Zum IndieAuthorDay würde ich euch gerne eine sehr vielseitige Autorin vorstellen:
Angelika Lauriel
Sie schreibt sowohl Kinder- und Jugendbücher als auch zeitgenössische Romane für Erwachsene (teilweise auch unter dem Pseudonym Laura Albers) und wurde bereits von diversen Verlagen verlegt. Sie wagte jedoch auch den Self-Publishing-Weg und hat so bereits mehrere Bücher herausgebracht, u.a. „Emilia und das Flüstern von Liebe“ und „Vier für die Umwelt: Giftskandal am Schellenbach“. Hier geht es zu meinen entsprechenden Rezensionen:
Rezis folgen…
Angelika lebt mit ihrer Familie, zu der auch die französische Bulldogge Banou gehört, im Saarland und arbeitet hauptberuflich als Literaturübersetzerin. In ihrer Freizeit spielt sie gerne Theater und singt in einem Kammerchor. Hier könnt ihr mehr über Angelika und ihre Bücher erfahren: https://www.angelikalauriel.de/
Angelika und ich haben uns vor ein paar Jahren über die Büchereule kennengelernt und ich durfte auch schon einige ihrer Buchprojekte „aus der Nähe“ mitverfolgen. Wir haben es leider noch nicht geschafft, uns persönlich zu treffen. Aber da gebe ich die Hoffnung nicht auf. 😉 Und sie hat sich bereit erklärt, uns zum IndieAuthorDay ein paar Fragen zu beantworten.
Ayashas Interview mit Angelika Lauriel
Liebe Angelika,
Vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, mit uns anlässlich des IndieAuthorDay 2021 ein bisschen zu plaudern.
Wie kam es zu deiner Entscheidung im Selfpublishing zu veröffentlichen?
Antwort Angelika Lauriel:
Es gibt Bücher, die einfach in Verlagen keinen richtigen Platz finden. Mir wurde mehrmals gesagt, diese speziellen Romane seien „zu still und intensiv“, man könne sie nicht so leicht einordnen, und es wäre besser, wenn da ein berühmter Name drauf stünde. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entschloss, es dann selbst zu versuchen. Mit langjähriger Erfahrung, guten Lektor*innen und Coverdesignerinnen im Rücken habe ich es gewagt.
Welches sind aus deiner Sicht die wichtigsten Unterschiede zwischen Verlagsveröffentlichung und Selfpublishing? Was sind die Vor- und Nachteile?
Antwort Angelika Lauriel:
Beim Self Publishing muss man als Autor*in alles selbst organisieren und auf den Weg bringen. Man trägt für das Projekt vom ersten bis zum letzten Schritt allein die Verantwortung. Das hat den Vorteil, dass man alle Entscheidungen selbst treffen kann. Und den Nachteil, dass man alle Entscheidungen selbst treffen muss ;-).
Self Publishing heißt also vor allem: Freiheit. Allein ist man allerdings ziemlich aufgeschmissen, denn wenn nur eine einzige Stimme in den Wald ruft: „Seht her, ich habe ein neues Buch veröffentlicht“, dann wird das kaum wahrgenommen. Das Schwierigste ist also beim SP das Trommeln, das Marketing. Aber davor stehen auch schon haufenweise Entscheidungen, die das spätere Marketing mit bestimmen, angefangen beim Lektorat (NIEMAND sollte ein unlektoriertes Buch veröffentlichen), das für die Leserschaft sicherstellt, dass sie ein angenehm zu lesendes Buch bekommt. Und nein, nicht jede*r, der/die sich Lektor*in nennt, ist auch eine*r. ;-)
Nächste Hürde: das Cover. Man merkt, ob es jemand selbst am PC so irgendwie zusammengeschustert hat, oder ob es jemand gemacht hat, der etwas davon versteht.
Dann: der Buchsatz. Auch nicht gerade easy; sollte man nicht machen, wenn man nicht wenigstens ein bisschen Erfahrung damit hat …
Nachteil des Self Publishing: sein Ruf. Das SP hat einen schlechten Ruf, und der ist nicht ganz und gar unbegründet. Leider. Denn es gibt immer noch und immer wieder Menschen, die ihre Bücher ohne Lektorat, Korrektorat und andere professionelle Hilfe veröffentlichen. Insofern bin ich mit dem SP halb glücklich, halb genervt. Der Self-Publisher-Verband kämpft einigen Jahren dafür, dass Self Publisher eine positivere Wahrnehmung erreichen und das zu recht, denn viele Self Publisher schreiben wirklich gute und professionell gestaltete Bücher.
