Darum geht's:
Berlin im Jahr 1922. Das Geld wird immer weniger wert, die Lebensmittel knapp. An allen Ecken der Hauptstadt brodelt es. Als man den Wunderheiler Sartorius erschlagen in seiner Wohnung auffindet, wird Leo Wechsler mit den Ermittlungen beauftragt. Er verbeißt sich in den Fall, obwohl sich der Witwer eigentlich mehr um seine beiden kleinen Kinder kümmern sollte und seiner grummeligen Schwester viel zu oft Kinder und Haushalt überlässt. Zudem bekommt er noch einen Mordfall an einer Prostituierten zugeteilt. Und bei beiden Fällen laufen alle Ermittlungen erst einmal ins Leere.
So fand ich's:
Leo Wechsler ist ein bodenständiger Kriminalkommissar, der in seiner Arbeit aufgeht. Er ist nicht wie viele andere aus Offiziers- oder Adelskreisen zur Polizei gewechselt, sondern kommt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet. Seine Arbeit tut er sehr engagiert und vergisst dabei auch die menschliche Seite nicht. Leo ist ein Familienmensch, der mit seinem Kollegen Robert Walther gut befreundet ist und seine zwei Kinder mit Hilfe seiner Schwester großziehen muss, was nicht immer ohne Reibereien abgeht.
Er ist kein Superheld, sondern setzt auf genaues Hinsehen und "Fußarbeit" im Team und dadurch wirken die Ermittlungen sehr realistisch. Es wird nicht geschossen und verfolgt, sondern befragt und beobachtet, zwischen den Zeilen gelesen und kombiniert und auch wenn es um Schwerverbrechen geht, sind doch eher leise Töne gefragt.
Der Mörder bekommt von Anfang an auch eine Stimme und darf immer mal ein paar Absätze aus seiner Sicht einstreuen. Als Leser weiß man dadurch schon früher als die Polizei, wer der Täter ist, doch deswegen verfolgt man trotzdem gespannt mit, wie Leo und seine Leute ermitteln.
Die Atmosphäre des Berlins nach dem Ersten Weltkrieg kam für meinen Geschmack sehr schön immer wieder durch. Die bessere Gesellschaft mit Dienstboten und Sportwagen, die ärmeren Bewohner aus dem Hinterhaus mit schimmeligen Wänden und kaum Tageslicht, die unsichere politische Lage, die sich auch in den Ansichten der Leute widerspiegelte, das alles vermischte sich zu einem kompakten und greifbaren Bild dieser Zeit. Zusammen mit einem soliden Kriminalfall und Leos persönlichen Problemen hat mich das Buch richtig gut auf seine leise Art unterhalten. Der eher nüchterne und knappe Erzählstil passte perfekt dazu. Wie gut, dass es inzwischen schon den 6. Band dieser schönen Krimireihe gibt, denn dieser erste Teil hat mir schon so viel Spaß gemacht, dass ich die anderen auf jeden Fall auch lesen werde.
Mehr dazu:
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Leo Berlin
Tod in Blau
Die Tote von Charlottenburg
Mord in Babelsberg
Es geschah in Schöneberg
Nachts am Askanischen Platz
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Titel: Leo Berlin
Autor: Susanne Goga
Sprache: deutsch
Genre: Krimi, historisch
Serie: Leo Wechsler #1
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2012
Medium: Taschenbuch
Seitenzahl: 280
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Tolle Rezension, die das Buch auf meine WL bringt. Ich liebe ja historische Krimis und Thriller, vor allem wenn der Autor/die Autorin das Setting atmosphärisch und authentisch gestalten.
Liebe Grüße aus Wien
Conny
OH ja, ich glaube, das Buch bzw. die Reihe könnte Dir auch gut gefallen!
LG Gabi