Schatten in der Friedrichstadt von Susanne Goga – Leo Wechsler #8

Darum geht’s:

Der Zeitungsjournalist Graf ist ein Einzelgänger, der sich am liebsten auf das Dach des Verlagshauses zurückzieht. Als man seine Leiche im Hinterhof findet, ist nicht klar, ob er gesprungen oder gefallen ist oder heruntergestoßen wurde. Er hatte einen entlarvenden Artikel in Vorbereitung, aber niemandem erzählt, worum es gehen sollte. Bald wird klar, dass der einflussreiche Hugenberg-Konzern verwickelt ist und Leo Probleme macht.

So fand ich’s:

Ein bemerkenswerter Aspekt der Wechsler-Krimis ist für mich, dass man von Band zu Band deutlicher merkt, wie sich die politische Lage in Berlin verschiebt und die Nazis immer penetranter am Horizont erscheinen. Das ist so greifbar, so gruselig, aber gleichzeitig faszinierend und leider auch immer wieder den aktuellen politischen Entwicklungen sehr nah.

Auch dieser inzwischen 8. Band handelt nicht nur von einem Mordfall, den Leo Wechsler und sein Team aufklären müssen, sondern man wirft auch einen spannenden Blick ins Pressehaus des Hugenberg-Konzerns, das große Teile der Presse kontrolliert und den Nazis Stück für Stück den Weg bereitet. Dem gegenüber stand das eher liberal und weltoffen eingestellte Medienhaus der jüdischen Brüder Ullstein, das im “Schatten in der Friedrichstadt” ebenfalls eine Rolle spielt. Dieser Aspekt der jüngeren deutschen Geschichte war mir nicht so deutlich bewusst und ich habe neben einem unterhaltsamen und spannenden Krimi wieder einmal etwas dazu gelernt.

Natürlich dürfen wir auch wieder mit-ermitteln und mit-rätseln, wer wieso dem Journalisten etwas angetan hat. Die Nachforschungen der Polizei führen uns zu verschiedenen interessanten Nebenfiguren und waren wie immer auf eine solide und lebensnahe Art spannend zu verfolgen. Auch das Privatleben von Leo und seiner Familie wird thematisiert. Da er mit seinen Ermittlungen einflussreichen Menschen auf die Füße tritt, wird er selbst Zielscheibe in der Presse und muss ertragen, dass er persönlich angegriffen wird.

Bisher haben mich alle 8 Bände der Leo Wechsler Reihe absolut überzeugt und wunderbar unterhalten. Spannende Fälle, ein Sittengemälde der späten 1920er und ein absolut realistischer Einblick in die jüngere Vergangenheit. Einerseits freue ich mich auf den kürzlich erschienenen 9. Band, aber andererseits schnürt es mir so langsam die Kehle zu angesichts der politischen Entwicklungen im Berlin des Jahres 1928 bzw. befinden wir uns in “Der Teufel von Tempelhof” schon im Jahr 1929 und damals wie jetzt ist der gerade viel zitierte “Rechtsruck” spürbar.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Leo Berlin
Tod in Blau
Die Tote von Charlottenburg
Mord in Babelsberg
Es geschah in Schöneberg
Nachts am Askanischen Platz
Der Ballhausmörder
Schatten in der Friedrichstadt
Der Teufel von Tempelhof

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Titel: Schatten in der Friedrichstadt
Autor/in: Susanne Goga
ISBN / ASIN:
‎ 978-3423219624
Sprache:
Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Serie: Leo Wechsler #8
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr:
2022
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 336
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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