Amateur von Thomas Page McBee

Darum geht's:

Thomas hat seine Transition zum Mann hinter sich gebracht. Wenigstens körperlich. Die ersten 30 Jahre seines Lebens ist er allerdings als Frau wahrgenommen und als solche erzogen worden. Nun stellt sich ihm die Frage, was ihn außer der körperlichen Veränderung noch zum Mann macht. Was ist "typisch Mann"? Und will er so überhaupt sein?

So fand ich's:

Es gibt nicht gerade viele Menschen, die ihr Leben aus der Sicht einer Frau und aus der Sicht eines Mannes erleben. Und die Menschen, denen das passiert, haben sicher viele Kämpfe durchzustehen und keine Lust, sich mit soziologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen ihres Geschlechtes auf sich und andere zu beschäftigen. Für Thomas ist das aber ein wichtiger Aspekt, den er unbedingt erkunden möchte.

Nach einer Kindheit mit einem gewalttätigen und sexuell übergriffigen Stiefvater ist es ihm sehr wichtig, nicht so zu werden wie dieser, als Thomas endlich als Mann leben kann. Was für ein Mann er werden will und ob er das überhaupt selbst bestimmen kann oder wieviel davon die Hormone bestimmen, die er sich regelmäßig spritzt, beschäftigt ihn intensiv. Thomas ist Journalist und entsprechend professionell geht er dieses Thema an.

Er diskutiert mit seiner Schwester und seinem Bruder darüber, die ihn schließlich von frühester Kindheit an erlebt haben und auch die Veränderungen mitbekommen. Thomas wendet sich an verschiedene Wissenschaftler und befragt sie, liest und recherchiert viel. Und neben theoretischen Überlegungen macht er auch ein ganz praktisches Experiment: Er meldet sich für einen Wohltätigkeitsboxkampf an und beginnt, in der männerdominierten Boxhalle zu trainieren, einem anderen Mann ins Gesicht zu schlagen.

Manche Veränderungen sind subtil und es braucht eine Weile und genaues Hinsehen, um diese überhaupt wahrzunehmen. Andere sind deutlich und tiefgreifend. Thomas wird z. B. in der Wahrnehmung seiner Umgebung vom potenziellen Gewaltopfer zum potenziellen Aggressor. Er muss keine Angst mehr haben, nachts durch den Park zu gehen, sondern gehört plötzlich zu den jenigen, die Frauen nachts im Park Angst machen.

In manchen Passagen - besonders am Anfang - kommt das Buch rüber wie ein Sachbuch, das durch Beispiele aus Thomas' Leben aufgelockert wird. Doch recht schnell haben mich die Passagen gefesselt, in denen Thomas seine Erlebnisse beim Boxtraining schildert. Er ist ein sehr genauer Beobachter und ein reflektierter Mensch und ihm gelingt es hervorragend, den Lesern seine Gefühle und Wahrnehmungen interessant zu vermitteln und Denkanstöße zu geben. Er lässt uns in sein persönliches Leben und auf das blicken, was ihn bewegt.

"Amateur" ist weder eine bösartige Abrechnung mit den Genderklischees oder mit der Gesellschaft, sondern ein positives Buch, das Thomas bei seiner Reise begleitet, ein besserer Mensch zu werden. Für mich war es eindringlich, informativ, aber nicht zu wissenschaftlich, sondern schön lesbar geschrieben und ich bin dem Autor dankbar dafür, dass er uns an diesem sehr persönlichen Teil seines Lebens teilhaben ließ.

Von mir gibt es eine beeindruckte Leseempfehlung!

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

 


Herzlichen Dank an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar

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Titel: Amateur - mein neues Leben als Mann
Original-Titel:
Amateur: A True Story About What Makes a Man
Autor/in: Thomas Page McBee
Übersetzer/in:
Stefanie Frida Lemke 
ISBN / ASIN:
9783351050832
Sprache:
Deutsch
Genre: Belletristik
Verlag:
Blumenbar / Aufbau
Erscheinungsjahr:
2020
Medium:
eBook
Seitenzahl: 224
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

 

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4 Jahre her

Liebes, vielen Dank fürs vorstellen dieses wichtigen und beeindruckenden Buches! Ein sehr interessantes Thema mit einer Problematik die auch ich verstehen kann!