Darum geht’s:
Der Chirurg Jack Fancisco beobachtet zufällig einen Mafiamord und will dies auch vor Gericht bezeugen. Damit er bis zur Gerichtsverhandlung überlebt, kommt er ins Zeugenschutzprogramm. Doch der Profikiller D spürt ihn trotzdem auf, bringt es aber nicht fertig, Jack zu töten. Schließlich hätte D den Mordauftrag nie freiwillig angenommen, doch er wird erpresst und dazu gezwungen. Nun sitzen sie beide in der Tinte. Sobald die Mafiabosse mitbekommen, dass D Jack nicht ermordet hat, schicken sie den nächsten Auftragsmörder für Jack. Und auch D ist seines Lebens nicht mehr sicher, denn auch als Killer darf man es sich nicht mit seinen Auftraggebern verderben und der Erpresser hat offensichtlich ein Hühnchen mit D zu rupfen. Es bleibt ihnen nur eins: sie müssen zusammen fliehen.
So fand ich’s:
D scheint nicht gerade ein Sympathieträger zu sein. Kommunikation ist überhaupt nicht seine Sache. Er ist ein Einzelgänger und dass er seinen Lebensunterhalt mit Morden verdient, macht ihn auf den ersten Blick zu einem Monster. Doch schon, dass er Jack nicht töten kann, weil der zu den Guten gehört, die es nicht verdient haben, ermordet zu werden, lässt daran zweifeln, dass D eine herzlose Tötungsmaschine ist. Und je mehr Jack an Ds Fassade kratzt, umso deutlicher wird, dass vieles von Ds Hartherzigkeit ein Schutzwall ist, der schlimme Erlebnisse aus seiner Vergangenheit fern halten soll und dass D alles andere als herzlos ist – zumindest wenn es um Jack geht.
Jack ist ein herzensguter Mensch, der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt, um Menschen – und besonders Kindern – ihr Gesicht zurückzugeben, das durch Krankheit oder Unfall verstümmelt wurde. Auch wenn er unter anderem Namen ein neues Leben beginnen muss, um vor der Mafia sicher zu sein, kann er den Mord, den er beobachtet hat, nicht einfach übersehen. Sein Gerechtigkeitssinn ist stärker. Und D bedeutet für Jack nicht nur Sicherheit und Schutz, sondern Jack empfindet bald genug mehr für D und ist überzeugt, dass es dem schweigsamen Mann genauso geht.
Die beiden sind ständig in Gefahr, müssen immer wieder fliehen und sobald für einen Moment mal Ruhe einkehrt und man meint, die beiden hätten Zeit, sich ein bisschen näher zu kommen, wartet schon die nächste Komplikation auf sie. Besonders die Kombination von Gay Romance mit einer Krimi- oder Thrillerkomponente mag ich sehr und deshalb war dieses Buch genau nach meinem Geschmack.
Irgendwo hab ich gelesen, dass die ursprüngliche Idee zu diesem Buch aus einer Brokeback Mountain Fanfiction der Autorin stammt. Ich musste nachdenken, wo hier der Zusammenhang zur Handlung von Brokeback Mountain sein könnte und kam nur auf eine Szene, die im Film Brokeback Mountain zu sehen war und sehr ähnlich im Buch vorkam, nämlich das erste Mal, als die beiden Sex miteinander hatten. Und ausgerechnet diese Szene störte mich in diesem Buch (übrigens genauso im Film), weil ich fand, dass die Atmosphäre eher verzweifelt und negativ war und weder eine emotionale Verbindung zwischen den beiden Männern oder ein Vorspiel irgend einer Art noch so etwas wie Kondome angesprochen wurde. Ich empfand diese Szene eher als Störfaktor, weil sie nicht ganz zum Rest der Erzählung passte.
Außerdem spricht D einen Slang, der sich gewaschen hat. Ich hab das Buch im Original gelesen und musste mich ganz langsam in seine sprachlichen Eigenheiten einlesen. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass er auch in der deutschen Übersetzung kein Hochdeutsch spricht, sondern auch passend zum Original-Ton Silben verschluckt und Worte verkürzt. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, passt aber meiner Meinung nach perfekt zu D, der sogar SMS-Konversationen mit Nachrichten bestreitet, die aus nur einem einzigen Buchstaben bestehen. Ich fand, D ist es Wert, dass man sich die Zeit nimmt, sich an ihn zu gewöhnen, denn je näher man ihn kennenlernt, desto mehr kann er überzeugen.
Jack ist sowieso ein toller Charakter, der hochintelligent mit einem großen Herzen, Mut und Humor ausgestattet ist und den man einfach lieben muss. Kein Wunder, dass auch der verschlossene D schließlich weich wird und sein Herz an Jack verliert.