Du siehst schon, ich kann nicht klar sagen, wo die Vor- und Nachteile liegen. Mit einem Verlag im Rücken kann es einfacher sein, muss es aber nicht. Das hängt ganz vom Verlag ab. Manche sind super aufgestellt und sehr erfahren darin, die richtige Zielgruppe zu erreichen, andere eher nicht. Manche Verlage haben tolle Lektor*innen, andere nicht. Manche Verlage veröffentlichen gut geschriebene und gut lektorierte Bücher, andere nicht. Diese Aussagen gelten für große und kleine Verlage, für bekannte und Indies. Im Grunde muss man als Leser*in immer auf und in das einzelne Buch schauen, um zu sehen, ob es gut ist und dem eigenen Geschmack entspricht.
Hat sich aus deinen Erfahrungen heraus für dich eine ideale Veröffentlichungsvariante herausgestellt?
Antwort Angelika Lauriel: Nein.
Bist du im Rahmen deiner Übersetzungsarbeit auch für Selfpublisher tätig? Wenn ja, gab es da Unterschiede zur Übersetzungstätigkeit von Verlagsbüchern?
Antwort Angelika Lauriel:
Nein, bisher nicht. Für mich persönlich gäbe es allerdings keinen Unterschied, da ich beim Übersetzen immer mein Bestes gebe. Mein Ziel ist es, so zu übersetzen, dass man dem Zieltext nicht mehr anmerkt, dass er ursprünglich nicht auf Deutsch geschrieben war. Dabei soll die Stimme des Autors, der Autorin aber nicht unterdrückt werden. Übersetzen ist eine wahnsinnig faszinierende Arbeit und auch eine Herausforderung. Ich habe diesen Beruf studiert, weil mich gerade die Literaturübersetzung immer schon sehr gefesselt hat.
Wie würdest du dir als Selfpublisher eine ideale Zusammenarbeit mit Blogs/Bloggern wünschen?
Antwort Angelika Lauriel:
Im Grunde gibt es diese tolle Zusammenarbeit schon. Blogger*innen, die gern auch mal Bücher aus dem Self Publishing besprechen, können für diese Indie-Autor*innen eine sehr, sehr große Hilfe sein. (Verlage arbeiten deshalb ja auch mit Blogger*innen zusammen.) Meistens stellen Spler gern ihr Buch als Rezensionsexemplar für die Blogger*innen zur Verfügung, oft mit einem ganzen Haufen anderer Geschenke dazu. Das ist dann schon ein Punkt, den ich kritisch sehe. Es soll bei alledem doch ums Buch gehen, nicht um Duftkerzen, Täschchen, Teepackungen … Inzwischen machen auch Verlage solche Geschenke. Da können unbekannte Self Publisher (zu denen ich mich auch zähle) nicht mehr unbedingt mithalten. Das rechnet sich erst, wenn die Verkaufszahlen es hergeben. Und da besteht ein großes Missverhältnis. Von 100 Autor*innen kann eine/r vom Schreiben leben, heißt es. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe (2006) hieß es noch: zwei bis drei von hundert.
Wirklich hilfreich sind Blogs also, wenn sie die Bücher besprechen, ohne auf zusätzliches Tamtam zu achten, wenn sie nur den Text bzw. das Buch (mit Aufmachung) beurteilen. Oft lese ich Rezensionen, die mit einer Art Bullshit-Bingo erstellt sind. Solche Rezis helfen niemandem weiter. Sie gehen nicht auf den Inhalt ein, nicht auf die eigentlichen Stärken in einem Text. Manchmal wirkt es, als habe der Rezensent/die Rezensentin das Buch gar nicht gelesen. Es sind sicherlich die schwarzen Schafe, die das machen. Aber auch bei meinen Büchern habe ich solche Rezis schon gehabt.
Ich schreibe mal rasch eine runter (nicht abgeschrieben). So ungefähr würde sich eine Rezi lesen, die inhaltsleer ist:
Ein supertolles Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Der flüssige Schreibstil hat mich sofort reingezogen, und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich wollte in jedem Kapitel wissen, wie es mit den sympathischen Charakteren weitergeht. Für mich gibt es für dieses superschöne Buch fünf Sterne.
Für uns Autor*innen ist es zwar auch sehr schön zu sehen, dass unsere Bücher so gern gelesen wurden, aber viel dringender sind bestimmte Fragen: Was genau ist an den Charakteren sympathisch oder unsympathisch und warum fiebert man mit ihnen mit (vielleicht, weil man etwas Ähnliches erlebt hat oder sich so gut hineinfühlen kann?) Was ist an der Sprache so gut/leicht/angenehm, dass man den Schreibstil als flüssig empfindet? Sind es die stimmigen Bilder/Metaphern, ist es das Authentische der Sprache (z.B. auf die Herkunft der Charaktere bezogen), ist es die Erzählperspektive und ihre Wirkung? Auch eine Anmerkung zur orthografischen Richtigkeit (Stichwort Tipp- oder gar Schreibfehler) und zur grammatischen Richtigkeit können da sinnvoll sein. Rezensionen brauchen nicht allzu lang zu sein, aber man sollte ihnen anmerken, dass der Rezensent etwas beim Lesen empfunden hat. :-) Was eine Rezension übrigens nie sollte: Spoilern.
Und noch eines zum Schluss: Wenn man ein Buchgenre nicht mag, sollte man auch kein Buch aus diesem Genre rezensieren. Damit tut man niemandem einen Gefallen. Ich habe es schon erlebt, dass eine Rezensentin einen ersten Band einer Reihe gelesen hat und von Anfang an sagte: „Eigentlich ist es ja nicht mein Genre, solche Bücher mag ich nicht.“ Entsprechend hat die Lektüre sie darin bestätigt, dass es nicht ihr Genre ist. Dann las sie den zweiten Band mit der gleichen einleitenden Erklärung, dass sei ja nicht ihr Genre, die folgende Rezi hatte wieder den gleichen Tenor. Den dritten Band der Reihe wollte sie ebenfalls als Leseexemplar und versäumte nicht, vorher zu erwähnen, dass sie dieses Genre nicht mag. Aber sie würde dann dem dritten Band die Chance geben, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das war der Punkt, an dem ich ihr klar signalisierte, dass auch Band 3 vom selben Genre wäre und sie das Buch dann doch zugunsten einer Leserin, die das Genre liebt, freilassen sollte. :-)
Sonst ist es so, als würde man sagen: „Ich bin Vegetarierin und vertrage keine Tomaten, Pasta mag ich auch nicht. Aber heute bestelle ich mir mal Spaghetti Bolognese.“ Damit ist niemandem ein Gefallen getan.
Ich persönlich habe aber meistens nur die besten Erfahrungen mit Buchblogger*innen gemacht, und darüber bin ich sehr froh!
Arbeitest du zurzeit an einem Buchprojekt? Wenn ja, darfst du schon was dazu verraten?
Antwort Angelika Lauriel:
Ja, ich arbeite ja eigentlich immer an einem Buchprojekt. Allerdings hat sich das Tempo verlangsamt. Zum Schreiben komme ich nicht mehr so oft. Mein aktuelles Projekt wird aber sogar durch ein Stipendium gefördert. Es ist ein Liebesroman, der in der Toskana spielt, und in dem es um die Liebes- bzw. Lebensgeschichten von Frauen zweier Generationen (Mutter und Tochter) geht. Es ist ein Projekt, das schon seit mehreren Jahren wächst. Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht, kann ich es dank des Kulturstipendiums vermutlich noch dieses Jahr beenden. Du hast als eine meiner lieben Testleserinnen sogar die Möglichkeit, hineinzulesen.
Davon abgesehen gibt es noch mehrere Projekte, die ich gern auf den Weg bringen will. Aber ich habe meine Schlagzahl zu Gunsten der Literaturübersetzungen verringert. Sicher ist, dass es im kommenden Jahr mindestens ein neues Buch geben wird. :-)
Vielen Dank, liebe Angelika, dass du dir Zeit für uns und den IndieAuthorDay genommen hast. Ich werde auf jeden Fall nach deinen weiteren Büchern Ausschau halten und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.