Wer den Henker küsst von Tharah Meester

Darum geht’s:

Horace Langley, der Henker von Venice, befürchtet nach der überhasteten Hinrichtung von Daniel Flang, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist und er vielleicht an einem Unschuldigen die Todesstrafe vollstreckt hat. Er beauftrag den Privatermittler Lance Preston Lombard, Flangs Verbrechen noch einmal zu durchleuchten. Der Henker und der Detektiv begeben sich zusammen auf eine abenteuerliche Reise zum Festland und unerwarteterweise auch durch ihre Gefühlswelt.

So fand ich’s:

Dem pflichtbewussten und stoischen Henker Langley sind wir schon in früheren Büchern aus Venice über den Weg gelaufen, und er hat mich nicht in Ruhe gelassen. Im Gegensatz zu den Wärtern und dem Gefängnisdirektor wirkte er nicht so, als habe er Vergnügen an seinem grausamen Handwerk. Ich war sehr neugierig darauf, hinter seine Fassade zu schauen! Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Ich wollte ganz dringend erfahren, wieso Horace so ist, wie er ist und was ihn dazu veranlasst hat, ausgerechnet Henker zu werden.

Der lebenslustige Privatdetektiv Lance Preston Lombard lässt sich von der dunklen Wolke, die Horace mit sich zu tragen scheint und die alle anderen Menschen auf Abstand hält, nicht abschrecken. Ganz respektlos zieht er den Henker auf, nennt ihn beim Spitznamen Rake oder gleich “Eisherzchen” und beobachtet ihn mit seinem scharfen Ermittlerblick.

Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, während sie die Hintergründe des Mordes an der Familie Mayfield intensiver beleuchten, als es offensichtlich die Polizei getan hat. Schon alleine, dass der verschlossene Horace mit einem feinen, trockenen Humor auf Lances Späße antwortet und sich herrliche Dialoge entspinnen, ließ mir das Herz aufgehen.

Man erfährt aber auch nach und nach mehr aus der Vergangenheit von Rake und erkennt, dass auch Lance sein Päckchen zu tragen hat. Weil beide keine fröhliche, problemlose Kindheit hatten, erklärt das ihr heutiges Verhalten, auch Rakes Selbsthass und Lances immer mal durchscheinenden Zynismus, und man hat öfter beim Lesen einen Kloß im Hals. Umso kostbarer sind die schönen Momente und die aufkeimenden Gefühle, derer sich beide nicht erwehren können – auch wenn es insbesondere Rake mit allem, was er hat, versucht. In beide Richtungen, beim Abtauchen in schlimme Erlebnisse aus der Kindheit und bei zarten Verbindungen, die sich unaufhaltsam zwischen ihnen knüpfen, ist man intensiv und tiefgründig dabei. Man wird emotional ganz schön durchgeschüttelt von den beiden Männern.

Auf der Suche nach der Wahrheit über den hingerichteten Flang, stoßen sie auf einen Freundeskreis um die Familie Mayfield und lernen einige interessante Personen kennen. Es hat mir großen Spaß gemacht, die bunte Schar an Nebenfiguren aus Lances oder Rakes Augen zu beobachten und natürlich auch meine eigenen Überlegungen zum Mordfall anzustellen. Lances Kollegin und Freundin Tamsin oder der junge Hotelpage Billy haben sich in mein Herz gespielt.

Wer fluffig-leichte Lektüre sucht, kann hier getrost weitergehen. Wer gerne eine tiefgründige, zaghafte, heißblütige, schmerzhaft grausame und unerwartet süße slow burn Liebesgeschichte gemischt mit einer Krimiermittlung sucht, darf hier gerne zugreifen. Von mir gibt es eine begeisterte Leseempfehlung.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:

“Wer den Henker küsst” gehört in die Welt von Venice, man kann es aber ohne Vorkenntnisse als Standalone lesen.

“Wer den Henker küst” ist nicht direkt Teil der Serie “Cœur trouvé à Venice”, die ich aber ebenfalls wärmstens empfehle:
St. Garner: Eine undenkbare Affaire
St. Sycamore: Eine schicksalhafte Ehe
Colfax: Der Pflicht unterworfen
Escoffier: Dem Schuft verfallen
Vaudrec: Herzen auf verlorenem Posten


Herzlichen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar

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Titel: Wer den Henker küsst
Autor/in: Tharah Meester
ISBN / ASIN:
‎ 979-8293331352
Sprache:
Deutsch
Genre: Historische Fantasy Gay Romance Krimi
Verlag: Selfpublisher
Erscheinungsjahr:
2025
Medium:
eBook
Seitenzahl: 352
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage von Tharah Meester

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2 Comments
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4 Monate her

Liebe Gabi,

hab vielen vielen lieben Dank für diese hammermäßige Rezension Ich freue mich wirklich sehr darüber und auch den letzten Absatz finde ich absolut genial Bin so glücklich, dass ich endlich deine Neugier bezüglich des Henkers stillen konnte Danke, dass du die Jungs wieder auf ihrem Weg zum Release begleitet hast! Freue mich schon auf unseren nächsten Ausflug

Alles Liebe
Tharah

Susanne
4 Monate her

Liebe Gabi,

ich kann mich Deinen Worten nur anschließen. Ich fand´s auch richtig gut.

Liebe Grüße
Susanne