[Lesung] Michael Robotham “Die andere Frau” am 18.09.2019 beim Krimifestival München

Der Herbst ist da und mit ihm beginnt wieder die Saison der Autorenlesungen. Das Krimifestival München ist bei mir ja immer hoch im Kurs, weil man dort auch ganz viele Lesungen von internationalen Autorinnen und Autoren geboten bekommt. Und dann auch noch, wie der Name schon sagt, auf das Genre Krimi und Thriller spezialisiert – also genau das, was ich am liebsten lese. Da findet sich immer was für mich im Jahresprogramm.

Und deshalb wird mein persönlicher Lesungsherbst auch in diesem Jahr durch eine Veranstaltung des Krimifestival München eröffnet.

Schon vor vielen Jahren bin ich auf Michael Robothams Buch  “Der Insider” gestoßen und habe nach dem Lesen – wie das oft so ist – festgestellt, dass dieses tolle Buch der 5. Band einer Reihe ist. Kürzlich habe ich dann Band 1 “Adrenalin” gelesen, um diese Reihe von vorne aufzurollen. Nun stellte Michael Robotham den immerhin schon 11. Band “Die andere Frau” vor und ich habe die Gelegenheit genutzt, mir den australischen Autor live anzusehen.

[von links: Murali Perumal (Lesung), Michael Robotham, Anette Lippert (Moderation)]

Die Moderation des Abends übernahm Anette Lippert, die freundlich und souverän viele gute Fragen stellte und die englischen Antworten übersetzte.

Links im Bild ist der Schauspieler Murali Perumal, der mir wie ich gestehen muss bisher unbekannt war. Er wurde ausführlich vorgestellt und erzählte von seiner Karriere als “Quoten-Inder”, was sich im Laufe der Zeit glücklicherweise etwas aufweichte. Inzwischen spielt er Rollen, bei denen seine dunklere Hautfarbe keine Rolle spielt. Er las mit wunderbar angenehmer Stimme und schauspielerischem Können die deutschen Passagen aus “Die andere Frau”. Einem Nebendarsteller gab er in der entsprechenden Szene einen indischen Dialekt, was die Zuschauer schmunzeln ließ.

Michael Robotham war bestens gelaunt und in Plauderlaune und man musste ihm nur ein Stichwort geben und schon erzählte er los. Ausgesprochen sympathisch! Einmal um die halbe Welt, um nach Deutschland zu kommen und sein neustes Buch vorzustellen, das ist für Michael Robotham gar nicht so ungewöhnlich, denn Deutschland ist für ihn der größte Buchmarkt. Er meinte, hier werde er behandelt wie ein Rockstar, denn es würden schon auch mal Fans am Hotel auf ihn warten und um ein Autogramm bitten. Seine Frau begleitete ihn nach Deutschland, allerdings ließ ihre “Rockstar-Behandlung” wohl zu wünschen übrig. Sie ist schon mal während einer seiner Lesungen eingeschlafen. Und als er in München überprüfte, ob sie noch wach sei, tippte sie auf ihrem Handy herum und hatte nicht zugehört ;-)  Das amüsierte nicht nur die Zuschauer, sondern auch den Autor.

Vor seiner Karrierre als Autor arbeitete Michael Robotham viele Jahre als Journalist und als Ghostwriter. Er half einigen Prominenten dabei, ihre Memoiren zu schreiben. Und manchmal wird er auch heute noch vorgestellt als “Ghostwriter von Spice Girl Geri Halliwell”.

Dass er seinem Protagonisten Joe O’Loughlin ausgerechent Parkinson “gegeben” hat, lässt die Serie immer schwieriger werden, denn nach 14 Jahren mit dieser Krankheit und Einschränkungen, die sich schon im ersten Band bemerkbar machten, wird es immer unrealistischer, dass Joe aktiv weiter ermitteln kann. Ursprünglich sollte Joe nur in einem einzigen Buch vorkommen, es war gar nicht geplant, daraus eine Serie zu machen. Denn wenn Michael Robotham das vorgehabt hätte, dann würde Joe nicht an Parkinson leiden. Robotham findet es aber ziemlich spannend, wie ein brillianter Geist in einem Körper steckt, der nicht mehr mitmacht und deshalb hätte Joe wohl trotzdem eine chronische Krankheit bekommen.

Inzwischen studiert Joe O’Loughlins Tochter Psychologie und es gäbe die Möglichkeit, die Tochter in den Mittelpunkt zu stellen und Joe als Berater von der Seitenlinie aus helfen zu lassen. So muss er die Figur nicht aufgeben und hält sich ein Hintertürchen für die Zukunft offen.

Trotzdem wird es noch dieses Jahr den ersten Band einer neuen Serie von Michael Robotham geben. “Schweige still” wird an Weihnachten 2019 erscheinen.

