Der weiße Affe von Kerstin Ehmer – Ein Fall für Spiro #1

Darum geht's:

Gleich an seinem ersten Arbeitstag bei der Berliner Mordkommission bekommt Ariel Spiro einen delikaten Mordfall zugeteilt. Der Bankier Eduard Fromm ist erschlagen im Treppenhaus eines Hinterhauses gefunden worden. Spiro hat noch nicht einmal seinen Koffer ausgepackt, da stürzt er sich schon mit Feuereifer in die Ermittlungen. Sie führen ihn zur wohlhabenden Familie des Bankiers Fromm, dessen Tochter ihm sofort den Kopf verdreht, genauso wie in zwielichtige Spelunken und ärmliche, heruntergekommene Hinterhofwohnungen.

So fand ich's:

Ariel Spiro war im ländlichen Wittenberge der Star-Ermittler und hat den Sprung in die Metropole Berlin gewagt. Nun kann er gleich beweisen, ob er auch hier mithalten kann. Von den Kollegen, denen er sich vor die Nase gesetzt hat, wird er nicht gerade begeistert empfangen. Ihm wird Ewald Bohlke als Partner zugewiesen, der durch den ersten Weltkrieg an Seele und Körper verletzt wurde und das Recht auch schon mal mit den Fäusten durchsetzt. Doch die beiden arrangieren sich gut miteinander und Spiro ist sowieso ein Einzelgänger, der am liebsten für sich alleine ermittelt.

Der Mordfall Fromm bietet Spiro verschiedene Ansätze, bei denen man auch als Leser seine Vermutungen anstellen kann, was mir immer gut gefällt. Zwischendurch kommt ein zweiter Erzähler zu Wort, dessen Passagen kursiv dargestellt sind, und der aus seiner Sicht manchmal etwas wirr, aber fesselnd und immer ohne große Erklärungen erzählt. Erst nach und nach erkennt man die Zusammenhänge und ich hatte mehr als einen Aha-Moment, als ich begriffen hatte, was da berichtet wurde. Die Art, wie da in zwei Handlungssträngen erzählt wurde, fand ich sehr gelungen.

Neben dem Mordfall bekommt man ein sehr lebendiges und greifbares Bild des Berlin der 20er Jahre präsentiert. Ständig fließen Kleinigkeiten wie nebenbei in die Erzählung mit ein, die das Großstadtleben tagsüber und auch das lasterhafte Nachtleben vor dem inneren Auge entstehen lassen. Passend dazu ist die Sprache oft berlinerisch knapp und manchmal schnoddrig, gelegentlich darf auch berlinert werden, und wie die Autorin mit Worten Bilder malt, hat mir ausgezeichnet gefallen.

Dass in diesem schillernden und bunten Sittengemälde Berlins in den 20ern ein Kriminalfall angesiedelt ist, der ausgerechnet von einem frisch vom Land hereingestolperten jungen Kriminalkommissar gelöst werden soll, ist eine wunderbare Ausgangssituation, die die Autorin perfekt umgesetzt hat. Ich habe diesen atmosphärischen Krimi sehr genossen.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Kejas Blogbuch
Die Leserin
Wortgestalt
Nicht ohne Buch
Die Vorleser

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Titel: Der weiße Affe
Autor: Kerstin Ehmer
ISBN / ASIN:
9783865325846
Sprache:
deutsch
Genre: Krimi, historisch
Serie: nein
Verlag:
Pendragon
Erscheinungsjahr:
2017
Medium:
Klappbroschur
Seitenzahl: 280
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

 

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6 Jahre her

Hey wie toll, Du hast mich ja direkt wieder in das Buch und die Zeit gebracht. Deine Rezension trifft die passenden Worte und genau das hatte mich auch fasziniert. Das schillernde Nachtleben, die Figuren, die Sprache und natürlich der Kriminalfall. Richtig klasse.
Liebe Grüße und hab noch ein schönes Wochenende
Kerstin

Bislang habe ich wirklich nur positive Eindrücke gelesen und wenn der Flair der damaligen Zeit obendrauf fast greifbar ist muss das Buch wohl auf kurz oder lang auch bei mir einziehen (=
Kerstin hatte damals ja die Blogtour mitgemacht, da wurde ich schon richtig angefixt!

Hab einen mukkeligen Samstag!