Darum geht’s:
Der Jugendliche Marco gehört zu einem Clan von Taschendieben und Bettlern, die sich in Dänemark illegal aufhalten. Als er dem grausamen Regime seines Onkels davonläuft, stolpert er förmlich über eine Leiche – ein Auftragsmord seines Clans an einem Kontrolleur des Entwicklungshilfeministeriums, der hinter kriminelle Machenschaften kam. Damit kann Marco den ganzen Clan hochgehen lassen – und plötzlich jagt nicht nur der Clan Marco, sondern auch dessen skrupellose Auftraggeber wollen ihn tot sehen. Und Marco kann auf keinen Fall zur Polizei gehen.
So fand ich’s:
Zuerst liegt der Focus auf Marco und seinem bitteren Leben als kriminelle Geldmaschine für seinen Clanchef und Onkel. Sein Vater ist zwar anwesend, schützt Marco aber nicht. Und so beschließt er, sich nachts davonzustehlen, bevor er selbst zum Opfer seines Onkels wird. Er nimmt sich vor, ab sofort ehrlich zu leben, doch das stellt sich als extrem schwer heraus, denn er hat kein Geld, keine Unterkunft und kann sich nicht an staatliche Institutionen wenden, weil er illegal im Land ist und keine Papiere hat.
Dieser Erzählstrang ist für eine ganze Weile losgelöst vom Sonderdezernat Q und seiner bunten Ermittlertruppe. Diese verfolgt den Fall des verschwundenen Entwicklungshelfers als einen ihrer üblichen Cold Cases und streift dabei immer mal Marcos Weg, ohne die Verbindung zu erkennen. Auch wir LeserInnen sehen erst langsam, was der Leichenfund für Marco bedeutet. Denn nicht nur sein Clan, sondern auch die Auftraggeber sind hinter dem Jugendlichen her. So geschickt und clever er auch ist, die Schlinge um seinen Hals zieht sich immer mehr zu. Ich habe Marco die Daumen gedrückt und gehofft und gebangt, dass er seinen Traum, legal in Dänemark zu leben und eine vernünftige Schulbildung zu bekommen, doch irgendwie verwirklichen kann.
Im Grunde wissen wir von Anfang an, dass es um veruntreute Gelder geht, die eigentlich als Entwicklungshilfe in Afrika landen sollten, dort aber nie angekommen sind. Wir erfahren auch recht schnell, wer dahintersteckt, denn Marcos Flucht schreckt die Hintermänner auf. Jeder von ihnen versucht nur, sich selbst zu retten, Marco zum Schweigen zu bringen und das Sonderdezernat Q zu verwirren.
Der Untertitel “Der Marco-Effekt” ist wohl angelehnt an den “Schmetterlingseffekt”, der ausgehend vom sanften Flügelschlag eines Schmetterlings irgendwo anders auf der Erde einen Tornado entstehen lässt. Kleine Ursache, große Wirkung. Und so tritt auch Marcos Flucht vom Clan eine Lawine an Ereignissen los, die einen über mehr als 500 Seiten bzw. 17 Stunden Hörgenuss bei der Stange hält.
Die üblichen Kabbeleien im Team, Roses Macken und Assads Geheimnisse, Carls verzwicktes Liebesleben und seine sehr ungewöhnliche WG dürfen auch in diesem Band nicht fehlen. Besonders Assads fantasievolle, aber treffende Kamel-Sprichwörter haben mich immer mal schmunzeln lassen.
Im Gegensatz zu den klasse gemachten Hörspielen der ersten vier Bände gibt es zu diesem fünften Band “nur” eine Hörbuchversion. Doch der Sprecher Wolfram Koch machte einen guten Job und versöhnte mich durch seine Sprecherleistung wieder mit der Tatsache, dass keine Hörspiele mehr zu erwarten sind, sondern ich mich mit den Hörbüchern begnügen muss. Die sind wirklich hörenswert.
Auch wenn die Spannung stellenweise eher unterschwellig war, hat mich die Erzählung in all ihren Facetten gut unterhalten und ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe um das Sonderdezernat Q.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
Sunsys Blog (Hörbuch)
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Erbarmen
Schändung
Erlösung
Verachtung
Erwartung
Verheißung
Selfies
Opfer 2117
Natrium Chlorid
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Titel: Erwartung
Original-Titel: Marco Effekten
Autor/in: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer/in: Hannes Thiess
Sprecher/in: Wolfram Koch
ISBN / ASIN: B00EYKO0VW
Serie: Sonderdezernat Q #5
Sprache: Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Der Audio-Verlag
Erscheinungsjahr: 2013
Medium: Ungekürztes Hörbuch
Seitenzahl Print: 576
Hördauer: 17 Stunden 17 Minuten
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Servus!
Ich hab dieses Buch parallel gelesen und gehört, weil ich ja nicht so die Schnellhörerin wie du bin. Bin schon neugierig, was du dann zu den nachfolgenden Büchern sagen wirst, denn ich fand den fünften Band bis jetzt den schwächsten aus der Reihe, wobei es aber nicht am Thema lag, sondern eher an der sehr gemächlichen Erzählweise…
Liebe Grüße
Ascari
Hallo Ascari,
einerseits fand ich es eine interessante Abwechslung, so lange den Handlungsstrang von Marco zu verfolgen, ohne dass sein Schicksal zwingend mit den Mordermittlungen zusammenhängt. Andererseits hast Du Recht, dass diese längeren Ausflüge in Marcos Flucht und Leben die Spannung ordentlich ausbremsen.
Mal sehen, was der nächste Band bietet. Wenn das hier der schwächste Band ist, dann freue ich mich auf die nächsten Bände ;-)
Liebe Grüße
Gabi