In den Büchern mit Joe O’Loughlin kann man sich das Recht ersteigern, eine Nebenfigur nach sich zu benennen. Der Erlös ist für den guten Zweck – natürlich Parkinson – bestimmt. Im aktuellen Buch hat ein reicher Australier 36.000 € dafür bezahlt. Robotham zittert immer, ob nicht vielleicht jemand mit einem langen polnischen Namen mit vielen Konsonanten gewinnt oder jemand, der zufällig Michael Jackson oder wie ein anderer Promi heißt und das dann rechtliche Schwierigkeiten gäbe – aber bisher hat er immer Glück gehabt. Ich finde die Idee klasse, auf diese Weise die Parkinson-Forschung zu unterstützen und einen Leser besonders glücklich zu machen.

Im aktuellen Buch “Die andere Frau” geht es um Familiengeheimnisse. Und die gelesenen Passagen haben mich auch wirklich mächtig neugierig gemacht! Joe O’Loughlin ermittelt hier in einem Fall, der ihn ganz persönlich betrifft, denn es geht um seinen eigenen Vater. Auch Michael Robotham hat aus diesem Buch eine ganz persönliche Geschichte gemacht, denn Joes Vater ist Michael Robothams eigenem Vater nachempfunden. Griesgrämig und nicht wirklich herzlich und offen, nicht in der Lage, über Gefühle zu reden – mit dieser Beschreibung von Joes Vater hat Michael Robotham versucht, seinem eigenen Vater aufzuzeigen, wie er selbst wirkt. Aber das ist wohl nicht ganz gelungen, denn der inzwischen verstorbene Vater Robotham hat die Anspielung nicht durchschaut.

Als Beispiel, wie seine Eltern so drauf sind, erzählte Michael Robotham eine Anekdote von seiner Mutter. Ganz stolz schickte er ihr sein erstes Buch. Und bekam keine Reaktion von seiner Mutter. Er rief sie an und da meinte sie, ja, das Buch wäre angekommen. Ob sie es denn schon gelesen habe? Nein, sie habe noch zwei Bücher aus der Bücherei ausgeliehen, die vorher dran wären. Ob es denn eilig wäre? So äußerte sich also der elterliche Stolz im Hause Robotham ;-) und mit ähnlichen Gefühlen seinem Vater gegenüber hat auch Joe O’Loughlin zu kämpfen.

Wie üblich wurde von der eigentlichen Romanhandlung nicht allzu viel verraten, aber es hat absolut gereicht, um meine Neugier und mein Interesse am Buch zu wecken. Trotzdem werde ich die Reihe in der richtigen Reihenfolge weiter lesen und mich in aller Ruhe zu diesem Band 11 vorarbeiten. Ich weiß ja, dass ich mich darauf freuen kann, denn er scheint wieder super spannend zu sein.

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4 Jahre her

Hallo Gabi,
einen tollen Lesungsbericht hast du da geschrieben. :)
Ich war auch mal bei einer Lesung von Michael Robotham und ich fand ihn auch sehr nett und sympathisch. Die Geschichte mit seiner Frau ist sehr lustig. :D
Klingt nach einem tollen spannenden Abend und ich sollte nun auch mal bei der Reihe weiterlesen, denn ich habe zum Geburtstag Die andere Frau bekommen und möchte diesen Band auch lesen. :)
Ich werde bestimmt traurig sein, wenn es irgendwann Joe nicht mehr geben wird, aber wie du schon sagst, ist es leider absehbar.
Aber ich wusste nicht, dass eine neue Reihe von Robotham erscheint, danke auch für diese Neuigkeit. :D
Liebe Grüße
Diana

Janna | KeJas-BlogBuch
4 Jahre her

Ich mag deine Lesungsberichte! ich lese besonders diese gerne, bei denen ich selbst noch bei keiner Lesung war und du fängst den Abend (immer) so wundervoll in Worte ein. Danke das ich aus der ferne ein wenig teilhaben durfte (=

Mukkelige Grüße!

4 Jahre her

Ich muss ja zugeben, ich bin ein bisschen neidisch. Leider hatte ich kein Geld, von NRW aus nach München zu fahren, sonst wäre ich auch da gewesen. Bin dezent ausgerastet, als ich von der Lesung erfahren habe! Das ist jetzt der zweite Deutschlandbesuch, an dem ich nicht teilnehmen kann, er muss also wieder kommen :D Ich liebe Michael Robotham auch, “Dein Wille geschehe” war mein erstes Buch von ihm, ist nachwievor mein liebster Thriller und wie du habe ich mir auch vorgenommen, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Die Rivalin fand ich aber auch wirklich klasse. dein Bericht von der Lesung ist super, vielen Dank dafür! :)
Ganz liebe Grüße
Yvonne

4 Jahre her

Hallo Gabi,

mir war gar nicht klar, dass Robothom Australier ist… wieder was gelernt.

Simon Beckett hat auch mal erzählt, dass Deutschland für ihn besonders ist, weil er hier sehr sehr viele Fans hat. Mehr als in England. Ziemlich interessant eigentlich.

Ich hätte ja zu gern mitbekommen, wie er seine Frau anspricht und sie hört nicht zu :D

Hach, er hört sich sooo sympathisch an. Ich muss mir Robothom mal auf meine Lesungsliste setzen. Und vielleicht mal ein Buch von ihm lesen…

Liebe Grüße
Julia