Darum geht's:
Rory und Cole sind gerade erst in eine gemeinsame Wohnung gezogen, als Rory ohne Nachricht spurlos verschwindet. Cole ist am Boden zerstört und strauchelt, aber irgendwann muss er akzeptieren, dass Rory nicht wiederkommt. Auch wenn er spürt, dass Rory noch lebt, muss Cole irgendwann nach vorne schauen und weitermachen. Dabei hilft ihm Tommy, der versteht, dass Rory nie ganz aus Coles Gedanken verschwinden wird.
So fand ich's:
Als ich das Ende des Buches erreicht habe, blieb ich erst einmal irritiert zurück und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen und mir ein paar Gedanken gemacht habe, versuche ich nun, meine Eindrücke zu diesem ungewöhnlichen Buch in Worte zu fassen.
Nach dem Klappentext hatte ich erwartet, dass das Buch in dem Moment einsteigt, an dem Rory zurückkehrt. Doch darauf musste ich länger als die Hälfte des Buches warten und entsprechend irritiert war ich. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Statt der Problematik von Rory, der vor 20 Jahren "stehen geblieben" ist und Cole, der weiter gelebt und eine neue Liebe gefunden hat, wird einem das glückliche junge Paar Rory und Cole vorgestellt, Rorys Verschwinden und dann in aller Ausführlichkeit, wie Cole in einem schmerzhaften Prozess die Erinnerung an Rory zurücklässt und mit Tommy einen Neuanfang wagt. Ich hatte über mehr als die Hälfte des Buches das Gefühl, noch immer darauf zu warten, dass es "endlich losgeht", denn ich hatte eine völlig andere Vorstellung davon, wovon das Buch handeln würde. Das hat es mir schwer gemacht, das, was da tatsächlich erzählt wurde, zu genießen und zu verfolgen.
Der Ablauf der Geschichte war von Anfang bis Ende für mich eher unbefriedigend, weil ich immer das Gefühl hatte, das Buch umkreist das Thema, erfasst es aber nie richtig. Die Handlung trödelte oft mit Alltäglichkeiten, die allzu ausführlich erzählt wurden, dahin. Coles kurze Zeit mit Rory wurde ausführlich geschildert, ohne dass es tatsächlich eine Handlung gab, sondern nur der Alltag (und ihr Sexleben) war Thema. Dafür bekamen wir von den 20 Jahren mit Tommy so gut wie gar nichts mit. Ich fand den Focus der Dinge ungerecht und für meinen Geschmack auch unglücklich verteilt.
Rorys Verschwinden, seine Rückkehr und die Frage, was die Beteiligten daraus machen sollten, schwebte immer im Hintergrund, kam aber erst zum Schluss wirklich in den Focus, als Rory und Cole aufeinander trafen. Das kam mir extrem zu kurz.
Dieses Buch wirft mehr Fragen auf als dass es Antworten liefert. Die Story ist sehr ungewöhnlich. Es war frustrierend, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, weil das Buch anders verlief als ich mir das erhofft hatte. Viele Dinge, für die ich gerne eine Erklärung gehabt hätte, blieben unaufgeklärt. Andererseits fand ich das Ende dann doch passend, auch wenn ich dazu ebenfalls sehr gerne mehr Informationen gehabt hätte. Leider empfand ich es auch hier so, dass die eigentliche Problematik mit dieser "Lösung" umschifft wurde und ich um das gebracht wurde, was mich an diesem Buch am meisten interessiert hätte.
Ich liebe es, wenn Autoren sich was trauen und von der sicheren Nummer, dem Standardablauf, einmal abweichen und etwas wagen. Dafür alleine muss man den Autor schon feiern. Und wenn der Lesergeschmack damit getroffen wird, dann kann das durchaus zu einem Jahreshighlight werden.
Leider hatte ich andere Erwartungen an die Geschichte und das, was ich gerne lesen würde, kam viel zu kurz, wogegen Sachen, die ich langweilig fand, ausführlich ausgebreitet wurden. Es war weder eine Lovestory zwischen Rory und Cole noch eine Lovestory zwischen Tommy und Cole. Der Mystery/Science-Fiction Aspekt blieb zu vage und für mich unverständlich. Das Buch war weder spannend noch konnte es mich emotional packen, die Atmosphäre eher düster und manchmal auch hoffnungslos.
"Ein Himmel voller Geheimnisse" ist auf jeden Fall ein alles andere als gewöhnliches Buch, das einen zum Staunen bringt und bei dem man im Grunde gar keine Voraussage treffen kann, ob es jemand anderem gefällt oder nicht. Man muss sich selbst ein Bild machen und die Chancen, das Buch zu lieben sind wohl genauso groß wie die, eine Enttäuschung zu erleben.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
El Ma liest
GayDanken
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
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Titel: Ein Himmel voller Geheimnisse
Original-Titel: Sky Full of Mysteries
Autor/in: Rick R. Reed
Übersetzer/in: Anna Doe
ISBN / ASIN: 978-1-64080-955-0
Sprache: Deutsch
Genre: Gay Romance
Verlag: Dreamspinner Press
Erscheinungsjahr: 2018
Medium: eBook
Seitenzahl: 200
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Liebe Gaby,
ich kenne das nur zu gut, wenn man mit einer Erwartungshaltung an ein Buch herangeht und es so gar nicht dem entspricht, was man gerne gelesen hätten. Sie meine Rezi zu “Die Liebe und der Mut zu leben”. Fast ein Jahr lang hatte ich auf die Übersetzung hingefiebert, weil ich mich nicht ans Original rangetraut habe und was war? Mir ging es ähnlich wie dir hier. Man wartet und wartet, dass endlich das geschieht, was man gerne lesen möchte … und dann …
Ich denke, die Intention des Autors war eine andere, als deine Erwartung.
Aber ja, solche Bücher muss es auch geben. Mal schauen, wie es mir mit der Geschichte ergeht und ob ich es lieben werde *g*
LG Elke
Hallo Elke,
es ist echt schade, dass man sich manchmal nicht davon frei machen kann, was man von einem Buch erwartet und das einfach so hinnehmen kann, wie es eben nun mal geschrieben ist. Ich bin sehr gespannt, was Du zu “Ein Himmel voller Geheimnisse” sagst, Du weißt ja nun ein bisschen mehr darüber, was man gerade nicht erwarten darf (wobei ich hoffentlich zu viel vom Inhalt verraten habe, das versuche ich immer zu vermeiden).
LG Gabi
:-) ich hatte hier GsD keine Erwartungshaltung und ich mochte dieses Buch sehr und es hat mich wirklich noch länger beschäftigt. Meine Rezi folgt am Sonntag.
LG Elke
PS und nein, du hast nicht zuviel verraten *g*
Ich bin zu Deiner Rezension gleich mal rüber gehuscht – oh ja, Deinen Nerv hat das Buch offensichtlich viel mehr getroffen als meinen. Wie schön, dass diese Geschichte es geschafft hat, sich so in Deinen Gedanken festzusetzen (wenn auch nicht unbedingt aus spaßigen Gründen) – das spricht ja absolut für die Geschichte.
LG Gabi