Skybound von Aleksandr Voinov

Darum geht’s:

Deutschland steht kurz davor, den 2. Weltkrieg zu verlieren und die Luftwaffe wehrt sich verzweifelt gegen die feindlichen Bomber vor Berlin. Flugzeugmechaniker Felix bewundert die tollkühnen Flieger. Er selbst hat die Prüfung zum Piloten nicht geschafft. Ganz besonders liegt ihm Flieger-Ass Baldur Vogt am Herzen, zu dem er sich schon lange hingezogen fühlt. Doch sein Schwarm hat ihn sicher noch nicht einmal bemerkt, denn angesichts der aussichtslosen Lage des Krieges hat er bestimmt anderes im Kopf, als einen ölbeschmierten Mechaniker wahrzunehmen.

So fand ich’s:

Ich-Erzähler Felix, der Flugzeugmechaniker, schildert im Präsens die Ereignisse und auch seine Gedanken. Als Leser ist man mit ihm zusammen am Flughafen und sieht das Flieger-Ass Baldur Vogt in der Luft kämpfen, spürt den Unterschied zwischen dem bewunderten Helden und dem unauffälligen Mechaniker im Hintergrund und man hängt mit Felix‘ Augen an seinem Idol. Wir sind so erstaunt wie Felix, dass Baldur ihn wohl doch bemerkt hat und als einer der riskanten Einsätze Baldur fast umbringt und er für ein Wochenende zur Erholung nach hause fährt, darf Felix ihn begleiten.

Die angspannte Atmosphäre der letzten Kriegstage ist greifbar und man fiebert mit den Piloten und ihrer Bodencrew, denn sie denken nur daran, ihre Familien und unschuldige Zivilisten zu schützen. Von fanatischen Nazi-Anhängern und verblendetem Idealismus ist hier Gott sei Dank nichts zu spüren, sondern die Stimmung ist gedrückt, melancholisch und verzweifelt und obwohl sich die Geschichte um Felix und Baldur dreht, bekommt man doch auch einen guten Eindruck von Deutschland in diesen letzten Tagen des zweiten Weltkrieges.

Die zögerliche Annäherung von Baldur passt in ihrer Heimlichkeit zur damaligen Zeit und zu der Tatsache, dass er ein hoch dekorierter Offizier ist, der viel zu verlieren hat. Nicht blinde Lust bringt die beiden zusammen, sondern ehrliche und zarte Gefühle, die sie trotz oder wegen der schrecklichen Geschehnisse um sie herum umso intensiver genießen. Und auch das Ende ist sowohl realistisch als auch voller Optimismus und lässt einen mit einem positiven Ausblick zurück.

Kaum zu glauben, dass “Skybound” nur eine Kurzgeschichte ist, denn man hat das Gefühl, viel mehr erlebt und die beiden Männer – vor allen Dingen aber Felix – intensiver kennengelernt zu haben als es die geringe Seitenzahl vermuten lässt.

Mehr dazu:

Die meisten Bücher von Aleksandr Voinov sind immer noch nur auf englisch zu haben, aber mehr und mehr werden ins Deutsche übersetzt. So zum Beispiel die Kurzgeschichten: Deliverance – Erlösung und Burn – Flugstunde sowie der Roman Return on Investment (der Link führt zu meiner Rezension zur englischen Ausgabe, inzwischen ist das Buch aber auch unter dem Titel “Risikokapital” auf Deutsch erschienen).


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage des Autors

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