Darum geht’s:

Im beschaulichen Byford wird die winterlich-weihnachtliche Gemütlichkeit gestört, denn ein Toter liegt im Gästezimmer des Pfarrhauses. Es ist der Ehemann der Pfarrerstochter. Das Pfarrersehepaar und die Ehefrau des Toten waren nicht sehr gut auf ihn zu sprechen. Oder war doch ein Einbrecher unterwegs, der den Mann im nie verschlossenen Pfarrhaus erschlagen hat? Die Ermittler Lloyd und Hill versuchen, hinter die Geheimnisse des Pfarrhauses zu schauen, während sie auch mit ihrer Beziehung zueinander beschäftigt sind.

So fand ich’s:

In den Kaminen des Pfarrhauses prasseln Feuer, aber der Schürhaken wurde dazu missbraucht, den ungeliebten Familienbesucher im Pfarrhaus zu erschlagen. Der Pfarrer und seine Tochter Joanna gehen zum Weihnachtssingen in den örtlichen Pub, doch im Gesicht Joannas zeigen sich die Schrammen der letzten Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann. Pfarrersfrau Marian macht Weihnachtsbesuche bei älteren Dorfbewohnern, doch auch bei der Frau, die sie für die Geliebte ihres Mannes hält.

Man wartet förmlich darauf, dass Miss Marple um die Ecke biegt und mit verschmitztem Lächeln ihre Beobachtungen kommentiert. Die gemütliche Atmosphäre britischer cosy Krimis ist gut spürbar und liefert eine wunderbare Kulisse für einen Ermittlerkrimi.

An der Umsetzung haben mir aber leider ein paar entscheidende Dinge nicht so gut gefallen.

Ich mag es sehr, wenn man Indizien präsentiert bekommt und mitraten kann. Das kann man hier bis zum Exzess. Quasi minütlich kommen neue Infos hinzu, entpuppen sich als Lügen oder werden neu bewertet. Dadurch verschiebt sich das Bild und mit diesem neuen Blick gerät eine andere Person in den Focus. Ein paar düstere Ecken bleiben ganz unbeleuchtet und man weiß nicht, welche Wendung einem da noch entgegenspringt. In einer gesunden Dosierung ist es genau das, was ich bei so einem Krimi erwarte, doch hier war mir das zu viel. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr auf die gefühlt tausendste Wendung und habe auch immer mal zwischendurch den Faden verloren, wer was warum gedacht und als Folge davon getan hat.

Die beiden Ermittler haben so etwas wie eine Beziehung miteinander, obwohl Judy Hill verheiratet ist. Sie steht zwischen Ehemann Michael und Geliebtem und Kollegen Lloyd und diese Zwickmühle nimmt einen guten Teil des Buches ein, auch weil wir immer mal zusätzlich aus dem Blickwinkel Lloyds darauf blicken. Ich habe Judys Problem ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich wusste nicht, was sie will – weil sie es selbst nicht weiß – und das nervte mich sehr. Daneben werden noch die Glaubenszweifel des Pfarrers, seine Ehe mit Marian und natürlich auch die problematische Beziehung des Mordopfers thematisiert. Das war mir zu viel Beziehungsthematik, um mich die ganze Zeit zu unterhalten.

Am Ende bleibt eine atmosphärische Erzählung, deren Umsetzung für meinen Geschmack nicht immer die richtigen Schwerpunkte setzte und die nette, aber nicht überragende Unterhaltung bot.

“Mord im alten Pfarrhaus” ist Band 2 der 13-bändigen “Lloyd & Hill”-Reihe und soweit ich es sehen konnte, der einzige Band, der ins Deutsche übersetzt wurde. Man kann dieses Buch sehr gut als Standalone lesen oder, wie ich es getan habe, hören. Man sollte nicht zu viel erwarten, aber für gemütliche Lesestunden mit viel Miss Marple Atmosphäre reicht es aus. Oder man liest gleich ein Buch von Agatha Christie ;-)

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

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Titel: Mord im alten Pfarrhaus
Original-Titel: Murder at hte old Vicarage
Autor/in: Jill McGown
Übersetzer/in: Barbara Först
Sprecher/in: Gabriele Blum
ISBN / ASIN: ‎B0CJCMKWKD
Sprache: Deutsch
Genre: Cosy Krimi
Verlag: Audible
Erscheinungsjahr: 2023
Medium: ungekürztes Hörbuch
Hördauer: 9 Stunden 4 Minuten
Seitenzahl Print: 318
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Audible