Daniel is different von Wesley King

Trotz des englischsprachigen Titels handelt es sich hier um die deutsche Übersetzung. Der Titel des englischsprachigen Originals lautet "OCDaniel", was ein Wortspiel mit der Abkürzung OCD (obsessive-compulsive disorder, übersetzt Zwangsstörung) ist und mir ausgezeichnet gefällt. Ich finde den Titel "Daniel is different" aber auch sehr passend. 

Darum geht's:

Am liebsten wäre Daniel einfach ein ganz normaler Dreizehnjähriger. Doch seine Chancen, negativ aufzufallen, sind ziemlich groß, denn er hat eine Menge zwanghafter Angewohnheiten, die er nicht immer unterdrücken kann. Bisher hat er es geschafft, sie zu verheimlichen, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist. Seltsamer als er ist nur seine Mitschülerin Sara, die niemals redet und eine Schulbegleiterin hat. Daniel ist schockiert, aber auch neugierig, als Sara mit ihm Kontakt aufnimmt und ihn um Hilfe bittet.

So fand ich's:

Daniel will nur nicht auffallen und ist sich darüber klar, dass sein zwanghaftes Benehmen ihn zum Außenseiter und zum Gespött der ganzen Schule macht, sobald andere es bemerken. Deshalb verheimlicht er es sogar vor seinen Eltern und denkt sich Ausreden aus, wenn sie nachfragen. Daniel wird manchmal von seinen Zwängen regelrecht versklavt, denn er kann z. B nicht schlafen gehen, bevor er ein stundenlanges Ritual absolviert hat. Erst, wenn es sich "richtig" anfühlt, kann er damit aufhören, sich die Hände zu waschen, die Zähne zu putzen, bis das Zahnfleisch blutet oder mit der richtigen Anzahl von Schritten zwischen Bad und seinem Zimmer hin und her zu gehen. Im Nachwort erzählt der Autor, dass Daniels Zwangsgedanken und -handlungen ziemlich identisch mit seinen eigenen in diesem Alter waren und dass auch er - wie sehr viele Betroffenen - über Jahre versucht hat, diese vor allen geheim zu halten, weil er nicht als "Verrückter" abgestempelt werden wollte.

Daniel ist ein sympathischer und liebenswerter Junge, der nur seinem besten Freund Max, einem der Stars der Footballmannschaft, zu verdanken hat, dass er nicht allzu sehr als unsportlicher Nerd gehänselt wird und dass er in der Mannschaft sein darf. Damit macht er Max glücklich und seinen Vater stolz, aber Daniel selbst ist voll und ganz damit zufrieden, auf der Ersatzbank zu sitzen und für die Spieler Getränke bereitzustellen.

Die merkwürdige Mitschülerin Sara redet mit niemandem und Daniel ist erstaunt, als sie ihn plötzlich doch anspricht. Sara hat erkannt, was mit Daniel los ist, denn sie kennt die Symptome von sich selbst. Ohne ihn zu belehren oder therapieren zu wollen, hilft sie ihm auf ihre eigene Weise, sich über einige Dinge klarzuwerden.

Sara ist der Meinung, dass der neue Freund ihrer Mutter ihren Vater ermordet hat und will ihn mit Daniels Hilfe überführen. Dabei ist Daniel schon voll und ganz damit beschäftigt, aus seiner geliebten Rolle als Ersatz-Footballspieler und Wasserholer herausgerissen zu werden und ausgerechnet in den wichtigen Spielen um die Bezirksmeisterschaft auf den Platz zu müssen. Und dann beginnt auch noch Raya, das Mädchen, in das er heimlich verliebt ist, auf ihn zuzugehen. Außerdem ist er dabei, ein Buch zu schreiben, in dem ein Daniel, wie er gerne sein möchte, der Held der Geschichte ist.

Auch wenn das Buch ein ernstes Thema behandelt, stand mir beim Lesen doch oft ein Lächeln im Gesicht, denn Daniel ist einfach ein so toller Kerl, der die Tragik in seinem Leben mit so viel innerer Stärke und Größe erträgt und sich auch noch darüber lustig macht, dass man ihn einfach gern haben muss. Die Ermittlungen, die Daniel und Sara anstellen, sind spannend und ein bisschen tragisch, bleiben absolut realistisch und alterstypisch und verleihen dem Buch noch eine zusätzliche Komponente, die genauso in den großen Rahmen dieser Erzählung passt wie das Buch, das Daniel heimlich schreibt und von dem wir Teile zu lesen bekommen.

Da es ein Jugendbuch ab 12 Jahren ist, lässt es sich wunderbar leicht lesen, aber auch für Erwachsene ist es nicht zu einfach gestrickt, sondern unterhält und informiert gleichermaßen auf unaufdringliche Weise. Die Mischung aus Ernsthaftigkeit, Verzweiflung, Selbstironie, Spannung und Humor hat mich berührt und mir ohne den belehrenden Zeigefinger nahegebracht, wie es in einem Menschen mit Zwangsstörungen aussieht und mich gleichzeitig durchgehend gut unterhalten.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Lauris Leseecke
Weinlachgummis Naschtüte
Buchsichten
Monerls bunte Welt

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Titel: Daniel is different
Autor: Wesley King
ISBN / ASIN:
978-3-7348-4710-3 
Sprache:
deutsch
Genre: Jugendbuch
Verlag: Magellan
Erscheinungsjahr:
2017
Medium:
Hardcover
Seitenzahl: 304
Altersempfehlung:
ab 12 Jahren
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

 

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6 Jahre her

Oh, das liest sich interessant :-). Vielen Dank!
Ich habe es mir soeben über Booklooker bestellt, ich freue mich jetzt schon drauf und glaube, dass es nicht lange auf dem SuB liegen wird.
LG Elke

Liebe Gabi,
Um das Buch bin ich schon so oft rumgeschlichen und es spricht mich wirklich sehr an. Und was du über das Buch schreibst, klingt wirklich toll und mach mich noch neugieriger auf das Buch. Danke für die schöne Buchvorstellung. Wir haben Zwangsstörungen gerade in einem Seminar behandelt und das ist schon echt krass, wie sehr manche Menschen darunter leiden. (Wenn ich noch kurz klugscheißen darf: Der Begriff “Zwangserkrankung” ist veraltet). Bin sehr gespannt, wie dieses Thema literarisch umgesetzt ist, und dann auch noch für Kinder aufbereitet wurde. Toll und mutig, dass der Autor da so viele persönliche Erfahrungen hat einfließen lassen. Das macht das ganze bestimmt noch authentischer.
Liebe Grüße, Julia

Reply to  Gabi

Das klingt echt gut. Hab das Buch jetzt mal auf meine Leseliste gesetzt. Werde die Tage gleich mal schauen, ob es das Buch in unserer Bibliothek gibt.
Freut mich sehr, dass du den Hinweis gleich umgesetzt hast. :) Ich stecke da ja gerade sehr in der Materie drin, da fällt mir sowas halt immer auf.
LG