Wie man es als Autor/in nicht machen sollte ….

Ich hatte heute das zweifelhafte Vergnügen, zusammen mit 1309 anderen Literaturbloggern eine Massenmail zu bekommen, über die ich mich ganz schön geärgert habe. Denn “senden an alle” hat sich in den seltensten Fällen wirklich bewährt, sondern eine kleine Vorauswahl, mit wem man denn da Kontakt aufnimmt, bietet sich auf jeden Fall an. Okay, E-Mails kosten kein Geld und ob man 10 oder 1310 davon verschickt hat, macht finanziell keinen Unterschied. Wenn man jemanden z. B. auf einen erotischen Liebesroman aufmerksam machen möchte, sollte man aber doch davon ausgehen, dass man nicht bei allen Buchbloggern, deren Mailadresse man irgendwie erwischen kann, auf Interesse stößt. Alle anderen fühlen sich wohl eher genervt, belästigt oder amüsieren sich über diese Fehlleistung. Die Zeit, die man aufwendet, gezielt Blogger anzusprechen, die das Genre, in dem man schreibt, lesen und auch rezensieren, ist in jedem Fall gut investiert. Ich kann Autorinnen und Autoren nur davon abraten, solche breit gestreuten und unspezifischen Aktionen zu starten, denn zumindest bei mir ist der Schuss nach hinten losgegangen und der Ärger und das Unverständnis überwiegt.

Deshalb poste ich auch meine Antwort-Mail hier, denn die gilt nicht nur für die aktuelle, sondern auch für alle künftigen Massenmails:

Sehr geehrter Autor, sehr geehrte Autorin,

mit ganz viel Ommmmmm habe ich mich völlig entspannt durch die E-Mail gearbeitet. So ein locker-flockiger Text bringt mich nämlich nicht mehr aus der Ruhe, denn ich bin es leider schon gewohnt, nach dem Gießkannenprinzip verteilte Autorenpost zu bekommen.

Nicht alle Autoren oder Autorinnen machen sich die Mühe, sich den Internetauftritt der Menschen näher anzusehen, auf die sie zugehen. Leider hilft das kunstvolle Verstecken der E-Mailadresse auf dem Blog selten dabei, die Aufmerksamkeit während der Suche darauf zu lenken, welche Art von Büchern da besprochen wird, ob die Literaturbloggerin ausdrücklich darum bittet, keine Werbemails oder ungefragt Rezensionsexemplare zugeschickt zu bekommen oder ob gar ein Mann den Blog betreibt. Wenn man Männer als mögliche Interessenten am Buch von vorne herein ausschließt und sie bittet, sich wieder zurückzuziehen, dann sollte man sie nämlich besser erst gar nicht anschreiben. Ups.

Deshalb hat mir diese E-Mail nicht gemundet, obwohl ich weiblich und volljährig bin und damit die Auswahlkriterien erfülle – hurra!

Aber gut, die Zeit drängt! Da kann man auf solche Feinheiten keine Rücksichten nehmen und ballert besser die identische Mail in alle Richtungen durch die Literaturbloggerwelt, eintausenddreihundertzehnfach, um genau zu sein. Gemeckert wird ja sowieso. Echt traurig.

Wenn man alle anschreibt, kann man sich auch ziemlich sicher sein, unter den gut vernetzten BloggerInnen via Social Media ausgiebig diskutiert zu werden. Und das nicht in freudiger Erwartung auf das kostenlose Werk, sondern mit genervtem Augenrollen angesichts der plumpen Methode, den virtuellen Fuß in die Tür zu stellen. So öffentlich wie man sich inzwischen darüber echauffiert, ist der Geheimtipp nämlich gar nicht mehr so geheim. Ihr seid ein wenig geschockt? Na also, läuft doch.

Ciao,

eine Literaturbloggerin

 

Nachtrag: Nicht, dass das in den falschen Hals kommt, möchte ich nochmal ausdrücklich klarstellen, dass ich absolut nichts dagegen habe, wenn Verlage / Autoren / Agenturen Kontakt mit mir aufnehmen und mich auf ein Buch aufmerksam machen oder ein Rezensionsexemplar anbieten. Im Gegenteil!
Natürlich kann es sein, dass ich aus Zeitmangel das Angebot ablehnen muss oder – wenn mal wieder Dienstreisen mit privatem Stress zusammenkommen – ich auch nicht immer eine Rückmeldung gebe, besonders wenn es sich um ein allgemein gehaltenes Infoschreiben handelt.
Was mich in diesem Fall nur gestört hat, ist die lieblose und unüberlegte Art und Weise, wie diese Kontaktaufnahme passiert ist, denn ich fand die weder witzig noch effektiv, sondern einfach nur respektlos.

