Darum geht’s:
Im Wiener Burgtheater wird Richard III gegeben. Als wie geplant der Thron aus der Unterbühne ins Rampenlicht fährt, sitzt dort ein Toter, der allseits beliebte Garderobier Schreiber. Kurz darauf gibt es einen zweiten Toten und die Theatertruppe reist wie geplant nach Salzburg, Kommissarin Fina Plank gleich hinterher, um dort weiter zu ermitteln.
So fand ich’s:
Beim ersten Buch mit der Ermittlerin Fina Plank hatte ich festgestellt, dass nach einem spektakulären Beginn die Spannung abflachte und auch erst gegen Ende wieder zum Leben erwachte. Diesmal gab es nur ein kleines, ansatzweise spektakuläres Aufblitzen von Spannung, als die Leiche aus dem Theater-Keller mitten in die Vorstellung gefahren wird. So eine Szene gibt es übrigens im Filmklassiker “Das schwarze Schaf” mit Heinz Rühmann als Pater Brown, die ich sofort vor Augen hatte.
So richtige Spannung kam für mich aber nicht auf, sondern dieser zweite Band begab sich gleich in den Mittagsschlaf. Die Ermittlungen kommen nicht wirklich voran, scheinen auch nur eine Nebenhandlung zu sein und sich hinter den ausführlich geschilderten Egotrips, Intrigen, Publicity-Sucht, Ruhm und Leid des Schauspielerlebens zu verstecken.
Neben der gewohnten Perspektive von Fina Plank beobachten wir auch aus der Sicht des Regieassistenten David und ich fragte mich die ganze Zeit: warum bloß? Er kann uns weder die Ermittlungen näher bringen noch groß zur Aufklärung meiner allgemeinen Verwirrung beitragen. Er hat nur Einblicke in die Theaterwelt, bekommt nach und nach die schon erwähnten Intrigen und Egotrips mit, wird auch deren Opfer, denn man behandelt ihn wie einen Lakaien und nutzt ihn aus. Doch das Buch heißt nicht “Das Leben des armen David” und den kleinen Beitrag, den er zur Krimihandlung beitragen kann, musste ich mit viel uninteressanten Klatschpresse-Informationen bezahlen, die ich gar nicht haben wollte. Zudem empfand ich David auch nicht wirklich als sympathisch, sondern eher als einen Gutmenschen, der nicht nein sagen kann und rundherum ausgenutzt wird von den Theaterleuten, die ich auch alle nicht wirklich mochte.
Fina Plank drückt sich bei den Theaterleuten herum, redet mit dem einen und der anderen, aber einen roten Faden der Ermittlungen habe ich nicht gesehen. Manchmal ergibt sich eine Information, die durch nachgeschobene Laborergebnisse oder ähnliches bestätigt wird, doch ich hatte immer das Gefühl, die Theaterleute bestimmen die Handlung des ganzen Buches. Der Showdown war für mich nicht wirklich spannend, weil ich die Erzählung an dieser Stelle so verwirrend empfand, dass ich den Faden verloren habe.
Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat Fina Plank auch ein, nein gleich zwei Probleme mit Menschen, die ihr bösartig gegenüberstehen. Wie auch in Band 1 hat Kollege Oliver richtig üblen Spaß daran, Fina zu beleidigen und für meinen Geschmack überschreitet er mit seinem Mobbing deutlich mehrmals eine Grenze, wo man den Humor weit hinter sich lässt und ins strafrechtlich Relevante kommt. Durch das ganze Buch habe ich mich geärgert, dass Fina dem so wenig – eigentlich gar nichts – entgegensetzen kann. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, das Ermittlerteam hinter Fina zu versammeln oder Fina als selbstbewusste Frau zu zeigen, die sich behaupten kann. Stattdessen gibt es eine Lösung dieses Ärgernisses, die gar keine Lösung ist. Es fühlte sich an wie eine vertane Chance für Fina und für das Buch. Die Problematik wurde umgangen und ich blieb äußerst unzufrieden zurück.
Die zweite Quelle für Finas Ärger ist ihre Schwester, die sich dermaßen unverschämt bei ihr einnistet, dass es mir mehrmals die Sprache verschlagen hat. So duldsam und leidensfähig wie Fina kann man als einzelner Mensch gar nicht sein. Und auch hier gibt es keine Lösung. Fina zieht es vor, zu ignorieren und das Feld (die eigene Wohnung!) zu räumen. Ich blieb extrem genervt zurück.
