Inzwischen habe ich die dritte Putz- und Fotografierrunde zu den Nürnberger Stolpersteinen gemacht.
Der letzte Sonntag war als großer bundesweiter Herbstputztag für die Stolpersteine ausgerufen und ich habe auf Twitter ganz viele Fotos und Tweets unter dem Hashtag #Stolpersteine entdeckt, in denen Menschen allen Alters bei Regen und Sonnenschein draußen waren, um die Stolpersteine aufzuhübschen. Ich hatte zwar keine allzu große Hoffnung, dass die Nürnberger Stolpersteine, die ich noch nicht fotografiert habe, danach alle blitzen und blinken, denn die Stolpersteine, die ich schon besucht habe, sahen nicht so aus, als würden sie regelmäßig gepflegt werden. Und tatsächlich … keiner der Steine war frisch poliert. Da muss also erst jemand kommen, der gar nicht aus der Gegend stammt und im Umland wohnt (= ich), der sich um die Steine kümmert. Kratzt das die Nürnberger nicht an der Ehre? Ich finde es sehr schade, dass es offensichtlich keine Initiative gibt, die sich eine regelmäßige jährliche Putztour auf die Fahne schreibt.
Es ist Anwohnern, Vereinen, Privatinitiativen etc. überlassen, sich um die Pflege der Stolpersteine zu kümmern. In anderen Städten klappt das offensichtlich besser als in Nürnberg. In Moers hat das z. B. eine Privatperson übernommen (Rheinische Post online). Für die Menschen und Institutionen, die sich um die Würzburger Stolpersteine kümmern, gibt es eine lange Liste der Pflegepaten.
Bei meiner Putztour in dieser Woche hatte ich wohl größtenteils die Tarnkappe auf. Die meisten Passanten begegneten mir nach dem Motto: quetsch Dich dran vorbei, aber sprich sie bloß nicht an.
Als ich in einer Ecke der Stadt mit großem Ausländeranteil zugange war, wurde ich misstrauisch beäugt und überhaupt nicht angesprochen – immerhin auch nicht mit negativen Bemerkungen bedacht. Wieder versöhnt hat mich der Papa mit seinen zwei Kindern, die wortlos an mir vorbei gingen, aber als dann eines der Kinder die klassische Frage stellte “Papa, was macht die Frau denn da?”, hat Papa alles ausführlich und richtig erklärt.
Manche Passanten sagten Hallo – schon merkwürdig, dass man von völlig Fremden gegrüßt wird, nur weil man auf dem Gehsteig kniet und die Stolpersteine putzt. Wenige fragten mich auch, wieso ich das tue und äußerten sich positiv, aber die Gespräche waren sehr kurz, nur ein paar wenige Sätze. Immerhin.
Einen Stolperstein hab ich nicht gefunden. Ich war schon mal am Josefsplatz 5 und hab den Stein von Sidonie Stern gefunden und geputzt. Später hab ich gesehen, dass da auch noch ein Stein von Josef Stern sein müsste. Logischerweise eigentlich gleich daneben, denn der gleiche Nachname ist ein Hinweis darauf, dass sie zusammengehören. Und beide Steine wurden laut meiner Liste auch am gleichen Tag verlegt. Obwohl ich den Josefsplatz zweimal umrundet habe, konnte ich den Stein aber nicht entdecken. Kann man irgendwo herausfinden, was mit dem Stein passiert ist? Ich versuche mal mein Glück und schicke ein paar Mails.
Überhaupt muss man sagen, dass die Stolpersteine in sehr unterschiedlichem Zustand sind. An den Steinen in der Hochstraße 32 und 33 sind meine Putzkünste fast gescheitert, ich habe sie nicht richtig sauber bekommen, obwohl ich wirklich lange daran herum poliert habe. Sie sind schon im Mai 2005 verlegt wurden und liegen somit am längsten von den Nürnberger Stolpersteinen.
Hier ist nochmal ein Vorher / Nachher Bild mit den hartnäckigsten Verschmutzungen:
Bei dieser Tour habe ich 28 Stolpersteine geputzt und bin ca. 8 Km gelaufen.
Noch 18 zu putzen (oder 17, wenn am Josefsplatz tatsächlich kein zweiter Stein ist). Die sind auf 11 verschiedene Standorte verteilt, also wird das wohl eher eine Wanderung als eine Putzaktion werden.
Danach werde ich mich dran machen, mehr über die Personen herauszufinden, denen die Stolpersteine gewidmet sind und ich hoffe, man bekommt mehr Informationen als die mageren Daten, die auf den Stolpersteinen stehen. Schließlich sind hinter jedem Stolperstein Lebensläufe und menschliche Schicksale versteckt, die ich auch gerne erfahren und mit Euch teilen möchte.
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Ich finde es so schön, dich durch deine Blog-Beiträge dabei begleiten zu dürfen/können!! <3
Es macht auch Spaß, von den Putztouren zu erzählen. Ich hätte nie gedacht, dass ich doch zu jedem Poliertag etwas zu erzählen habe.
LG Gabi