pulaski, einem Kommissar aus Dresden. Ob sie den Fall lösen können?
Sollte dir also während deiner Urlaubszeit langweilig sein, dann solltest du diese Reihe lesen, denn alle vier Fälle sind sehr gut aufgebaut und glaub mir, du wirst die Bücher nicht aus der Hand legen können. Andreas hat einen sehr flüssigen und fesselnden Schreibstil und konstruiert die Handlungen so, sodass man bis zum Schluss oft nicht weiß, wer der Täter ist.
Bei Rachefrühling ist es mir nämlich genauso ergangen. Klar gab es diesmal ein zwei Sachen, die etwas anders gelöst hätten sein können, aber die letzten hundertfünfzig Seiten waren einfach der Hammer.
Wenn du mir jetzt nicht glaubst, hier kannst du meine Rezension dazu nochmals lesen: Rezension
Aber jetzt nochmal unter uns liebes Christkind. Wer die Bücher von Andreas Gruber nicht kennt, der hat bis jetzt echt was verpasst. Drum bring jedem Fan von Krimis und Thrillern ein Buch von Andreas Gruber und ihm selbst ganz viele neue Ideen für weitere Bestseller.
Ich danke dir,
deine Lisa
Ich hoffe, das Christkind passt ganz genau auf und merkt sich diesen Tipp gut!
Wo sich Lisa auf mitreißende Spannung durch alle vier Jahreszeiten gestürzt hat, konzentriert sich Nicole auf einen ganz anderen Aspekt, der aber ganz genauso seinen Platz im Winter, der dunklen Jahreszeit mit der mächtigen Natur hat: das Mystische.
Nicoles Buchempfehlung:
Wenn in Österreichs Häusern am 24. Dezember die Kerzen brennen, der Christbaum leuchtet und schmucke Packerl darunter liegen, hat das Christkind seinen Besuch gemacht. Die Ankunft des mystischen Wesens – niemals gesehen, nur gefühlt – lässt schon Ende November die Vorfreude spüren und die mystische, ruhige Stimmung bleibt bis nach den letzten Feiertagen erhalten.
Lange habe ich überlegt, welchen Titel ich vorstelle, der dieser mystischen Zeit im Jahr entspricht. Meine Wahl ist auf dieses besondere Buch, “Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod” von Gerhard Jäger gefallen.
Zum Buch: „Im Herbst 1950 kommt der junge Wiener Historiker Max Schreiber in ein Tiroler Bergdorf, um einem alten Geheimnis auf den Grund zu gehen. Konfrontiert mit der archaischen Bergwelt und der misstrauischen Dorfgemeinschaft , fühlt er sich mehr und mehr isoliert. In seiner Einsamkeit verliert er sich in der Liebe zu einer jungen Frau, um die jedoch auch ein anderer wirbt. Als ein Bauer unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ein Stall lichterloh brennt und der Winter mit ungeheurer Wucht und tödlichen Lawinen über das Dorf hereinbricht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Schreiber gerät unter Mordverdacht und verschwindet spurlos – nur seine Aufzeichnungen bleiben zurück.“ (Klappentext lt. Verlag)
“Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod” ist ein gewaltiger Roman, der leise wie eine Lawine abgeht und mit seiner Urgewalt den Leser mit seiner schweren Erzählung eiskalt erwischt.
Diese Geschichte, dieser Roman, sprüht über vor alpenländischer Mystik. Als Leser fühlt man den Zusammenhalt, das drückende Gewicht der Berge, den schweren Schnee, der zur bedrohlichen Lawine wird, die Liebe und ihr Feuer, die Schuld und den Tod, der mit dem Winter verbunden ist.
Am Ende bleibt eine gewaltige Erzählung, die den Leser in die Mystik und das Leben der Tiroler Alpen führt, und eine tiefgründige Geschichte erzählt, die mich nicht kalt gelassen hat.
“Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod” ist das perfekte (Hör-) Buch, um es unter den Christbaum zu legen, weil damit auch nach den Feiertagen die Mystik des Winters spürbar ist und somit der, für mich, tristesten Zeit im Jahr Lebendigkeit verleiht.
Alles andere als eine spaßige Familienkomödie, aber mich hat Nicoles Beschreibung der Atmosphäre schon so richtig gepackt und mich neugierig gemacht auf das Buch. Ascari hat mit ihrer Buchauswahl meinen Hund angelockt, der sich schnell zu ihren Füßen zusammenrollt und aufmerksam lauscht, welches Buch sie uns allen ans Herz legt.
Ascaris Buchempfehlung:
Spätestens wenn im August die ersten Lebkuchen in den Geschäften auftauchen, werden wir alle mit schöner Regelmäßigkeit daran erinnert, dass in den Wochen danach die Vorbereitungen für Weihnachten beginnen – egal ob man sich nun auf die Seite der Grinchs stellt oder von Weihnachten gar nicht genug bekommen kann.
Beim Lesen lege ich gewöhnlich in dieser Zeit nicht so viel Wert auf zum Thema passende Lektüre, aber Ausnahmen bestätigen bei mir die Regel. Deswegen dachte ich mir, ich suche mir und euch dieses Jahr ein Buch aus, das Weihnachten zum Thema hat, sich aber abseits der üblichen zuckersüßen Weihnachtsliebesromane bewegt: “Der Weihnachtshund” von Daniel Glattauer.
