Darum geht's:
Die verbrannte Leiche des umstrittenen Malers Arnold Wegner wird in seinem Atelier aufgefunden. Ein Unfall, Selbstmord oder doch ein Mord? Obwohl seine Bilder die Auftraggeber nicht immer im besten Licht darstellten und seine Kunst nicht überall anerkannt war, sollte das doch kein Motiv für einen Mord sein. Oder war seine Geliebte, die Tänzerin Thea Pabst, der Grund für einen Eifersuchtsmord? Was hat die dubiose Vereinigung der Asgard-Gesellschaft damit zu tun? Und da gibt es auch noch die zurückhaltende Ehefrau Wegners.
Kommissar Leo Wechsler und sein Team ermitteln im Berlin der 20er Jahre und müssen sich sowohl mit der Künstlerszene und Adelskreisen als auch mit bitterarmen Hinterhofbewohnern auseinandersetzen.
So fand ich's:
Schon im ersten Band "Leo Berlin" habe ich es sehr genossen, wie authentisch das Berlin Anfang der 20er Jahre geschildert wird, wie mühelos man eintauchen kann in die Welt der politischen Unsicherheiten, der galoppierenden Inflation, des ausschweifenden Nachtlebens in der Großstadt, die von exotischen, aufgeschlossenen Menschen genauso bevölkert wird wie von konservativen Adelssprossen, obdachlosen Kriegsversehrten und kleinbürgerlicher Mittelschicht. Erzählt wird das Ganze überwiegend aus dem Blickwinkel Leo Wechslers, der aus kleinen Verhältnissen kommt und scharfsinnig aber auch mit menschlicher Anteilnahme und ab und zu überschäumendem Temperament auf seine Mitmenschen blickt. Er hat durchaus eine moderne Einstellung zu vielen Dingen, ist aufgeschlossen, wenn auch nicht besonders abenteuerlustig, und ist mir über die beiden Bände schon ziemlich ans Herz gewachsen mit seiner bodenständigen, intelligenten Art.
Sein Privatleben spielt hier wieder eine nicht ganz kleine Rolle, denn er ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Schwester zusammen, die sich um die Kinder kümmert. Das gibt immer wieder Reibereien und deshalb ist Leo sehr froh, dass seine Schwester Ilse einen Mann kennengelernt hat. Seit sie verliebt ist, gestaltet sich das familiäre Zusammenleben viel angenehmer. Und auch Leo selbst würde seine Bekanntschaft zur Buchhändlerin Clara gerne vertiefen.
Die Mord-Ermittlungen werden realistisch und trotzdem spannend geschildert. Verfolgungsjagden und Schießereien sucht man vergeblich, sondern es wird im Team gearbeitet, kombiniert und nicht selten Klinken geputzt, um Stück für Stück an Informationen zu kommen. Die Person Arnold Wegner lernt man im Laufe der Ermittlungen ganz gut kennen und klopft gemeinsam mit den Polizisten sein Leben nach möglichen Mordmotiven ab. Ganz besonders hat mir die Figur des jungen Paul gefallen, der mein Herz sofort erobert hat.
Allerdings hat mich eine Sache bei der Handlung des Buches doch ziemlich irritiert:
Spoiler - Aufklappen auf eigene Gefahr
Der Fall des Toten, der im Landwehrkanal gefunden wird und das Buch quasi einleitet, wird am Ende gar nicht mehr erwähnt. Obwohl man relativ lang die Ermittlungen zu seinem Tod verfolgt und auch einiges über ihn erfährt, verläuft dieser Handlungsstrang ungelöst im Sande.
Insgesamt hat mir dieser zweite Band mindestens so gut gefallen wie der erste. Eine lebendig gewordene Geschichtsstunde, in die ein bisschen große Politik und ganz viel Berliner Flair der wilden 20er einfließt, ergänzt um einen sehr passenden Anteil an Leos Privatleben und einen Mordfall, bei dem man selbst mit knobeln kann und der einen von Anfang bis Ende bei der Stange hält. Ich freue mich schon darauf, diese Serie weiterzulesen!
Mehr dazu:
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Leo Berlin
Tod in Blau
Die Tote von Charlottenburg
Mord in Babelsberg
Es geschah in Schöneberg
Nachts am Askanischen Platz
Werbung
Titel: Tod in Blau
Autor/in: Susanne Goga
ISBN / ASIN: 978-3-423-21487-2
Sprache: deutsch
Genre: historischer Krimi
Serie:Leo Wechsler
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2014
Medium: Taschenbuch
Seitenzahl: 304
Autorenhomepage: Susanne Goga
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite