[Hörbuch] Selfies von Jussi Adler-Olsen – Sonderdezernat Q #7

Darum geht’s:

Carl Mørck fällt die Ähnlichkeit eines aktuellen Mordfalles mit einem ungelösten Fall aus früheren Jahren auf. Doch die Mordkommission will den neuen Mordfall nicht an das Sonderdezernat Q abgeben. Dessen Statistik weist sie als nicht effektiv und sogar überflüssig aus und Carl muss gegen die Auflösung seiner Abteilung kämpfen. Außerdem benimmt sich Rose immer merkwürdiger und landet schließlich in der Psychiatrie.

So fand ich’s:

Es gehört zu den Eigenheiten der “Sonderdezernat Q”-Fälle, dass Handlungsstränge lange Zeit nebeneinander her laufen und sich dann schlüssig – oft mit einem Aha-Effekt – ineinander einfügen.

In “Selfies” gibt es so einige Handlungsstränge und nicht nur die üblichen zwei. Da wäre das Schicksal von Rose, bei der durch den letzten Fall “Verheißung” und eine Hypnosesitzung ein großes Trauma der Vergangenheit wieder in den Vordergrund gerückt ist. Zu den Ermittlungen kann sie nichts beitragen, weil es ihr dafür viel zu schlecht geht, doch die Kollegen wollen Rose helfen und versuchen in privaten Recherchen herauszufinden, was sie früher so traumatisiert hat. Rose ist mir im Laufe der gemeinsamen Lesereise ans Herz gewachsen und ich war neugierig, hinter ihre Fassade der durchgeknallten, herrischen Mitarbeiterin zu schauen und habe tiefe Abgründe gefunden.

Wir beobachten die frustrierte Angestellte des Sozialamts Anneli, die angesichts einer schlimmen Diagnose beschließt, es einigen “Schmarotzern”, die vor ihren Augen den Sozialstaat seit Jahren ausnutzen, heimzuzahlen und sie zu töten. Auch ihre potenziellen Opfer betrachten wir näher. Besonders viel Sympathie haben die munteren Damen, die ihre Leben auf Kosten anderer zu genießen versuchen, bei mir nicht erweckt. Sie stellen sich aber auch nicht wirklich geschickt an, so dass ich eher Mitleid für sie empfand; auf gar keinen Fall habe ich sie um ihr Leben beneidet.

Und dann gibt es noch die beiden Mordfälle, bei denen vor Jahren und wieder vor einigen Tagen eine Frau mit eingeschlagenem Schädel gefunden wurde.

Diese Handlungsstränge hängen wie üblich nur lose zusammen – doch leider habe ich diesmal auf den genialen Dreh gewartet, der eine zwangsläufige Verbindung zwischen ihnen schafft. Der Zufall spielte eine große Rolle und die Vermischung der Leben der einzelnen Personen hat bei mir eher ein Augenrollen als einen vor Erstaunen offenstehenden Mund verursacht.

Weil Adler-Olsen es schafft, tief in die Seelen seiner Figuren zu schauen und ihre Taten nachvollziehbar zu motivieren, sie mit Eigenheiten und ganz unterschiedlichen Lebensphilosophien auszustatten, ist es mir auch hier nicht passiert, dass ich Figuren miteinander verwechselt habe. Doch waren es für meinen Geschmack zu viele Personen, die auf zu viele verschiedene Arten zufällig miteinander interagierten. Ich bekam das Gefühl, auf ein unentwirrbares Handlungsknäuel zu schauen, was für mich die Spannung ausbremste und gerade beim Hörbuch einiges an Konzentration erforderte. Ich hätte es ziemlich radikal sogar besser gefunden, wenn entweder der Handlungsstrang um Anneli oder die Geschehnisse um die beiden erschlagenen Frauen ganz weggefallen wären. Denn so richtig wollten sie sich in meiner Wahrnehmung auch nicht miteinander verbinden. Der Flickenteppich blieb.

Wolfram Koch hat wie immer wunderbar gelesen und ich habe mich an den gewohnten Einblicken in menschliche und gesellschaftliche Abgründe mit dem üblichen Grusel erfreut. Ein bisschen habe ich mich darüber gewundert, dass die Familie Kirschmeier des Hörbuches in der Printversion Zimmermann heißt. Nach einer Namensänderung, die mir in “Verachtung” aufgefallen ist, war das schon die zweite Veränderung, deren Sinn ich nicht wirklich verstanden habe.

Für mich hat diese Band ein bisschen geschwächelt im Vergleich zu den vorhergehenden Teilen. Ich hoffe, Adler-Olsen hat nicht schon all sein Pulver verschossen und findet mit dem nächsten Band “Opfer 2117” wieder zu der Form zurück, die ich so mag.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Erbarmen
Schändung
Erlösung
Verachtung
Erwartung
Verheißung
Selfies
Opfer 2117
Natrium Chlorid

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Titel: Selfies
Original-Titel: Selfies
Autor/in: Jussi Alder-Olsen
Übersetzer/in: Hannes Thiess
Sprecher/in: Wolfram Koch
ISBN / ASIN: ‎3423281073
Serie: Sonderdezernat Q #7
Sprache:
Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Der Audio-Verlag
Erscheinungsjahr:
2017
Medium:
Ungekürztes Hörbuch
Hördauer: 17 Stunden 17 Minuten
Seitenzahl Print: 576
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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