Wer die Kombination Gay Romance und Thriller mag und sein Vergnügen daran hat zu beobachten, wie ein düsterer und verzweifelter Charakter die Liebe findet, dem kann ich “Zero at the Bone” dringend empfehlen. Meinen Geschmack hat’s perfekt getroffen.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch gibt es hier:
Buchjunkies
Gaylesen (zur deutschen Übersetzung)
Auch wenn die Autorin vollmundig eine Fortsetzung angekündigt hatte, scheint sie inzwischen andere Buchprojekte vorgezogen zu haben. Ob und wann wir ein weiteres Buch mit D und Jack erwarten dürfen, steht in den Sternen. Ich finde die Geschichte der beiden mit “Zero at the Bone” allerdings schön rund erzählt, so dass nichts offen geblieben ist. Deshalb kann ich gut damit leben, wenn nichts mehr kommt.
Die Kurzgeschichten:
Immerhin hat die Autorin vier Kurzgeschichten über D und Jack verfasst, die ich ebenfalls gelesen habe und von denen man drei kostenlos auf der Homepage der Autorin, allerdings nur auf englisch, lesen bzw. als PDF-Datei downloaden kann.
Date Night – Zero at the Bone #1.1
Diese 8 Seiten lange Kurzgeschichte schließt direkt an die Romanhandlung an. Im Epilog des Romans war schon die Rede davon, dass Jack von seinen Kollegen zu einer Party eingeladen wurde und D beschlossen hat, ihn zu begleiten. Für D eine Premiere und eine Neuerung in seinem Sozialleben, denn die meisten von Jacks Kollegen bezweifeln schon, dass es D wirklich gibt.
Time After Time – Zero at the Bone #1.2
D kommt ein paar Tage früher als geplant nach hause. Auf 10 Seiten erleben wir mit, wie D und Jack ihr Wiedersehen nach drei langen Wochen Trennung feiern … und was für Nachrichten D noch zu erzählen hat.
Liar – Zero at the Bone #1.3
Zeitlich gleich im Anschluss an “Time After Time” geht’s mit dieser Kurzgeschichte weiter. Und auf diesen 9 Seiten muss Jack ohne seinen D auskommen, denn der musste wieder mal beruflich auf Reisen gehen. Jack ist sauer, dass er so oft alleine ist – und kommt auf dumme Ideen.
A Very D Christmas – Zero at the Bone #1.4
Diese immerhin schon 43 Seiten lange weihnachtliche Geschichte ist zwar nicht kostenlos wie die anderen Kurzgeschichten, aber für nur 1,99 $ über die Homepage von Jane Seville zum Download als PDF zu kaufen. Und ich finde, es lohnt sich absolut.
Denn D muss sich einer echt harten Herausforderung stellen: Er trifft seine Schwester, die er viele Jahre nicht gesehen hat an Weihnachten, zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern. Gefühle, Familie und Teenagerprobleme sind nichts, worin D viel Übung hätte, aber er schlägt sich wacker und weil Jack in seiner Nähe ist, kriegt er es hin, an seinen Aufgaben zu wachsen.
Insgesamt finde ich alle vier ergänzende Kurzgeschichten sehr gelungen und habe mich gefreut, noch ein paar kleine Einblicke in das Leben von Jack und D als Paar zu bekommen.
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Bildquelle und Buchdetails deutsch: Verlagsseite
Bildquelle und Buchdetails englisch: Verlagsseite
Diese Sache mit den Slangs finde ich immer so furchtbar. Ja, sie macht es authentischer, aber ich finde es immer so furchtbar anstregend, es zu lesen. In Filmen oder Serien kann ich da noch besser drüber hinwegsehen. Ansonsten hört sich die Mischung aus Gayromance und Thriller jedoch ganz gut an.
Als Hörbuch wäre das sicher leichter und vielleicht sogar ein Gewinn gewesen. Aber zum Lesen war’s echt anstregend. Zum Glück war die Story an sich toll :-)
LG Gabi
Hi Gabriele,
ich liebe, liebe, liebe dieses Buch. Eines meiner absoluten Highlights, ich war sooo begeistert :-)
Liebe Grüße
Desiree
Hallo Desiree,
und ich hatte das Buch so lange schon auf meinem Reader schlummern. Wenn ich gewusst hätte, wie toll Jack und D sind, dann hätte ich es schon viel früher gelesen!!
LG Gabi
Hallo!
Das Buch klingt echt gut und ist direkt mal auf meine Wunschliste gewandert. Ich liebe Krimi und Thriller, die sich mal stärker mit den Bösen befassen und deren Psyche beleuchten. Wenn der dann noch so interessant wie D klingt, um so besser ;-)
Liebe Grüße
Sarah
Du hast aber schon gelesen, dass das auch schwuler Sex drin vorkommt? Nicht, dass Du davon überrascht wirst (wie ich bei meinem ersten Gay Romance Thriller, weil ich nicht ganz kapiert habe, was da los ist *lach*).
LG Gabi
Haha, nein, das macht mir nichts. Ganz im Gegenteil, ich bin froh, auch im Krimi/Thriller-Bereich mal nicht-heterosexuelle Personen in den Protagonistenrollen zu sehen. Abgesehen davon bin ich des öfteren im Gay Romance Bereich unterwegs :)
Gut, dann bist Du ja gewarnt ;-) und ich wünsch Dir viel Lesevergnügen damit und hoffe, dass das Buch Dir genauso gut gefällt wie mir!