[Hörbuch] Opfer 2117 von Jussi Adler-Olsen – Sonderdezernat Q #8

Darum geht’s:

Im Mittelmeer kentert ein Flüchtlingsboot und die tote Frau, die angeschwemmt wird, animiert einen jungen Mann in Dänemark zu einer Racheaktion. Getarnt als Flüchtlinge kommen auch Terroristen mit an Land, die in Deutschland Attentate verüben wollen. Und einer der Männer hat einen ganz persönlichen perfiden Plan, der den Ermittler Assad förmlich durch die Hölle schickt.

So fand ich’s:

Man kennt es aus dieser Reihe um das Sonderdezernat Q, dass verschiedene Handlungsstränge lange Zeit parallel laufen und sich irgendwann auf geschickte Weise miteinander verbinden. Schon beim vorherigen Band “Selfies” habe ich kritisiert, dass diese Verbindung auf Zufällen beruhte und es an dem Zwangsläufigen fehlte, das man nicht sah, aber immer schon da war, das mir in den vorherigen Bänden so gut gefallen hat. Bei diesem inzwischen 8. Teil der Reihe ist es nicht nur Zufall, sondern unglaubwürdiger Zufall zum Kopfschütteln, der die Handlungsstränge verbindet.

Nachdem wir im letzten Band einen erschreckenden Blick in Roses Vergangenheit werfen konnten, wird hier nun Assads Schicksal beleuchtet. Dass er viele Geheimnisse hat und nicht so harmlos ist, wie er wirken möchte, war uns Fans dieser Serie sicher schon lange klar. Welcher Superman sich hinter der Fassade verbirgt, hat mich auch nicht wirklich überrascht. Wie dumm er sich aber in seiner Zeit im Irak verhalten hat, ließ meinen Mund vor Unglauben offenstehen.

Details gibts hier, die spoilern aber den Inhalt. Wer es riskieren will, *bitte hier klicken* Zuerst macht sich der UN-Waffeninspekteur im Irak Jess Björn auf, rein privat zu spionieren. Man weiß nicht wieso, was ihn motiviert. Und natürlich wird er erwischt. Sein Bruder bittet den ebenfalls im Irak eingesetzten UN-Waffeninspekteur Assad, bei der Befreiung aus einem besonders gesicherten Spezial-Anbau von Abu Ghraib zu helfen. Assad wollte schon nicht, dass seine Familie (schwangere Frau und zwei kleine Töchter) in den Irak zu Besuch kommen, während er auf offizieller UN-Mission ist. Dass er sich nun illegal, privat und komplett ohne Plan in ein Foltergefängnis begibt, lässt ihn nicht an eine erhöhte Gefahr für seine Familie denken. Jess Björn wird durch Assad befreit und flieht mit seinem Bruder Richtung Dänemark. Assad geht zu seiner Familie im Irak und wartet brav, bis er verhaftet und seine Familie verschleppt wird. Klingt bescheuert? Ist es auch. Dass dann noch 16 Jahre vergehen, bis in dieser Sache wieder etwas passiert, ist mindestens ebenso bescheuert.

Leider ist das nur die Spitze des Eisberges der Dummheit. Das Buch ist durchsetzt von Handlungen, die ich nicht nachvollziehen konnte, von undurchschaubaren Motivationen und viel zu vielen Zufällen.

Es gibt einen Bösewicht, der so eindimensional ist, dass man ihn nur als Karikatur begreifen kann. Und der einzige Punkt, an dem er sich andeutungsweise menschlich zeigt, bleibt im Nebel und wird nicht erklärt. Das restliche Team des Sonderdezernat Q wird fast schon zu Nebenfiguren degradiert und deshalb kam für mich auch die Interaktion im Team viel zu kurz. Der übliche Humor und Wortgeplänkel fehlten ganz.

Dafür war der Mittelteil des Buches vollgestopft mit Handlung, die zu nichts führte, häufigen Szenen- und Personenwechseln und dem völlig idiotischen Einsatz eines Defibrillators unter konstruierten Umständen. Bis zu einem nervigen, zerfaserten Showdown fiel die Frequenz ab, es ging nicht mehr ganz so Schlag auf Schlag, dafür fiel dann aber deutlicher auf, wie irrelevant die eine oder andere Wendung war. Die Stimmung war ernst und tragisch, und der Unterhaltungswert mäßig.

Der Sprecher der Hörversion kann nichts dafür.

Hat Adler-Olsen das im Suff geschrieben? Hat Adler-Olsen das überhaupt geschrieben? Die Bände 1 bis 6 zeigen, dass der Autor es kann. Wieso er sich mit diesem Buch so verstiegen und so weit von der Atmosphäre dieser Reihe entfernt hat, sich dafür aber offensichtlich wenig Mühe mit der Konstruktion der Handlungsabläufe und Motive gegeben hat, ist mir schleierhaft. Ich habe mich öfter geärgert als unterhalten gefühlt. Und deshalb kann ich leider für diesen Band kein positives Fazit ziehen. Mir bleibt nur zu hoffen, dass der nächste, der vorletzte Band dieser Reihe, wieder zu alter Stärke zurückfindet.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Erbarmen
Schändung

Erlösung
Verachtung

Erwartung
Verheißung
Selfies
Opfer 2117
Natrium Chlorid

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Titel: Opfer 2117
Original-Titel: Offer 2117
Autor/in: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer/in: Hannes Thiess
Sprecher/in: Wolfram Koch
ISBN / ASIN: ‎B07YFKQFH6
Serie: Sonderdezernat Q #8
Sprache:
Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Der Audio-Verlag
Erscheinungsjahr:
2019
Medium:
ungekürztes Hörbuch
Hördauer: 18 Stunden 9 Minuten
Seitenzahl Print: 592
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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9 Monate her

Ich habe vor kurzem den fünften Band der Reihe gelesen, hinke insgesamt also noch etwas hinterher. Allerdings muss ich sagen dass ich bisher immer noch nicht den Hype um die Reihe so wirklich nachvollziehen kann, da die Figuren und ihr Verhalten auf mich meist komplett unglaubwürdig wirken und ich die klamaukigen Dialoge stellenweise echt nervig finde.

Bin man gespannt ob ich es irgendwann noch bis zum Ende der Reihe schaffe, deine Rezension macht mir jetzt nicht unbedingt mehr Lust auf die Bücher :D