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6 Jahre her

Hallo Gabi,
das hast du wirklich gut auf den Punkt gebracht. Ich war auch eine von den vielen, die diese Mail bekommen haben und ich habe mich entschieden es zu ignorieren. Aber deine Antwort, finde ich wirklich klasse und ich kann dir nur zustimmen.
Liebe Grüße
Nicole

6 Jahre her
Reply to  Gabi

Das bezweifle ich zwar auch, aber umsonst finde ich es nicht.

6 Jahre her

Liebe Gabi,
vielen Dank für deine Worte. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Ich war nämlich auch eine von den 1309 Adressatinnen.
Tja, mein Problem und ich denke auch das einiger anderer Blogger ist, dass dieses Buch komplett am Thema meines Blogs vorbeigeht. Tja, wie sagte schon Julia Roberts in Pretty Woman: Blöd, wirklich blöd gelaufen.
Ich habe mit meinen Gay-Rezensionen schon genug zu tun und wenn man sich ein bisschen mit den Bloggern, die man anschreibt befasst, merkt man, ob das Buch an dieser Stelle gut aufgehoben ist oder nicht. Wenn diese Zeit nicht drin ist, dann sollte man es lieber ganz lassen. Denn eigentlich kenne ich es so, dass man “sein” Baby in die richtigen Hände geben möchte.

Auch ich werde auf diese sorry “pseudowitzige” Mail nicht regieren, zumal mir durch sie wichtige Lebenszeit genommen wurde, So hektisch wie sie geschrieben wurde, brauchte ich fast drei Anläufe, bis ich wusste, was gewünscht wurde.
Und ich werde nicht einen brauchen, um diese Mail zu beantworten.
Mein Humor ist heute scheinbar in den Keller gezogen, denn ich konnte noch nicht einmal drüber lächeln …
LG Elke

6 Jahre her

Danke für den Beitrag. Mich hat es auch erwischt. Als Thriller Bloggerin! Klar, da steh ich auf Sex in Büchern. Logisch ^^

Joel
6 Jahre her

Klingt interessant und neu, da ich noch nie einen erotischen Roman gelesen habe.
Liebe Grüße
Joel von Büchervergleich.org

6 Jahre her

Hallo Gabi,

danke für deine Worte. Ich habe die Mail auch erhalten (nein,wie überraschend ;)) und war erst irritiert: Hat diese Mail etwa was mit dieser anderen Erotik-Massenmail zu tun, die damals so eine Blamage war? Aber dann merkte ich –
auch anhand der Tweets – dass es sich hier nicht um eine beleidigte Reaktion einer Autorin handelte, sondern um eine erstmalige Kontaktaufnahme! Ganz katastrophal und ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen soll. Ich habe nichts gegen ungewöhnliche Mails und ich kann auch verstehen, dass es für Self-Publisher schwer und oft frustrierend ist. Aber diese Mail ist die reinste Beleidigung der Adressaten, die die Autorin eigentlich als Zielgruppe gewinnen möchte. Allein schon diese Aussage mit den Massenmails: Die Zeit dränge – warum? Löst sich ihr Buch bis zu einem bestimmten Datum einfach in Luft auf? Und 1300 Blogger anschreiben, deren Mail-Adressen ja schwer zu finden seien und oft kryptisch anmuten? Ähm, jeder vernünftige Blogger hat die Mail im Impressum – das ist ein Klick. Und wenn das Suchen der Adressen so aufwändig sei – hätte sie diese Zeit nicht sinnvoller investieren können, um passende Blogs zu finden?

Vielleicht hat die Autorin aus “Unbedarftheit” gehandelt, vielleicht fand sie das tatsächlich witzig oder irgendein dubioser Kontakt hat ihr womöglich dazu geraten. Dennoch: Diese Mail ist und bleibt eine Frechheit – gegenüber Bloggern, aber auch gegenüber anderen Autoren, die dadurch eventuell wieder in eine Schublade gesteckt werden, obwohl sie selbst wirklich bemüht und durchdacht ihre Bücher an die Blogger herantragen.

