Sanitöter von Hannes Niederhausen

Darum geht's:

Deutschland, einige Jahre in der Zukunft. Aufgrund knapper Resourcen muss dringend die Bevölkerungszahl verkleinert werden. Die Lösung: Ein neues Gesetz besagt, dass nicht mehr alle Krankheiten und nur noch Menschen mit Behandlungsgenehmigung medizinisch versorgt werden dürfen. Dafür gibt es jetzt Susannes Beruf einer Sterbehelferin, im Volksmund abfällig Sanitöter genannt. Susanne ist überzeugt, den Menschen zu helfen und ihnen in ihren letzten Tagen und Wochen Leid zu ersparen. Doch als die schwangere Maria Kaya zu Susannes Beratungstermin kommt, die sich mit dem für ihr Kind tödlichen Körner-Virus infiziert hat, setzen sich in Susanne leise Zweifel fest, ob das System so gerecht und neutral ist, wie sie glaubt.

So fand ich's:

Man springt mitten in ein erschreckendes Zukunftsszenario und begleitet die Journalistin Kira Sommer dabei, Susanne Bergman bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Susanne ist die Tochter des Bundeskanzlers und damit das Aushängeschild für den Beruf der Euthanasistin, den sie selbst ins Leben gerufen hat. Im Grunde sieht jeder die Notwendigkeit ein, die Bevölkerungszahl zu reduzieren, denn der Klimawandel hat zu Hungeraufständen, Fremdenfeindlichkeit und vielen Menschen, die mit dem Grundeinkommen dahin vegetieren müssen, geführt. Es reicht eben nicht für alle. Die Lösung scheint zu sein, dass man vielen Krankheiten einfach ihren Lauf lässt und medizinische Hilfe, wie wir sie heutzutage kennen, nur noch bei Arbeitsunfällen geleistet wird. Oder bei den wenigen Menschen, die eine Behandlungsgenehmigung bekommen. Man muss sich die Informationen über diese Ausgangssituation ein bisschen zusammen suchen, aber ich fand es andererseits auch sehr spannend, wie sich nach und nach ein Bild der Gesellschaft des Jahres 2035 in meinem Kopf geformt hat. Hier sollte man Geduld haben und das Buch nach und nach wirken lassen.

Maria Kaya ist mit dem türkischstämmigen Deniz verheiratet. Seine Familie wurde schon ausgewiesen, doch Deniz durfte bleiben, weil er mit Maria verheiratet ist. Beide wollen Kinder haben, doch in Maria herrscht auch große Angst, denn ein "Mischlingskind" hätte keine großen Chancen auf eine Behandlungsgenehmigung. Ihre Gedanken, dass sie dem Kind alles verbieten müsste, wobei es sich verletzen oder krank werden könnte, haben mir schon beim Lesen in der Seele weh getan.

Ich neige dazu, dystopische Romane immer darauf abzuklopfen, ob so eine Entwicklung möglich ist und wie wahrscheinlich das erscheint. "Sanitöter" spielt ja nur 15 Jahre in der Zukunft und die Lage in Deutschland ist im Buch schon gewaltig zum Negativen abgerutscht. Wenn man aber bedenkt, was sich alleine in den letzten 12 Monaten des echten Lebens verändert hat, bin ich bei einem Zeitraum von 15 Jahren und dem Raubbau, den wir mit unserem Planeten auch klimatechnisch treiben, voll und ganz dabei. Und wir müssen nur einen kurzen Blick auf den afrikanischen Kontinent werfen, um dort zu sehen, wie auch heute Kinder an Krankheiten sterben, die man in Deutschland völlig problemlos behandeln könnte. Die Szenerie, die in "Sanitöter" beschrieben wird, ist bedrückend, aber in meinen Augen durchaus realistisch.

Besonders spannend wird "Sanitöter" durch den Krimiplot, der noch dazu kommt. So ein System von Sonderrechten und Privilegien schreit ja förmlich danach, manipuliert zu werden. Und Susanne stößt auf Ungerechtigkeiten bei Maria Kayas Fall, die sie grundlegend zweifeln lassen. Sie versucht, hinter die Kulissen zu schauen und je mehr sie gräbt, desto schlimmer wird, was sie entdeckt. Der Kampf darum, Marias Baby zu retten, gerät zu einer packenden Enthüllungsstory genauso wie zu einer verzweifelten Tour von Maria und Deniz, die auch privat alles versuchen, um dem werdenden Kind zu helfen.

Das Buch erzeugt Gänsehaut, Wut über die Ungerechtigkeit, Kampfgeist und auch Angst davor, dass so etwas tatsächlich Realität werden könnte. Es lässt einen nicht kalt und ich war mitten dabei. Hanndes Niederhausen erzählt spannend und lebendig und es hat nicht lange gedauert, bis ich an der Story festgeklebt habe und bis zum Ende dranbleiben musste. "Sanitöter" ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass sich in den Reihen der Selfublisher absolute Leseperlen entdecken lassen.

Ich hatte das Glück, dieses Buch bei einer Verlosung des Autors anlässlich des #IndieAuthorDayDE bei KeJas Wortrausch 2020 zu gewinnen. Ich weiß nicht, wann und ob überhaupt ich sonst auf dieses packende Buch gestoßen wäre. Umso mehr freut es mich, dass Indie-AutorInnen immer wieder selbst tätig werden und ihre Bücher in den Vordergrund rücken und auch viele BloggerInnen auf solche Perlen aufmerksam machen. In diesem Fall hat es sich für mich auf jeden Fall gelohnt!

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Weitere Meinungen zum Buch:
lesbar

 


Herzlichen Dank an den Autor für die Verlosung dieses Buches

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Titel: Sanitöter
Autor/in:  Hannes Niederhausen
ISBN / ASIN: 978-3752962253
Sprache:
Deutsch
Genre: dystopischer Krimi
Verlag:
Selfpublisher
Erscheinungsjahr:
2020
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 418
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Autorenseite

 

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3 Jahre her

Hallo Gabi!
Ich war ja sehr gespannt auf deine Rezension und es zeigt sich, dass es sich gelohnt hat darauf zu warten. :)
Das klingt ja nach einem echt spannenden Buch und das Thema ist wirklich sehr interessant. Danke das du darauf aufmerksam gemacht hast. :)
Liebe Grüße
Diana

Ein #SPbuch vom #IndieAuthorDayDE (2020) da MUSS ich doch vorbeischauen! *-*

Und was soll ich sagen? Du hast mich definitiv neugierig auf den Titel gemacht, ich lese ja … das klingt so doof, weiß es aber auch nicht anders zu formulieren: ich lese “gerne” Dystopien und werde mir diesen Titel mal merken!

Muckelige Grüße :-*