Amazonah von Lou Bihl

Darum geht’s:

Die Gynäkologin Anna steht der Gesundheitsministergattin bei der Geburt zur Seite. Damit öffnet sich für Anna eine Tür zu mehr Einfluss und Mitbestimmung bei ihrer Arbeit. Gleichzeitig lernt sie den wesentlich jüngeren Journalisten Ben kennen und verliebt sich. Und als sei das nicht aufregend genug, schwappt eine Pandemie aus Südamerika herüber.

So fand ich’s:

Es ist schwer, dieses Buch einem Genre zuzuordnen. Wir springen einige Jahre in die Zukunft, in der sich die aktuellen Problemfelder eher noch zugespitzt haben. Corona liegt zwar hinter uns, die Erderwärmung schreitet aber weiter voran, Wetter und Landschaft haben sich in Deutschland zunehmend verändert. Auch die politische Landschaft unterliegt einem Wandel. “Amazonah” nimmt uns mit in ein dreiviertel Jahr im Leben der Ärztin Anna, und wie im richtigen Leben vermischen sich die verschiedensten beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Dinge auch im Buch.

Der Journalist und Taxifahrer Ben ist 17 Jahre jünger und aus einem beruflichen Kontakt entwickelt sich mehr für die wohlsituierte Karriere-Ärztin und den Minimalisten aus dem Tiny House. Annas ältere Freundin Kitty und Bens Nachbar Kilian kommen sich ebenfalls näher und so bildet die “Viererbande” den Kreis der Protagonisten. Dazu kommt noch Mechthild Petri und ihr Mann, der Gesundheitsminister Arian Preuss, die beide im Medizinbereich großen Einfluss haben und Anna mit in ihren Kreis ziehen.

Auf ganz leisen Sohlen schleicht sich eine Pandemie heran, die man zuerst nicht ernst nimmt, verdrängt oder die zu ungelegen kommt, bis es zu spät ist und sie sich schon überall festgesetzt hat. Es gibt viele Parallelen zu Corona, man erkennt einiges wieder, doch “Rio” wie die Erkrankung nach ihrem Herkunftsort benannt ist, hat mehr Schrecken zu bieten als Corona. Wir bekommen Einblicke hinter die Kulissen, aber auch Journalist Ben steuert seinen investigativen Blick von außen bei.

Der Schreibstil ist flüssig und anspruchsvoll, greift viele Themen auf, gibt Denkanstöße und es ist spannend und anregend, die Diskussionen der “Viererbande” mitzuerleben. Gleichzeitig verfolgen wir die unterschiedliche Entwicklung der beiden Paare, die sich zur gleichen Zeit gefunden haben. Politische Intrigen, Macht- und Geldgier, Egoismus oder soziales Engagement und Nächstenliebe, Transparenz oder Schutz vor Panikmache – es werden viele große Themen angesprochen, aber nicht zu Tode diskutiert.

Auch wenn das Strukturlose sehr dicht am echten Leben ist, hat mir doch ein bisschen der rote Faden im Roman gefehlt. Es wird vieles angerissen, es gibt aber selten einen Abschluss oder eine Lösung – wie das in der Realität eben auch ist. Das schlägt sich auch beim Ende des Buches nieder, das an einem guten Zeitpunkt ausblendet, obwohl das Leben weitergeht und viele Dinge noch ungelöst sind.

Für mich war dieses Buch sehr anregend, weil viele Themen aufgegrifffen werden, unterschiedliche Standpunkte beleuchtet und auch gegenteilige Meinungen sichtbar gemacht werden. Die Figuren waren mir alle nah und nachvollziehbar, das medizinische Fachwissen der Ärztin Lou Bihl schien immer wieder durch, hat das Buch aber nicht zu trocken werden lassen und auf leise Art und Weise war die Erzählung sehr eindringlich.

Auch wenn “Ypsilons Rache” immer noch mein Favorit ist, hat “Amazonah” viel zu bieten und ist lesenswert, weil es hochaktuell ist, wunderbare Figuren hat und viele gesellschaftliche Themen aufwirft.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar

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Titel: Amazonah
Autor/in: Lou Bihl
ISBN / ASIN: ‎ 3949286071
Sprache: Deutsch
Genre: Roman, Dystopie, Liebesgeschichte, Wissenschaft
Verlag: Unken
Erscheinungsjahr:
2022
Medium:
Hardcover
Seitenzahl: 440
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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