Viele Grüße
Kathrin

6 Jahre her

oO okay da bin ich etwas baff, denn sowas habe ich bisher auch noch nicht gehört. Hätte die Person nicht einfach auf ihren social media Accounts herumfragen können anstatt sich noch die Mühe für ne Mail zu machen? Bin bisschen sprachlos ;)

6 Jahre her

Hallo Gabi,

oha, diese Mail ist – glücklicherweise – an mir vorbei gegangen. Obwohl ich ja hin und wieder auch mal Sex-Storys lese und irgendwie sogar in die Zielgruppe gepasst hätte. *g*
Ich kann Deinen Unmut aber sehr gut verstehen. Wenn es auch massenhaft Blogs gibt, die sich mit Büchern beschäftigen, so will doch kein Buchblogger als einer von vielen behandelt werden. Jeder Buchblogger will, dass sein Blog gelesen und wertgeschätzt wird. Erst recht von denjenigen, die von der kostenlosen Werbung profitieren – den Verlagen und den Autoren. Wenn dann so eine Massenmail kommt, aus der ein Teil der Adressaten gleich wieder ausgeschlossen wird, weil sie nicht der Zielgruppe entsprechen, dann hat jemand definitiv seine Arbeit nicht gemacht. Deine Antwort kann ich gut nachvollziehen.

Liebe Grüße
Sanne

6 Jahre her
Reply to  Gabi

*g* Nee, jetzt will ich schon nimmer. *g*
In der Liste war ich früher mal drin. Komisch. Aber egal.

Liebe Grüße
Sanne

6 Jahre her

Also ich habe diese Mail nicht erhalten..ich fühle mich jetzt schon irgendwie übergangen *gnihihi*. Aber leider muss ich dir in einem zustimmen – manche Autoren denken sich „Oh, ne Bloggerin, der schick ich gleich mal nen Mail und frage sie zwecks Rezension zu meinem Buch…scheiß drauf..den Blog guck ich mir jetzt ned an und auch nicht den Teil mit bevorzugten Genres!!“..denn ich bekam eine Mail, ob ich nicht ihr neues Buch rezensieren möchte..Thema: Glücksratgeber. Die Mail war wirklich nett und freundlich, inkl. Link zum Gratis-E-Book (aber nur noch 3 Tage gratis, dann nicht mehr!!), aaaaber wenn die Autorin zumindest die eine Seite für Autoren gelesen hätte, wüsste sie, dass sowas absolut nicht mein Ding ist. Ich habe da sogar meine bevorzugten Genres angegeben und gebeten dies zu beachten. Das scheint manche Autoren jedoch nicht zu jucken. Irgendwie finde ich das schade und auch traurig, dass Autoren einen bitten eine Rezension für ihr Buch zu schreiben, aber es nicht der Mühe wert finden sich nur ein bisschen durch den Blog zu klicken indem auch viel Arbeit steckt, ähnlich einem Buch.
Das war mein Wort zum Dienstag Feierabend.
Danke für Deinen Beitrag und dass Du dieses Ärgernis mit uns geteilt hast.
Liebe Grüße aus Wien!

Allerleihrau
6 Jahre her

Hallo Gaby, das nenne ich mal unverfroren. Und wenn sich jemand so dusselig anstellt, ziehe ich doch glatt Rückschlüsse … und zwar keine guten, das beworbene Werk betreffend.
LG

6 Jahre her

Gut auf den Punkt gebracht. Vor allem noch so pseudowitzig mit “Nein!” als Betreff und dann “Ja, ich weiß, ich habe keine Ahnung, wer das liest, haha, hihi.”
Ich habe sie in nicht mal zu Ende gelesen, sondern einfach nach den ersten paar Zeilen gelöscht, wieso sollte ich dem Roman (ich meine die Mail) mehr Zeit widmen, als die Autorin gebraucht hat? ^^

6 Jahre her

Hallo Gabi,

jetzt komme ich endlich zum Kommentieren.
Die mail war schon ein Unding. Absolut unverschämt.
Hast Du eine Antwort hierauf bekommen?

Liebe Grüße
Lilly