Darum geht’s:
In “Clärchens Ballhaus” geht es am Samstagabend hoch her, bis man die Garderobiere Adele Schmidt ermordet im Hof entdeckt. Ihr Exfreund gerät in Verdacht, ihr russischer Schauspiellehrer – oder hat der neue Klavierspieler im Ballhaus etwas damit zu tun, den Adele empfohlen hatte und der seit dem Mord spurlos verschwunden ist?
So fand ich’s:
Auf den ersten Blick scheint es kein gutes Motiv zu geben, die allseits beliebte Garderobiere Adele zu ermorden. Auch scheint es seltsam, sie erst mit Chloroform zu betäubten und sofort danach zu erwürgen. Es gibt ein paar spärliche Indizien zu überprüfen und als kurz darauf eine weitere junge Frau überfallen und mit Chloroform betäubt wird, ist höchste Eile geboten.
Ausgerechnet jetzt bleibt Leos Kollege und Freund Robert Walther der Arbeit fern und wird dann auch noch dem Begleiter seiner Exfreundin gegenüber handgreiflich. Eine Strafversetzung folgt und Neufeld von der “Politischen” soll Leos Team verstärken. Roberts persönliche Not entzweit ihn mit Leo und seinem geliebten Job, er ist von seiner großen Liebe verlassen worden – und ich fürchte, das treibt ihn in die Arme politischer “Menschenfänger”.
Über der Serie schwebt sowieso der aufziehende Nationalsozialismus und ich habe schon länger Angst um Leos Assistenten Sonnenschein, einen Juden. Nun sieht es so aus, als müsse ich mir auch Sorgen um Robert machen. Leos Sohn hat ebenfalls eine unangenehme Begegnung mit fanatischen Jugendlichen, denen er auf den Leim gegangen ist. Manchmal wird mir ganz elend, wenn ich Parallelen zur aktuellen politischen Entwicklung entdecke, denn wie auch in den anderen Bänden dieser tollen Krimiserie wird auch diesmal die zeitgeschichtliche Situation Ende der 1920er Jahre greifbar und lebendig.
Im “Ballhausmörder” lernen wir erfolgreiche Frauen wie Clärchen und ihre “Salondamen” kennen, ein loser Zusammenschluss von seriösen Betreiberinnen von Ballhäusern oder ähnlichem. Teils verheiratet, teils ledig, stehen sie für emanzipierte und clevere Geschäftsfrauen, die etwas auf die Beine stellen. In früheren Bänden dieser Reihe durften wir schon einen Blick werfen auf hart schuftende Mehrfachmütter in den ärmeren Vierteln, die sich und ihre Familie kaum durchbringen können. Die Salondamen bilden eine Brücke zwischen den Frauen, die aus purer Not jede Arbeit machen müssen und den Ehefrauen erfolgreicher Männer, die sich ausschließlich gesellschaftlich engagieren. Clärchen bzw. Clara Bühler hat mir sehr gut gefallen und ich war von ihrer handfesten und fürsorglichen Art sehr angetan.
“Der Ballhausmörder” ist wie die anderen Bände auch ein unblutiger Krimi der leisen Töne mit interessanter Ermittlungsarbeit, der die Zeit, in der er spielt, lebendig werden lässt und einen mitnimmt ins Berlin zwischen den Weltkriegen. Susanne Goga ist noch fleißig dabei, weitere Bücher mit Leo Wechsler in der Hauptrolle zu schreiben und ich freue mich sehr darauf, beim “Schatten in der Friedrichstadt” und dem vor drei Monaten erschienenen “Der Teufel von Tempelhof” wieder mitzuermitteln und am Leben von Leo und seinem Umfeld teilzunehmen. Und hoffentlich auch in Zukunft noch lange Zeit weiter!
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Leo Berlin
Tod in Blau
Die Tote von Charlottenburg
Mord in Babelsberg
Es geschah in Schöneberg
Nachts am Askanischen Platz
Der Ballhausmörder
Schatten in der Friedrichstadt
Der Teufel von Tempelhof
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Titel: Der Ballhausmörder
Autor/in: Susanne Goga
ISBN / ASIN: 978-3-423-21808-5
Sprache: Deutsch
Genre: Historischer Kriminalroman
Serie: Leo Wechsler #7
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2020
Medium: Taschenbuch
Seitenzahl: 320
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite