Windmühlenträume von Brigitte Janson

Darum geht’s:

Die disziplinierte und ehrgeizige Hamburger Hotelmanagerin Maike Matthiesen stürzt mit dem Kopf gegen ein Denkmal. Als sie wieder zu sich kommt, kann sie nicht mehr diplomatisch lügen und platzt mit Wahrheiten heraus, die für ihr Gegenüber nicht immer schmeichelhaft sind. Nachdem sie damit dem Hotel geschadet hat, schickt ihr Chef sie in Zwangsurlaub. Für Maike ist das eine gute Gelegenheit, in ihre alte Heimat ins Hamburger Umland zu fahren. Sie hofft, ihren Kopf hier wieder geraderücken zu können, doch es drängen noch ganz andere Wahrheiten an die Oberfläche.

So fand ich’s:

Durch den Schlag auf den Kopf ist Maikes Welt durcheinander geraten. Und das fand ich auch ganz gut so, denn die Maike, wie sie vorher war, hätte ich sicher nicht gemocht. Ehrgeizig und erfolgreich ja, aber sie lebt in einer unpersönlichen Wohnung und hält die einzige Freundin Gesine und den Lover Robert immer auf Armeslänge von sich weg. Doch natürlich hat es Gründe, wieso Maike so geworden ist, denn als junges Mädchen war sie ganz anders. Sie hat sich ihr Weltbild aber selbst gut und fest eingeredet und es dauert, bis sie sich einige Dinge eingestehen kann.

Als Leser sind wir da schlauer, denn neben Maike im Hier und Jetzt bekommen wir auch einen zweiten Erzählstrang präsentiert, der von Rosa, Maikes Stiefmutter, als junges Mädchen handelt. Eine Generation früher als Maike erlebt sie Dinge, die nicht nur ihr eigenes Schicksal prägen, sondern auch Maike bis heute beeinflussen.

Der Erzählton dieses Romans ist wie bei allen Büchern der Autorin gewohnt flüssig und leicht, auch wenn die Erlebnisse von Maike und ihrer Familie nicht immer nur positiv sind. Im Gegenteil, es gibt tragische Ereignisse und manche Lebenswege verlaufen nicht so, wie man es den Beteiligten wünsche würde. Aber durch die ruhige und gefühlvolle, nie überdramatisierende oder ins Kitschige abrutschende Erzählweise, durch die gelassene Art der norddeutschen Bewohner der Vierlande und durch den ebenso deutlich spürbaren Humor, mit dem das Leben durchaus auch genossen wird, ist die Erzählung nie zu schwer. Packen und berühren kann sie einen auf jeden Fall.

Wie immer kommt bei Brigitte Jansons Büchern genau wie bei den humorvollen Romanen, die sie unter dem Namen Brigitte Kanitz geschrieben hat, die Liebe zu Norddeutschland und der kernigen und trinkfesten Bevölkerung mit großem Herzen deutlich hervor. “Windmühlenträume” ist kein Liebesroman, auch wenn das Buch mehr als eine große Lovestory enthält. Man bekommt hier viel mehr, nämlich eine Reise in die Vergangenheit, die Maike die Augen öffnet und ihr klar macht, worauf es wirklich ankommt.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Carmens Bücherkabinett
EL News

Meine Rezensionen zu weiteren Büchern von Brigitte Janson:

Winterapfelgarten

und unter dem Namen Brigitte Kanitz:

Immer Ärger mit Opa
Oma packt aus
Mord mit Schnucke
Onkel Humbert guckt so komisch
Fahr zur Hölle, Schatz!
Mister Dream: Achterbahn der Gefühle
Die Herzensammlerin

 


Ich bedanke mich herzlich beim Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar

[Werbung] Bildquelle und Leseprobe auf der Verlagsseite

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7 Jahre her

Also wenn ich nach dem Cover geurteilt hätte, dann wäre ich von einem kitschigen Liebesroman ausgegangen und das ist so gar nicht mein Genre. Aber durch Deine Rezi hat es das Buch wirklich auf meine WL geschafft.
Vielen Dank, dass Du meine WL immer voller machst *g*
Liebe Grüße!

7 Jahre her
Reply to  Gabi

Ich muss nur aufpassen, dass mich mein Bücherstapel nicht mal unter sich begräbt *g*

7 Jahre her

Hallo Gabi,
ich habe neulich “Die Herzensammlerin” von der Autorin gelesen udn fand es sehr schön, kenne auch andere ältere Romane. Bei diesem hier muss ich aus sub-technischen Gründen erstmal aussetzen, aber irgendwann werde ich ihn auch lesen :-)
Liebe Grüße, Heike