Darum geht’s:
Es ist Urlaubszeit und der 11jährige Benjamin Dufva wird von seinem Vater ins Segelcamp geschickt. Dort hat er aber nicht besonders viel Spaß, denn er gehört zu den kleinsten und wird gehänselt. Als ein Mädchen aus seiner Gruppe verschwindet, wird Polizist Thomas Andreasson ins Camp geschickt, um bei der Suche zu helfen. Doch das bleibt nicht das einzige, was in diesem Sommercamp schief läuft.
Benjamins Vater hat seine eigenen Probleme. Er muss gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Winnermann vor Gericht aussagen, der die gemeinsame Firma in den Konkurs getrieben und auch Dufvas wirtschaftliche Existenz zerstört hat. Deshalb hat sich Dufva der Staatsanwältin Nora Linde als Hauptbelastungszeuge angeboten.
So fand ich’s:
Benjamin ist klein und ängstlich und hat nicht viel Ahnung vom Segeln. Deshalb kommt für ihn der Spaß am Sommercamp auch zu kurz. Im Gegenteil, er wird zum perfekten Opfer jugendlicher Mobber, denn Isak, der zuständige Betreuer, kämpft mit seinen eigenen Problemen und bemerkt nicht, wie es um Benjamin steht. Zudem treibt sich noch ein erwachsener Segler in der Gegend herum, der Ausschau hält nach Kindern, denen er sich unbemerkt nähern kann.
Die Atmosphäre im Segelcamp fand ich greifbar und sehr realistisch beschrieben. Auch die Gruppendynamik zwischen den Kindern, die Tonangeber, die Wegschauer und die Mitläufer und ganz besonders die beiden Jugendlichen, die den schüchternen Benjamin ständig piesacken, sind mitten aus dem Leben gegriffen. Dabei gibt es keinen ausgesprochenen Bösewicht, sondern nur junge Menschen mit ihren vielen Facetten, Stärken und auch Unzulänglichkeiten. Besonders dieser Handlungsstrang sorgt für eine nachdenkliche und manchmal bedrückende Stimmung.
Aber auch die Erwachsenen haben keinen entspannten Sommer. Benjamins Vater Christian und sein ehemaliger Geschäftspartner und bester Freund hassen sich inzwischen abgrundtief, denn Niklas Winnermann hat eine riesige Geldsumme unterschlagen und damit ihre Firma in den Ruin getrieben. Gerade jetzt startet die Gerichtsverhandlung, in der sich Nora als Staatsanwältin profilieren und für eine Beförderung empfehlen soll. Die Szenen aus dem Gerichtssaal haben mir sehr gut gefallen, denn sie zeigen Nora bei ihrer spannenden Arbeit und gerade dieser Fall ist verzwickter als man auf den ersten Blick glaubt.
Polizist Thomas Andreasson übernimmt die Suche nach Benjamin. Dass ein Kind verschwunden ist, lässt ihn sich ganz besonders engagieren. Auch wenn es privat mit seiner Frau Pernilla im Moment nicht besonders harmonisch läuft, bereut er offensichtlich nicht, wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt zu sein, denn diese Arbeit hält er für wichtig und macht sie mit ganzem Herzen.
Auf 451 Seiten verteilen sich 144 kurze Kapitel. Entsprechend oft schwenkt die Erzählperspektive zwischen den Hauptakteuren hin und her. Gestört hat mich das nicht, im Gegenteil, denn wir bekommen gleichzeitig die verschiedenen Handlungsstränge präsentiert, die alle gleich wichtig sind und zwingend zusammen gehören. Von anfangs gemächlicher Sommeratmospähre kurz vor Mittsommer spitzt sich die Spannung sowohl auf der Seglerinsel als auch im Gerichtsverfahren allmählich immer mehr zu und ehe man sich versieht, ist man gefangen von der Geschichte.
Besonders der menschliche Faktor hat hier großes Gewicht. Es gibt keinen übermächtigen, allwissenden Bösewicht, sondern nur Menschen, die sich allzu menschlich verhalten, die Fehler machen und mit den Konsequenzen zu kämpfen haben. Und das gilt nicht nur für den Kriminalfall, sondern auch für die Geschehnisse im Privatleben der befreundeten Hauptpersonen Nora und Thomas und ebenso für die Nebencharaktere.
Und wieder schafft es Viveca Sten, die Schärengärten um Stockholm so einladend zu beschreiben, dass man sofort dorthin reisen und sich selbst einen Eindruck machen möchte. In diese malerische Inselwelt wird eine vielschichtige Geschichte aus Verbrechen und menschlichen Schwächen gesetzt, untermalt vom ebenso wichtigen Privatleben der Hauptpersonen Nora und Thomas, die wieder einmal genau meinen Lesegeschmack getroffen hat.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch kann man nachlesen bei:
Krimikiosk (Hörbuch)
Krimiblog
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Tödlicher Mittsommer
Tod im Schärengarten
Die Toten von Sandhamn
Mörderische Schärennächte
Beim ersten Schärenlicht
Tod in stiller Nacht
Tödliche Nachbarschaft
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
Loading Likes...
Ja, dieser 8. Fall konnte mich auch wieder voll überzeugen!
Wie schön, dass die Flaute der ein oder zwei Vorgängerbände vorbei ist. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!
LG Gabi