Es ist noch nicht so lange her, dass ich Sörensen entdeckt habe. Aber er und ich haben ziemlich schnell Freundschaft geschlossen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der Autor Sven Stricker ausgerechnet jetzt in der “Bücherstube” direkt um die Ecke seinen vierten Sörensen-Band vorstellte. Perfektes Timing! Keine Frage, dass ich mir diese Lesung nicht entgehen lassen wollte.
Es war ordentlich was los in der Bücherstube und obwohl doch einige Gäste die Hände hoben bei der Frage, wer Sörensen noch gar nicht kennt, gab es offensichtlich keine Berührungsängste zwischen dem angstgeplagten norddeutschen Kommissar und den fränkischen ZuhörerInnen. Die Stimmung war klasse und es wurde aufmerksam gelauscht und viel gelacht.
Ich fand es sehr interessant zu hören, wie es eigentlich zu der Figur Sörensen kam. Denn Sven Stricker selbst hatte (oder hat? Vielleicht wird man sowas ja nie ganz los und sie lauert irgendwo auf ihre Chance?) eine “generalisierte Angststörung”, unter der auch Sörensen leidet. Das ist immer noch eine Krankheit, über die man möglichst nicht redet und die Nicht-Betroffene schlecht nachvollziehen können, und Bücher wie die Sörensen-Reihe helfen dabei, das Tabu zu brechen und so ganz nebenbei Einblicke zu gewähren, die beim Verstehen helfen.
Strickers Freund Bjarne Mädel wurde schnell verpflichtet, bei einer Hörspielversion von “Sörensen hat Angst” mitzumachen. Und das sollte es eigentlich gewesen sein. Dass sich daraus mittlerweile 4 Romane und fast zwei Filme entwickelten, gefällt mir sehr. Denn man kann durch Sörensens Perspektive nicht nur die inneren Kämpfe gegen irrationale Ängste und diverse Beschwerden sehr greifbar nachvollziehen, sondern sich auch an seinem ganz besonderen Charakter erfreuen. Sörensen resigniert nicht, er stellt sich dem Leben und seiner Angst. Dabei hilft ihm sein staubtrockener Humor, der einen regelmäßig schmunzeln oder gar laut lachen lässt.
Bei der Lesung kam als zusätzlicher Pluspunkt noch dazu, dass Sven Stricker (unter anderem ist er von Beruf Hörspielregisseur!) sowohl die ernsten als auch die launigen Passagen wie der Profi, der er ja ist, vortrug und man den leichten norddeutschen Spracheinschlag merkte, aber auch Bjarne Mädel – der von Anfang an Vorbild für Sörensen gewesen war – ständig vor dem inneren Auge hatte.
Sven Stricker hat ein Händchen dafür, genau zwischen Humor und Tragik zu balancieren und betonte, dass genau das ihm großen Spaß macht. Was sich beim Durchleben manchmal schrecklich anfühlt, wird mit etwas Abstand und einer anderen Perspektive plötzlich witzig. Und genau so ging es mir auch beim Lesen von “Sörensen hat Angst”. Dabei hat Stricker einen genauen Blick auf die Menschen, nicht immer wohlwollend, aber ehrlich und liebevoll. Er macht sich nicht lustig über seine Figuren, auch wenn er sie mit all ihren Makeln beschreibt. Allerdings hat er mitbekommen, dass die Dame mit dem Käse-Verkaufsstand, die das Vorbild für “Käse-Käthe” in der Serie ist, dies inzwischen zugetragen bekommen hat. Nun traut er sich nicht, sich bei ihr zu outen – ich wäre stolz, in so einer tollen Reihe ein literarisches Denkmal zu bekommen, auch wenn die eine oder andere Macke wunderbar pointiert beschrieben ist. Oder vielleicht gerade deswegen ;-)
Die aus dem aktuellen vierten Band “Sörensen sieht Land” gelesenen Passagen waren sehr geschickt gewählt, denn man bekam einen guten Eindruck von Sörensen, von Katenbüll und wie es da so zugeht. Es wurde aber nicht zu viel verraten und an einer Stelle aufgehört, die einen sofort reflexartig zum Buch greifen lassen wollte, weil man wissen wollte, wie es weiter geht. Ich selbst habe bisher erst Band 1 beendet [ja, Sven Stricker, beendet ;-) ] und die Rezension folgt bald. Für mich ist aber klar, dass mit Band 2 schnell weitergelesen wird. Band 5 der Buchreihe ist für Mitte 2024 anvisiert und bis dahin will ich auf dem aktuellen Stand sein.
Der erste Teil “Sörensen hat Angst” wurde schon verfilmt mit – natürlich – Bjarne Mädel in der Titelrolle und auch als Regisseur. Und Teil 2 “Sörensen fängt Feuer” wird am 18. Oktober 2023 in der ARD ausgestrahlt. Eine Woche vorher wird Teil 1 “Sörensen hat Angst” wiederholt und ich habe eine TV-Verabredung mit den beiden Filmen!
Der Abend war sehr unterhaltsam, denn Sven Stricker ließ seinen trockenen Humor und seine Entertainerqualitäten sprühen. Wer die Möglichkeit hat, mal eine seiner Lesungen zu besuchen, dem kann ich es nur wärmstens empfehlen. Ich hoffe, dass Sven Stricker im nächsten Jahr auch seinen 5. Sörensen-Band in Zirndorf vorstellt. Bei der Lesung wäre ich sofort wieder dabei.
In der Pause gab es leckere Snacks und nach der Lesung war Sven Stricker bereit, alles zu unterschreiben, was man ihm hinhielt. Ich habe die Gelegenheit genutzt und ihm mein “Poesiealbum” vor die Nase gehalten und einen witzigen Eintrag bekommen.
Herzlichen Dank an Kommissar Sörensen, Sven Stricker und die Bücherstube für diesen schönen Abend!
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