In Österreich ist der Autor ja mittlerweile eine feste Größe in der Literaturszene, “Der Weihnachtshund” gehört aber noch zu den älteren Büchern, als Glattauer noch nicht so bekannt war. Es geht darin um Katrin, Max und den titelgebenden Weihnachtshund Kurt. Kurt ist wohl der faulste und schläfrigste Hund auf der Welt, ein absolut atypischer Vierbeiner, den nichts aus der Ruhe bringt.
Auch nicht die Absicht von Max, zu Weihnachten auf die Malediven zu fliegen und in dieser Zeit den Hund bei jemandem in Pflege zu geben. Katrin dagegen sucht verzweifelt eine Ausrede, warum sie nicht zu ihren Eltern zu Weihnachten muss – und da kommt ihr Kurt gerade recht. Und ihr könnt euch nun ganz leicht ausrechnen, wie die Geschichte weitergeht :).
Warum sage ich nun, dass es kein gewöhnlicher Weihnachtsroman ist? Weil der Autor Max eine Art Kussphobie verpasst hat, die es Max nun wirklich nicht gerade einfacher macht, Katrin näher zu kommen. Katrin dagegen hat das Problem, dass die Eltern nicht gerade zimperlich sind, wenn es darum geht, dass ihre Tochter – bald 30 – endlich einen Mann fürs Leben findet. Gerade diese Schrullen und Macken sind es, die in meinen Augen die Figuren liebenswert machen und in denen man sich in gewisser Weise auch wiederfinden kann. Darüber hinaus besitzt der Autor einen sehr pointierten Schreibstil, der einen immer wieder schmunzeln, wenn nicht sogar laut lachen lässt.
Wer also ein bisschen Liebe abseits der üblichen Bahnen sucht, ist hier meiner Meinung nach genau richtig. Das Buch eignet sich auch wunderbar dafür, bereits vor Weihnachten verschenkt zu werden, denn die Geschichte wird in 24 Kapiteln vom 1. bis zum 24. Dezember erzählt – wer mag, kann das Buch also auch wie eine Adventgeschichte lesen und dabei seinen Spaß haben.
Und nicht zu vergessen: Für die Lesefaulen gibt es auch eine Hörfassung von Peter Jordan und Ulrike Grote, die abwechselnd die aus Max’ und Katrins Perspektive geschriebenen Kapitel lesen :).
Ich liebe Bücher, die 24 Kapitel haben und die man als Advents-Countdown lesen kann. Ascaris Lesetipp werde ich gleich in diesem Dezember dafür verwenden.
Besonders weihnachtlich ist das Buch, das ich euch ans Herz legen möchte, nicht gerade. Aber es ist eines, das ich vor ganz vielen Jahren gelesen habe und das mir dauerhaft im Gedächtnis geblieben ist. Ganzjahrestauglich ist es, aber es legt doch den Finger in die Wunde, dass sich viele zwischen Alltagspflichten, traditionellem Familienleben und dem eigenen Anspruch selbst verlieren. Und zum Jahresende ist der Blick darauf, die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren, immer wieder an der Tagesordnung.
Gabis Buchempfehlung:
“30 Songs und eine Frau” von Christine Weiner erzählt von Anne, deren erwachsener Sohn aus dem Haus ist, deren Mann sie für selbstverständlich nimmt und deren Mutter sie als allseits zur Verfügung stehende Bedienstete sieht. Sie funktioniert und nach außen ist ihr Leben bürgerlich-perfekt. Vielleicht kennt das auch jemand aus der Vorweihnachtszeit, wenn es darum geht, die olle Tante einzuladen, die sonst keiner haben will, für jeden das passende Geschenk zu finden und das Haus innen und außen auf Hochglanz zu bringen und weihnachtlich zu dekorieren, damit auch die Nachbarn und der Besuch nichts zu meckern haben. Anne ist an den Punkt gelangt, an dem sie sich fragt, wo sie selbst eigentlich geblieben ist. Wo ihre Träume als junge Frau geblieben sind, als sie die Cassette mit den “Liedern ihres Lebens” aufgenommen hat.
Und weil Wien für sie der Inbegriff von Freiheit ist, von Selbstverwirklichung und buntem, üppigem Leben, fährt sie kurzerhand mit ihrem Auto einfach weiter, bis sie in der Hauptstadt Österreichs angekommen ist.
Was ihr da passiert und wie sich das auf ihr künftiges Leben auswirkt, müsst ihr selbst lesen. Ich kann euch versprechen, dass ihr trotz des ernsten Themas der Selbstfindung auch viel zu Schmunzeln haben werdet, denn Christine Weiner erzählt mit viel Humor eine spritzige Geschichte, die mich wunderbar unterhalten hat. Hier geht es zu meiner ausführlichen Rezension.
Der Club LiterAUTur ist inzwischen seit zwei Jahren aktiv, um vierteljährlich Bücher vorzustellen, die einen Bezug zu Österreich haben. Jedes Quartal wird einem bestimmten Motto untergeordnet. Was im letzten und in diesem Jahr schon besprochen wurde, könnt ihr im Clubstüberl auf Lisas Blog nachlesen. Es ist unglaublich, wie vielfältig und manchmal auch überraschend die Literatur aus Österreich, von österreichischen AutorInnen oder mit Schauplätzen in Österreich ist und dieses Land als Schwerpunktthema macht großen Spaß! Ganz wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit und der Austausch mit den anderen Clubmitgliedern. Und deshalb will ich mich hier bei Lisa, Henry und Nicole für die kreative und konstruktive Atmosphäre, die gute Stimmung und die Freude bedanken, die der Club macht. Ich hoffe auf noch viele Jahre mit Euch im Club LiterAUTur!
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