Darum geht's:
Als Philipp Ribot, ein Seifensiedergeselle auf der Walz, im Jahr 1845 ins beschauliche Schwabach kommt, ahnt er noch nicht, dass er hier die Grundlage schaffen wird für eine der größten Seifenmanufakturen Deutschlands. Sein Sohn Fritz macht die Seifenherstellung zu seinem Lebensinhalt und bringt die Fabrik mit neuer Technik und guten Ideen immer weiter voran. Doch der finanzielle Wohlstand bringt nicht nur Gutes. Den Arbeitern in der Fabrik fehlt es am Nötigsten und auch die Familie Ribot muss ihr privates Glück manchmal dem Erfolg der Firma unterordnen. Der Bogen der Familien- und Firmengeschichte spannt sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.
So fand ich's:
Schwabach liegt hier um die Ecke und Sabine Weigand ist eine meiner liebsten Autorinnen historischer Romane. Klar, dass mich dieses Buch besonders gereizt hat, vor allem, nachdem mir die Autorin bei der Lesung (der Link dazu findet sich weiter unten) die Geschichte der Schwabacher Familie Ribot schon so schmackhaft gemacht hat. Am Ende des Buches zählt sie auf, was sie alles aus dramaturgischen Gründen verändert hat - und das ist erstaunlich wenig. Das, was sich im persönlichen Leben der Familie Ribot und auch im Unternehmen abspielte, war so, wie es tatsächlich passierte, schon ein nahezu perfekter Stoff für einen Roman.
Der Beginn der Industrialisierung wird hier zu viel mehr als einer wichtigen geschichtlichen Entwicklung - sie wird zum Schicksal einer Familie, die mit Mut und viel Arbeit versucht, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Hauptperson ist eigentlich Fritz Ribot, der schon in die Seifensiederei des Vaters Philipp hineingeboren wird und so viel Gefallen daran findet, dass er die Firma zu seinem Lebensinhalt macht. Doch auch seine Geschwister, Onkel, Kinder, Nichten und Neffen spielen eine Rolle im Buch und dürfen aus ihrem Leben erzählen.
Wie es bei Sabine Weigands Büchern oft der Fall ist, verknüpft sie reale Personen mit erdachten Nebenfiguren und so erzählt sie auch hier nicht nur davon, wie es drei Generationen Ribots erging, sondern auch vom Schicksal einiger Angestellter und Arbeiter. Denn als wohlhabende Familie grenzen sich die Ribots von hungernden Tagelöhnern und Fabrikarbeitern ab, aber es kommt doch auch immer wieder zu Berührungspunkten. Die Entstehung der Arbeiterbewegung können wir ebenso hautnah miterleben wie beispielsweise die Gründung des 1. FC Nürnberg, die Verbreitung von Telefon, Autos und elektrischem Licht.
Und da Vermögen und Unternehmertum nicht nur Geld und Wohlstand mit sich bringen, sondern auch Verantwortung, unternehmerischen Mut und persönliche Verpflichtungen, gibt es Glück und Erfolg genauso oft wie Tränen, Verzweiflung und Pflichterfüllung mit zusammengebissenen Zähnen.
Dass man ein paar Einblicke in die Seifenherstellung bekommt, hat nicht geschadet, denn ich bekam direkt Lust, den nächsten Seifenladen zu stürmen und in verschiedenen Düften, Farben und Konsistenzen zu stöbern.
Wie immer zieht einen Sabine Weigand mit ihrer mitreißenden und doch informativen Art zu erzählen förmlich in die Zeit hinein und man ist hautnah dabei. Sie hat uns wieder mal eine Geschichtsstunde zum Anfassen beschert, die außerdem noch wunderbar unterhält.Von mir gibt es wie immer bei ihren Büchern eine absolute Leseempfehlung.
Mehr dazu:
Meinen Bericht zur Lesung der Autorin zu diesem Buch in Schwabach findet man hier.
Und wer die Möglichkeit hat, nach Schwabach zu kommen, kann sich im Stadtmuseum eine Dauerausstellung über die Seifenfabrik Ribot ansehen.
Weitere Meinungen zum Buch:
Streifis Bücherkiste
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Titel: Die Manufaktur der Düfte
Autor/in: Sabine Weigand
ISBN / ASIN: 978-3-8105-2532-1
Sprache: deutsch
Genre: Historischer Roman
Verlag: Fischer
Erscheinungsjahr: 2018
Medium: Hardcover
Seitenzahl: 688
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Eine schöne Rezension zu einem interessant klingendem Buch mit wundervollem Titel!
Danke sehr :-)
Ich fand das Buch wirklich toll, weil alles total greifbar war und man sich super in die Zeit und die Protagonisten hineinversetzen konnte.
Hey Gabi,
Ich weiß jetzt nicht, ob ich hier doppelt kommentiere, weil du noch freigeben musst. Irgendwie war mein Kommentar weg und ich habe nur das Abonnement abgeschlossen…
Deine Rezension macht mir Lust auf das Buch. Beim Klappentext dachte ich eigentlich, ist eher nicht meins, aber jetzt bin ich doch unentschlossen. Ich warte mal ab, ob es mir noch öfter über den Weg läuft, denn Familiengeschichten haben es manchmal durchaus schwer bei mir…
LG, Moni
Hallo Moni,
da hat es sich doch endlich mal bewährt, dass man ein Double-Opt-In für’s Abo braucht und Du nur den ersten Schritt gemacht, also das Abo nicht wirklich abgeschlossen hast ;-) Keine Ahnung, was da schief gelaufen ist, aber zum Glück hat es dann ja doch mit einem Kommentar geklappt.
Sabine Weigand ist eine Autorin historischer Romane hier aus der Gegend und bisher hat sie sich mit historischen Frauenfiguren beschäftigt. Das ist auch die erste Familiengeschichte, die sie in einem Roman verarbeitet. Mal sehen, ob es Dich doch noch einfangen kann, ich kann es wirklich empfehlen.
LG Gabi
Hey Gabi,
Lassen wir uns mal überraschen. Nächste Woche und Ende Juli fiebere ich der Teilnahme 2er Leserunden entgegen. Mal sehen, ob ich Glück habe.
LG, Moni
Hallo Moni,
mit Buchverlosung? Dann drücke ich die Daumen, dass Du Glück hast!
LG Gabi
Ja, sogar vor Veröffentlichung des Buches. Danke. LG, Moni
Das hört sich gut an. Danke für den Tipp! Gleich auf die Liste.
LG
Yvonne
Freut mich :-) Ich hoffe, es gefällt Dir so gut wie mir.
Liebe Grüße
Gabi