Darum geht's:
Berlin in den 1920er Jahren. Edgar studiert Jura, wie sein Vater es möchte, und wohnt bei seiner Tante, die ein strenges Auge auf ihn hat. Nur heimlich begeistert er sich für den Kommunismus und seinen Traum, sich als Journalist politisch zu engagieren. Als er von seinem Mitbewohner in einen Jazzclub mitgeschleppt wird, ist er sofort von dem brillant gespielte Saxophonsolo fasziniert - und für den jungen Mann hinter dem Instrument.
So fand ich's:
Berlin 1928. Das heißt wildes, buntes Nachtleben, großstädtische Freiheit und Vielfalt, die auf konservatives Bürgertum trifft, aber auch der politische und manchmal fäusteschwingende Kampf der Kommunisten gegen die Braunhemden, die immer zahlreicher und lauter werden. In diesen Schmelztiegel kommt Edgar, um Jura zu studieren und später die Kanzlei seines Vaters zu übernehmen. Dass er eigentlich keine Lust hat, den Fabrikanten, die sein Vater vertritt, dabei zu helfen, ihr Vermögen weiter zu mehren, das weiß er sehr wohl. Doch bisher hat er nur halbherzig gewagt, sich zu distanzieren und sich ein kleines Stück weiter in Richtung seiner Träume zu bewegen. Genauso wenig hat er es gewagt, irgendwem auch nur anzudeuten, dass er lieber Männer als Frauen mag, denn Homosexualität stellt das Gesetz unter Strafe.
Der Jazzmusiker Jonny scheint im Gegensatz zu Edgar seine Träume zu leben. Er kam aus den USA über den großen Teich mit einem großen Talent und verdient seine Brötchen als Musiker. Und für Edgar ist er der schönste Mann, den er je gesehen hat. Zwischen ihnen funkt es sofort und Edgar wird ermutigt, nicht nur zu träumen, sondern endlich aktiv zu werden.
Doch auch bei Jonny ist nicht alles bestens und wie schwer es ist, seine Träume zu leben und wie viel Mut das erfordert, muss auch Edgar erkennen.
Musik spielt eine große Rolle in dieser Erzählung und ich war sehr begeistert davon, wie Tomke Bekker es schafft, die Leidenschaft für Jazz und das, was Edgar an Jonnys Saxophonspiel so fasziniert, in Worte zu kleiden. Ich wurde selbst mit fortgetragen in die verrauchte Kneipe und das mitreißende und seelenvolle Spiel von Jonny.
Das, was sich im Hintergrund politisch zusammenbraut, die Veränderungen und Umwälzungen, die ihre Schatten voraus werfen, spürt man sehr wohl, auch wenn diese ernsten Gesichtspunkte dieser Zeit nur angedeutet werden. Genauso wie die ganz eigene Weltsicht, die Jonny aufgrund seiner dunklen Hautfarbe im Vergleich zum gutbürgerlichen Edgar hat. Da liegt viel in der Luft, das im Hintergrund mitschwingt und ich fand es wunderbar, wie das alles zwar vorhanden war, aber zum Glück nur dezent, und es die Geschichte nicht kaperte. Denn "Einmal nur" gehört Edgar und Jonny, ihrer aufkeimenden Liebe und was sie mit den beiden macht.
Mit 163 Seiten hat das Buch keine ganze Romanstärke, aber die Länge ist genau richtig, um dieses Kennenlern-Kapitel der beiden abgeschlossen und komplett zu erzählen. Und doch würde ich sehr gerne wissen, wie es mit den beiden weiter geht und was noch auf sie zukommt. Ich hoffe, das war es nicht mit Edgar und Jonny, sondern wir können sie auch in Zukunft ein Stück weiter auf ihrem Weg begleiten.
Mir hat "Einmal nur" so gut gefallen, weil es in eine hochinteressante historische Zeit der Umwälzung eingebettet ist, weil die beiden jungen Männer sich ausprobieren, scheitern, wachsen und man hautnah dabei ist und weil sich sowohl Politik als auch Musik durch die Handlung ziehen, doch die Lovestory der eindeutige Schwerpunkt bleibt.
Eine tolle Geschichte, die ich nicht nur allen Fans von Gay Romance ans Herz leben möchte, sondern allen LeserInnen, die einfach eine schöne, runde Geschichte lesen wollen.
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Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar
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Titel: Einmal nur
Autor/in: Tomke Bekker
ISBN / ASIN: B09MZF4K3L
Sprache: Deutsch
Genre: Historische Gay Romance
Verlag: Selfpublisher
Erscheinungsjahr: 2021
Medium: eBook
Seitenzahl: 163
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Tomke Bekker