Die Turmschreiber von Abenberg
Sie haben schon eine kleine Tradition, denn Tanja Kinkel ist bereits der 5. Inhaber dieses Titels, allerdings die erste Frau in dieser Funktion. Alle drei Jahre bekommt ein Autor bzw eine Autorin die Möglichkeit, einen Monat lang auf der malerischen Burg Abenberg zu wohnen und in aller Ruhe zu schreiben. Mehr zu den ersten vier Turmschreibern findet man hier auf der Seite der Stadt Abenberg. Ich kann mir gut vorstellen, dass die historische Kulisse und die Distanz zum gewohnten Alltag einen gehörigen kreativen Schub bringen kann.
Für 2017 wurde nun Tanja Kinkel zur Turmschreiberin. Sie wird den ganzen Mai über im Schottenturm wohnen und dort ihrer schriftstellerischen Tätigkeit nachgehen, sich den Ort Abenberg ansehen und die Gegend erwandern – so hat sie sich das jedenfalls vorgenommen. Besonders interessiert sie als Autorin historischer Romane die mittelalterliche Historie der Burg, aber auch die jüngere Geschichte, z. B. die Nachkriegszeit. Sie freut sich darauf, die Abenberger kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören.
Die Autorin Tanja Kinkel
Als Auftaktveranstaltung ihres Monats als Turmschreiberin hat Tanja Kinkel am 2. Mai im Stillasaal der Burg Abenberg sich selbst und vor allen Dingen ihre Bücher vorgestellt.
Stolze 18 Romane (und unzählige Kurzgeschichten) hat sie schon veröffentlicht und da reicht ein einziger Abend natürlich bei weitem nicht aus, um neben dem Thema jeden Buches auch noch Hintergrundinformationen und spannende Geschichten dazu zu liefern und so beschränkte sich Tanja Kinkel darauf, uns etwas mehr über ein paar ausgewählte Bücher aus ihrer Feder zu erzählen und zu jedem Buch eine Fotocollage zu präsentieren.
Natürlich erfuhren wir von ihren Anfängen als Roman-Autorin, die noch mit einer handschriftlichen Ausarbeitung in Schulheften begann, der ersten Zusage eines Verlages und ihrem Durchbruch mit dem dritten Roman “Die Puppenspieler”. Nachdem zu diesem Buch schon seit 2001 die Filmrechte verkauft und immer wieder Pläne für eine Verfilmung gemacht wurden, scheint einer Ausstrahlung in diesem Jahr nichts mehr im Weg zu stehen. Bei den Dreharbeiten in und um Prag war Tanja Kinkel dabei und schilderte uns ihre Eindrücke.
Besonders gerne schien sie an ihre Zeit als Stipendiatin in Los Angelese zurückzudenken, als sie in der Villa Aurora wohnte und ihre Dissertation über Lion Feuchtwanger, dem früheren Bewohner der Villa, schrieb und gleichzeitig die Gelegenheit hatte, einige deutschsprachige Auswanderer zu treffen und Kontakte zu knüpfen.
Mich hat ihre Recherchereise in die Mongolei beeindruckt, bei der sie querfeldein über Wiesen in geländegeeigneten Wagen reisen musste, weil es dort einfach keine Straßen gab. Allerdings wollte ihr Finanzamt erst einmal nichts davon wissen, dass dieser Trip keine Vergnügungsreise, sondern eine wichtige Vorarbeit für einen Roman war – auch wenn die Reise Tanja Kinkel natürlich trotzdem Spaß gemacht hat. Das Buch “Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin”, das daraus entstand, interessiert mich sehr.
Tanja Kinkels Bücher
Überhaupt war ich von Tanja Kinkels Vielseitigkeit beeindruckt, denn die Bandbreite ihrer Bücher reicht von dicken Wälzern bis zu Kurzgeschichten, das Genre beschränkt sich nicht auf verschiedene historische Romane, sondern sie ist auch bei Zeitgenössischem, Thrillern, historischem Krimi, Sachbuch und vielem mehr zuhause und behandelt ganz unterschiedliche Themengebiete. Bisher habe ich nur “Das Spiel der Nachtigall” gelesen, aber ihr launiger Vortrag über ihre anderen Bücher, ihre Recherchereisen und weitergehenden Informationen zum Thema haben mich so angefixt, dass ich wohl bald ein weiteres Buch von ihr zur Hand nehmen werde. Mal sehen, welches kreative Ergebnis ihr Monat auf der Burg Abenberg haben wird!
Wie großen Wert sie auf gründliche Recherche legt, kann man schon daran ersehen, dass von den zwei Jahren, die ein Buch von der Idee bis zur Fertigstellung normalerweise braucht, stolze eineinhalb Jahre auf die Recherche entfallen. Man hatte an diesem Abend das Gefühl, sie könne noch beliebig lange über die spannende und teilweise recht abenteuerliche Zeit, in der sie sich aus verschiedenen schriftlichen Quellen, persönlichen Kontakten und Reisen das Thema eines Buches erschließt, erzählen.
Die ungewöhnliche Gestaltung des Abends, nicht wie üblich aus einem einzelnen Buch ausgewählte Passagen zu lesen, sondern aus dem schriftstellerischen Leben insgesamt zu erzählen, hat mir sehr gut gefallen. Bei Lesungen kommen nämlich die zusätzlichen Informationen zu den Themen der Bücher oft ein bisschen zu kurz. Gestern abend wurden wir damit aber reichlich und auf unterhaltsame Weise versorgt.
Einen zweiminütigen Fernsehbericht über ihre Turmzeit gibt es hier in der BR Mediathek.
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Ich gebe zu, da wäre ich gerne dabei gewesen!
Von Tanja Kinkel kann ich neben dem Wissenschaftsthriller “Götterdämmerung” vor allem “Unter dem Zwillingsstern” empfehlen, das ich vor gefühlten 20 Jahren zum ersten Mal gelesen habe und das ich nach wie vor in guter Erinnerung habe.
Danke für den Tipp.
Tanja Kinkel hat ja so viele interessante Themen angepackt, da weiß man gar nicht, was man zuerst lesen soll :-)
LG Gabi
Liebe Gabi,
das war ja traumhaft, dass du an dieser Lesung teilnehmen konntest! Ein bisschen Neid spricht aus meinen Zeilen schon! Die Kulisse ist genial und die Autorin auch. Tanja Kinkels Bücher waren, neben Follett und Co, mitunter die ersten, die ich im Genre -historisch- gelesen habe. “Die Schatten von La Rochelle”, “Die Löwin von Aquitanien” und “Die Puppenspieler” habe ich sehr gerne gelesen. “Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin” steht schon länger auf meiner Wunschliste. Ich hoffe, dass ich es auch bald mal lesen kann.
Danke für diese schöne Vorstellung!
GlG vom monerl