Bei Band 1 hat mir letztlich eine witzige Nebenhandlung von einem Trittbrettfahrer am besten gefallen, der das Geschehen aus dem Off kommentiert und seine eigenen Ziele durch die Mordserie verschleiert. Das war in diesem zweiten Band auch wieder so, doch selbst das konnte mich diesmal nicht packen. Mister aus dem Off drehte sich mit seinen Überlegungen im Kreis, brachte keine neuen Aspekte oder Überlegungen und nervte irgendwann mehr als dass er mich unterhalten konnte.
Mein Fazit fällt deshalb ziemlich vernichtend aus.
Fina ermittelt mehr im Off oder gar nicht, man kann kaum mitraten und ich tappte bis zur Auflösung komplett im Dunkeln. Den Rest der Ermittler konnte ich nicht greifen, sie blieben nebulös, nur Oliver war sehr präsent, das aber im negativen Sinne. Die Auflösung selbst war ebenfalls nicht wirklich überzeugend für mich, die Motivation für die Morde ziemlich schwach. Die zweite Perspektive, die David beisteuerte, war für mich überflüssig und irritierend. Die Leben der Schauspieltruppe waren zu ausführlich erzählt – ich bin niemand, der die Klatschpresse liest und deshalb interessiert mich “Star-Talk” auch nicht im Krimi.
Das Aufeinandertreffen mit Caspari und Wenninger aus Poznanskis anderer Krimireihe (die ich nicht gelesen habe) hat mir sehr gut gefallen. Genauso fand ich Poznanskis Erzählweise flüssig und angenehm zu lesen, so dass wenigstens die Sprache glatt und ohne Hindernisse war, wenn mich schon die Handlung nicht überzeugen konnte.
Die Sprecherin Julia Nachtmann machte einen guten Job, ihr kann man überhaupt nicht anlasten, dass mir das Buch nicht gefallen hat.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese Serie, deren beide Bände ich deutlich kritisiert habe, überhaupt weiter verfolgen soll. Vielleicht schwenke ich auf Caspari und Wenninger um, die schon bei ihrem Gastauftritt in diesem Band weit mehr überzeugen konnten als die eigentliche Ermittlergruppe.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
Der Leseratz
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Stille blutet
Böses Licht
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Titel: Böses Licht
Autor/in: Ursula Poznanski
Sprecher/in: Julia Nachtmann
ISBN / ASIN: B0BWDZ7GB1
Serie: Mordgruppe #2
Sprache: Deutsch
Genre: Krimi
Verlag: Argon Verlag
Erscheinungsjahr: 2023
Medium: ungekürztes Hörbuch
Hördauer: 12 Stunden 55 Minuten
Seitenzahl Print: 400
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Hi!
Als mit dir Mitleidende kann ich deine Rezension nur voll und ganz unterschreiben… Ich wollte am liebsten die ganze Zeit nur weinen, weil ich schon so viele großartige Bücher der Autorin in der Vergangenheit lesen durfte, man davon in diesem Buch aber fast gar nichts davon gemerkt hat. Ich glaube, am meisten mochte ich noch das Crossover zu Kaspary & Wenninger, diese vier Bücher haben noch immer einen Ehrenplatz in meinem Regal :).
Ich weiß nicht, wie du es empfunden hast, aber gerade die Figurenentwicklung hat in diesem Roman eigentlich so überhaupt nicht stattgefunden. Ich hatte ursprünglich erwartet, dass Fina sich in diesem Buch endlich zu der Frau entwickeln wird, der ich diesen oft rauen Polizeijob auch zutrauen würde, aber davon hat man nichts gespürt – da passiert überhaupt nichts. Genauso wenig, wie es richtig gute Konflikte gibt, die einen bei der Stange halten würden. Und so wie du sagst, am Ende reißt einen der Schluss auch nicht mehr mit (Wobei ich mich immer noch frage, wie ein verlassener Bauernhof funktionierenden Strom haben kann)…
Liebe Grüße
Ascari
Liebe Ascari,
ich mag grundsätzlich Figuren nicht, die still und leise so vor sich hin leiden und sich alles gefallen lassen. Für eine Weile schon, aber dann muss der Figur bitte endlich mal der Kragen platzen und sie muss was unternehmen. Zwei volle Bücher lang sich quälen lassen, das ärgert mich total. So sehr kann sich Fina nicht mehr ändern, um den schlechten Eindruck wieder wett zu machen :-(
Und beim “Trittbrettfahrer” sieht es auch nicht besser aus, der dreht sich genauso im Kreis.
Ich weiß nicht, ob ich einem Band 3 nochmal eine Chance gebe.
Liebe Grüße
Gabi