Darum geht’s:
Jessica Johnsson schickt einen Brief an die Polizistin Desire Rosenkvist und erwähnt alte Mordfälle, die Desire früher bearbeitet hat. Weiß sie etwas darüber oder ist sie nur eine notorische Querulantin, die Aufmerksamkeit sucht? Desire beauftragt heimlich und unter der Hand ihren ehemaligen Partner Sam Berger, sich nochmal mit diesen alten Mordfällen zu befassen. Doch Sam ist nicht gerade in bester Verfassung, seit er aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist.
So fand ich’s:
Desire Rosenkvist ist zwar die Auftraggeberin für Sams heimliche Ermittlungen, aber nachdem sie auch offiziell mit dem Fall betraut ist, habe ich nicht verstanden, wieso sie auch noch zusätzlich heimlich ermitteln lässt und nicht das, was Sam heimlich tut, einfach ganz offiziell selbst übernimmt. Sam Berger hat eine Phase hinter sich, an die er sich nur bruchstückhaft erinnern kann. Darüber zu lesen, wie er langsam wieder ins Hier und Jetzt findet, war anstrengend und frustrierend. Molly Blom kocht sowieso ihre eigene Suppe und ist nach wie vor völlig undurchschaubar, sowohl für Sam Berger als auch für mich.
Damit haben mich die drei Hauptakteuere größtenteils im Dunkeln darüber gelassen, was sie tun und wieso. Und die Art von Arne Dahl, wichtige Informationen wegzulassen, im Großen wie im Kleinen, hat das Ganze nur noch verstärkt. Ich mag es sehr, wenn sich vermeintliche Fakten im Nachhinein als falsch herausstellen und wenn ich als Leser merke, dass ich die ganze Zeit geschickt getäuscht wurde. Hier war das aber anders. Dahl enthält uns einfach Informationen vor, die wir eigentlich dringend für’s Verständnis bräuchten.
Zum Beispiel schildert er ein Telefonat so, dass es klingelt, Berger ran geht und dann folgt wörtliche Rede auf wörtliche Rede in einem Dialog. Und nach dreimaligem Hin und Her erwähnt Dahl, wer da eigentlich mit Berger telefoniert. Bis dahin springt leider mein Kopfkino überhaupt nicht an, denn ich weiß ja nicht mal, ob da eine Frau oder ein Mann spricht, ob man die Person kennt oder nicht, wie man sich die Stimme vorzustellen hat usw.
Zusätzlich zu Dahls minimalistisch angedeutetem Erzählstil ist auch die Handlung voller Geheimnisse. Es gibt Tarnidentitäten und Alias-Namen, Doppelspiel, Betrug und Täuschung, psychische Verwirrung mit entsprechend nebulöser Wahrnehmung. Und obendrein spielt niemand mit offenen Karten. Es wird viel aus dem Bauch heraus gemacht, wilde Theorien aufgestellt und der Zufall arbeitet auch immer mal wieder mit.
Das hat dazu geführt, dass ich mehr als die erste Hälfte des Buches so gelesen habe, als würde ich mich vorsichtig in einem dunklen, unbekannten Raum vortasten. Die Handlungsabläufe sind mir immer wieder durch die Finger geflutscht und ich musste stoppen und rekonstuieren, wer jetzt was warum gerade tut. Das ist mir nicht immer gelungen. Relativ ziellos und leider auch ohne große Lust zu lesen, habe ich Seite um Seite hinter mich gebracht und gehofft, dass Handlungen und Dialoge irgendwann doch einen Sinn ergeben und sich ein roter Faden findet. Und es war tatsächlich so, dass sich irgendwann alles zu einer schlüssige Handlung zusammengefügt hat, genau wie in Band 1 “Sieben miuns eins”, aber für meinen Geschmack zu spät.
Ich habe für mich festgestellt, dass es mich irritiert und mir das Lesevergnügen raubt, wenn ich mich über die bruchstückhafte Art eine bruchstückhafte Handlung zu erzählen, auf jeder Seite ärgern muss, bis nach 50 oder 60% des Buches endlich ein bisschen Licht ins Dunkel kommt. Dahl hat das nun schon zweimal hintereinander hinbekommen und wer “Sieben miuns eins” mochte, wird ganz sicher auch großen Spaß an “Sechs mal zwei” haben, mich hat diese Erzählweise beide Male genervt.
Ich brauchte schon bei Band 1 die zweite – in meinen Augen gelungene – Hälfte des Buches, um mich mit der ersten Hälfte zu versöhnen und nun ging es mir wieder genauso. Deshalb steht nun für mich fest: Arne Dahls Erzählweise (zumindest bei dieser Reihe) und ich – wir werden keine Freunde mehr.
Trotzdem habe ich mich auf die Lesung Arne Dahls zu “Sechs mal zwei” gefreut und hier darüber berichtet.
Die weiteren Bände dieser Reihe werde ich aber nicht lesen, denn der Autor kann sicher gut schreiben und erzählt spannende Geschichten, das aber auf so eine Art und Weise, dass es für mich nicht mit Genuss zu lesen war. Da kollidiert einfach Arne Dahls Art zu erzählen mit meinem persönlichen Lesegeschmack.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch findet man bei:
Miss Norge
Hallo Buch
Lillis Buchseite
Die Serie in der richigen Reihenfolge:
Sieben minus eins
Sechs mal zwei
[Werbung] Bildquelle und Buchdetails: Verlagsseite
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